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10.01.09 / »Wir ... aus Tilsit« / Auf den Spuren der eigenen Vergangenheit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-09 vom 10. Januar 2009

»Wir ... aus Tilsit«
Auf den Spuren der eigenen Vergangenheit

Wir fanden uns vor zehn Jahren und treffen uns seitdem jährlich. Wir kannten uns vorher nicht, aber wir kennen unsere gemeinsame Geburtsstadt von damals, als wir noch in ihr lebten. Wir kennen noch Strom, Straßen, Parks, Teiche aus eigenem Erleben. Unsere Wege führten am Schenkendorfdenkmal vorbei, und auf Spaziergängen auch zu dem Marmorstandbild der Königin Luise im Park von Jacobsruh.

Wir gehören zu den letzten Jahrgängen, die in unserer Geburtsstadt noch Schreiben, Lesen und Rechnen lernten. Wir erlernten es in der Johanna-Wolff-Schule. Auf Schiefertafeln, an denen zwei Schwämme baumelten, ein feuchter und ein trockener. Wir wußten noch, was es bedeutete, artig zu sein, und lernten es in der Schule noch. Doch auch sonst wußten wir, wann ein Knicks zu machen war oder ein Diener erwartet wurde.

Gern erinnern wir uns, wenn wir jetzt zusammen sind, auch an damals übliche Spiele. Spiele, die wir alle spielten, wenn auch auf verschiedenen Höfen oder Straßen. Und wir alle kennen auch die Badestellen für uns Jüngere von ehedem in unserer Stadt, sowohl die in der Schalup wie auch die in der Memel, zu der man nach Überqueren der Luisenbrücke gelangte. Es war eine untiefe sandige Bucht gleich rechts.

Wir haben von der Brücke aus auf Schleppkähne und Flöße geschaut und sind auf dem heimatlichen Strom mit Dampfern gefahren. Aber wir alle haben auch die Luftschutzkeller unserer Stadt kennenlernen müssen. Doch wir überlebten Fliegerangriffe, Bombardierungen, Brände, Flucht und alles, was folgte. Das alles heißt für uns Heimat und verbindet uns.

Wir sind fern von unserer Heimat, aber bei unseren jährlichen Treffen irgendwie zu Hause. Vieles taucht in diesen Tagen auf in Wort und Bild und im Inneren.

„Ach ja!“ „Stimmt!“ „Das weiß ich auch noch!“ Diese und ähnliche Bestätigungen hört man immer wieder, wenn wir „unter uns“ sind.           Hannelore Patzelt-Hennig


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