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03.01.09 / Volksschauspieler aus Köln / Vor 100 Jahren erblickte Willy Millowitsch das Licht der Welt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-09 vom 03. Januar 2009

Volksschauspieler aus Köln
Vor 100 Jahren erblickte Willy Millowitsch das Licht der Welt

Willy Millowitsch war nicht nur seitens seiner Eltern, dem Volksschauspieler Peter Millowitsch und dessen Ehefrau Käthe, erblich vorbelastet. Vielmehr fand bereits sein Ururgroßvater als Moritatensänger in der Kölner Stadtchronik Erwähnung. Später hatte die Familie ein Puppentheater, das Millowitschs Großeltern 1896 in eine mundartliche Volksbühne umwandelten.

Willy Millowitsch erwies sich dieses Erbes würdig. Das väterliche Theater interessierte ihn mehr als die Schule. Ohne Abschluß been­dete der am 8. Januar 1909 geborene Kölner bereits 1922 seine Schullaufbahn und wechselte als Schauspieler ans Familientheater. Eine Schauspielerausbildung genoß der Autodidakt nicht. 1940 übernahm er die Leitung des Theaters. Daneben arbeitete er weiter als (Haupt-)Darsteller und als Regisseur für seine Bühne.

Den Zweiten Weltkrieg überstand Millowitschs Theater relativ gut: Große Bombenschäden waren nicht zu beklagen. Und der damalige Oberbürgermeister Kölns, Konrad Adenauer, legte Wert darauf, daß die leidgeprüften Bewohner seiner Stadt bereits im Herbst 1945 wenigstens in Millowitschs Theater etwas zu lachen hatten. Bis 1949 fanden täglich Vorstellungen statt.

In jenem Jahr schuf Millowitsch sich mit der erstmaligen Mitwirkung an einer Fernsehproduktion ein weiteres Standbein. Weitere Fernsehrollen folgten bis 1996. Doch es gab noch eine weitere wichtige Form der Zusammenarbeit Millowitschs mit dem Fernsehen. Im Oktober 1953 wurde an Stelle einer geplatzten Sportübertragung eine Aufführung des Militärschwanks „Der Etappenhas“ durch das Millowitsch-Theater gesendet. Das war eine Premiere, denn erstmals wurde damit in Deutschland eine Theateraufführung im Fernsehen live übertragen. Die nun folgenden regelmäßigen Aufführungsübertragungen durch den Westdeutschen Rundfunk brachten dem Sender Einschaltquoten bis zu 88 Prozent und waren dem Theater eine beständige Einnahmequelle. 1993 begann sich Willy Millowitsch mit seinem Sohn die Geschäftsführung im Theater zu teilen. 1996 zog er sich ganz aus der Geschäftsführung zurück.

Auch als Sänger war Millowitsch erfolgreich. Sein Schlager „Schnaps, das war sein letztes Wort“ aus dem Jahre 1960 verkaufte sich mehr als 900000mal. Jahrzehntelang gehörte er im Rheinland zu den erfolgreichsten Interpreten von Karnevalsliedern. „Wir sind alle kleine Sünderlein“ gehörte ebenso zu seinem Repertoire wie „Kölsche Jung“, das als Orgel­improvisation in Moll auch bei seiner Trauerfeier erklang, als sein Sarg aus dem Kölner Dom getragen wurde.

Willy Millowitsch starb am 20. September 1999 im St.-Elisabeth-Krankenhaus seiner Heimatstadt an Herzversagen. Seine Trauerfeier zeigte noch einmal seine herausragende Stellung in seiner Vaterstadt, deren Ehrenbüger er seit 1989 war. Nach Konrad Adenauer war er der erste Laie, dem die Ehre zuteil wurde, im Kölner Dom aufgebahrt zu werden. Ein bereits zu seinen Lebzeiten aufgestelltes Denkmal auf Kölns Eisenmarkt sowie der unweit seines Theaters liegende Willy-Millowitsch-Platz und der jährlich vergebene Willy-Millowitsch-Preis für besondere Verdienste um die „Kölsche Rede“ halten die Erinnerung an das liebenswerte Kölner Original wach. M. R. Willy Millowitsch Bild: Archiv


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