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03.01.09 / Litauen plant Visa-Erleichterung / Rußland wünscht Wegfall der Visumspflicht – Exklave Königsberg würde zu den Nutznießern zählen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-09 vom 03. Januar 2009

Litauen plant Visa-Erleichterung
Rußland wünscht Wegfall der Visumspflicht – Exklave Königsberg würde zu den Nutznießern zählen

Litauen plant Visa-Erleichterungen für Bürger benachbarter Staaten. Eine Neuregelung könnte vor allem für die Menschen im Königsberger Gebiet vorteilhaft sein, denn sie würde ihnen Reisen ins russische „Kernland“ erheblich erleichtern. Auch Rußland wünscht einen Wegfall der Visumspflicht mit EU-Ländern.

Litauens Außenminister Vygaudas Ušackas plant eine Lockerung der Visumspflicht mit den Nachbarländern. Er will Abkommen über den visafreien Grenzübertritt für Einwohner der Grenzregionen mit Weißrußland und Rußland durchsetzen. Bürger dieser Länder können Sonderpassierscheine erhalten, mit denen sie nach Litauen einreisen dürfen. Die bisher im Rahmen der EU-Nachbarschaftspolitik geltende Regelung, die Erleichterungen für Unternehmer sowie Teilnehmer von Kulturveranstaltungen und Sportwettkämpfen vorsieht, will Ušackas auch auf weißrussische Bürger ausdehnen. Darüber hinaus will Litauen die Visagebühren für alle vom Abkommen betroffenen Länder von 60 auf 35 Euro herabsetzen.

Für das Königsberger Gebiet stellte der litauische Außenminister die Wiedereinführung des visafreien Grenzübertritts in Aussicht. Damit fiele tatsächlich eine große Hürde für die Menschen in Nordostpreußen weg. Seit Litauen zur Europäischen Union gehört, waren Reisen nach Zentral-Rußland für sie mit höheren Kosten oder Umwegen verbunden. Zur wichtigsten Verbindung wurde die Linienverbindung der Fluglinie KD Avia, die mehrmals pro Woche Moskau und andere russische Städte ansteuert. Mit der Fährverbindung von Pillau nach Ust-Luga in der Nähe von St. Petersburg gab es zwar eine Ausweichmöglichkeit, die aber aufgrund des Zeitverlusts durch den Umweg über die Ostsee weniger Anklang fand.

Präsident Medwedew hat nun weitere Visaerleichterungen für Fährpassagiere angekündigt. Ab sofort können diese sich bis zu drei Tagen ohne Visum in Rußland aufhalten. Bislang konnten nur Passagiere von Kreuzfahrtschiffen ohne das Dokument an Land gehen, um etwa St. Petersburg zu besichtigen. Jetzt trifft diese Regelung auch für Fahrgäste von Fähren zu.

Ostseekreuzfahrten erfreuen sich großer Beliebtheit. Das Kreuzfahrtgewerbe hat in St. Petersburg von Jahr zu Jahr an Gewicht gewonnen. Kurzbesuche an der Newa sind zu einem einträglichen Wirtschafts- und Imagefaktor für St. Petersburg geworden. 2008 brachten 320 Schiffe rund 400000 Touristen in die zweitwichtigste Stadt Rußlands. Neben St. Petersburg ist auch Königsberg für Fährreedereien besonders interessant. Da es sich um nicht zur EU gehörende Häfen handelt, lassen sich dort vollwertige Duty-Free-Shops errichten.

Rußland hofft, mit der Visaerleichterung ein Handicap beseitigt zu haben, das die Reedereien häufig als Grund für die Einstellung regelmäßiger Fährverbindungen genannt hatten: Wegen der langwierigen und teuren Visumbeschaffung mußten Reisen über die Ostsee lange im voraus geplant werden. Spontane Reiseentscheidungen entfielen. 2005 stellte die Silja Linie bereits ihre Route von Rostock über Reval (Tallinn) nach St. Petersburg wieder ein, die Tallink sah von der Etablierung einer Dreiecksroute Reval – St. Petersburg – Helsinki ab.

Von russischer Seite ist man an der Einführung einer visafreien Einreiseregelung interessiert. „Wir sind bereit, bereits heute die Visumspflicht abzuschaffen“, sagte Außenminister Sergej Lawrow gegenüber der Presse. Die Abschaffung der Visumspflicht sei ein Beweis dafür, „daß die Seiten an der Entwicklung der Beziehungen festhalten.“ Schon heute bestehe eine strategische Partnerschaft zwischen Rußland und der EU. Rußland sei mit dem gegenwärtigen Stand zufrieden, so der Minister.

Manuela Rosenthal-Kappi

Russischer Überlandbus in Palmnicken: Viele Russen würden gerne visafrei nach Litauen reisen. Bild: Caro


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