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03.01.09 / Ein himmlisches Vergnügen / Der Sammler Johann Fischer hat rund 14000 Darstellungen von Engeln um sich geschart

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-09 vom 03. Januar 2009

Ein himmlisches Vergnügen
Der Sammler Johann Fischer hat rund 14000 Darstellungen von Engeln um sich geschart

Nicht nur zur Weihnachtszeit sind auf Tüten, Geschenkpapier, Schachteln, Dosen und Dekorationsmaterial die beiden kindlichen Engel des italienischen Renaissance-Malers Raffael abgebildet. Dieses berühmte Bild prägt die Vorstellung vieler Menschen von den Himmelsgestalten, die zwischen Gott und den Menschen angesiedelt sind.

Die Vorstellung von Engeln als Helfer einer Gottheit existiert seit einigen tausend Jahren und ist in fast allen Kulturen und Religionen zu finden. Aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. stammen erste Abbildungen eines geflügelten Wesens.

Viele Menschen glauben an Schutzengel, deren Verehrung seit dem 9. Jahrhundert weite Verbreitung fand. „Man sagt, jeder Gläubige, selbst wenn er ganz klein in der Kirche ist, sei von einem Engel begleitet“, stellt der christliche Gelehrte Origines (185–254 n. Chr.) fest. Seit 1670 ist das Schutzengelfest verbindlich für die ganze katholische Kirche vorgeschrieben. Es wird am 2. Oktober gefeiert.

Ein Schutzengel war es, davon ist Johann Fischer aus Kürten bei Köln fest überzeugt, der ihm bei einem Autounfall zur Seite stand. Der Versicherungsvertreter entging 1985 nur knapp dem Tod. Fast fünf Monate lag der damals 50jährige im Krankenhaus. Seine Tochter schenkte ihm als Trost und Schutz eine Engelpuppe aus Stoff. Sie begleitet Fischer seitdem auf allen Autofahrten.

„Damals kam mir die Idee, möglichst viele Schutzengel ins Haus zu holen“, erklärt Johann Fischer. Aus dieser Idee entwickelte sich schnell eine heute ausufernde Sammlung: Kunst und Kitsch, Nippes und Wertvolles, aber immer als Engel zu Erkennendes kam zusammen. Zuerst fanden die Neuerwerbungen im Wohnzimmer Raum, dann wich Fischer in die Hausflure aus, schließlich in Garage und Keller und dann – quasi als i-Tüpfelchen, in ein extra angeschafftes Fachwerkhäuschen im Garten. „Alles was Flügel hat“, scherzt der Sammler, „war mir willkommen.“

Zufall oder Schicksal? Engelsammler Fischer wohnt in einem Ortsteil von Kürten, der ausgerechnet Engeldorf heißt. Als „Engel von Engeldorf“ schaffte er mit seiner Engelsammlung, die bis dahin auf 12642 verschiedene Engel angewachsen war, im Jahr 2002 einen Eintrag ins „Guinessbuch der Rekorde“. An manchen Tagen gaben sich Besucher aus dem In- und Ausland die Klinke in die Hand.

Mittlerweile dürfte Fischer rund 14000 Engel zusammengetragen haben. Mitte des vergangenen Jahres hat er die Führungen durch sein Engelreich eingestellt. Der nun 74jährige macht sich Gedanken über den Verbleib seiner Sammlung. Da die Kinder und Enkel keine Zeit und kein allzu großes Interesse an der (arbeitsintensiven) Hege und Pflege haben, würde Johann Fischer am liebsten alles verkaufen.

Ach ja – welches Geschlecht haben eigentlich Engel? Während in der Bibel die Engel ausnahmslos männlich sind, stellen sich die meisten Menschen unter Engeln weibliche Gestalten mit goldblonder Lockenmähne in weißem Gewand und mit Flügeln vor.

Und Engelexperte Johann Fischer? Er glaubt, daß Engel geschlechtslose Wesen sind, fügt aber beim Auftauchen seiner Frau schnell hinzu: „Meine Frau ist auch ein Engel. Und unsere Bundeskanzlerin, wie der Name Angela schon sagt, auch.“ Siegfried Schmidtke

Engel in jeder Form: Eine Sammlung sprengt alle Vorstellungen.   Bild: Dietmar Michel


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