© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-09 vom 03. Januar 2009

ZUR PERSON

Pate eines Weltbildes

Mit Samuel Huntington ist ein Politikwissenschaftler gestorben, der wohl wie kein anderer seit dem Ende des Kalten Krieges den USA die ideologische Rechtfertigung für ihre Hochrüstung und ihre Interventionen geliefert hat. Gerade Huntington hat der Kultur entscheidende Bedeutung für das Selbstverständnis von Individuen und Gesellschaften beigemessen, und so erscheint es wie eine gewisse Ironie des Schicksals, er gerade am de facto bedeutendsten Festtag seines Kulturkreises gestorben ist.

Samuel Phillips Huntington kam am 18. April 1927 in New York City zur Welt. Seine politikwissenschaftliche Ausbildung genoß er an der Yale University. Das dortige Studium schloß er 1946 mit dem Bachelor-Abschluß ab. Zwei Jahre später erwarb er den Master-Grad an der Chicago University. 1951 promovierte er an der Harvard University in Cambridge/Massa-chusetts schließlich zum Ph. D.

1950 begann er seine akademische Lehrtätigkeit an der Harvard University in Cambridge, an der er in den darauffolgenden Jahrzehnten Karriere machte. Daneben beriet er als Mitglied des Nationalen Sicherheitsrat und des „Institute for Defense Analysis“ mehrere Regierung seines Landes.

Im Jahre 1993 stand er mit seiner in „Foreign Affairs“ herausgegebenen Studie „The Clash of Civilizations“ (Kampf der Kulturen) Pate für ein neues Weltbild. Nachdem es nach dem Sieg der von den USA angeführten freien Welt über das von der UdSSR dominierte sozialistische Lager kurze Zeit so schien, als sei nun eine Art paradiesisches Endstadium der Geschichte erreicht, präsentierte Huntington dem Sieger des Kalten Krieges mit den nichtwestlichen Kulturkreisen ein neues Feindbild.

M. R.