26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
17.01.09 / »Preußen setzt den Gegenakzent« / »Hohe Wertschätzung in der Welt«: Interview mit Volker Tschapke, Präsident der Preußischen Gesellschaft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-09 vom 17. Januar 2009

»Preußen setzt den Gegenakzent«
»Hohe Wertschätzung in der Welt«: Interview mit Volker Tschapke, Präsident der Preußischen Gesellschaft

Die zukunftsweisende Tradition Preußens wachzuhalten, hat sich die Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg zur Aufgabe gemacht. Am 18. Januar lädt die Gesellschaft zu ihrem traditionellen Neujahrsempfang in Berlin. Aus diesem Anlaß sprach Hinrich E. Bues mit dem Präsidenten der Gesellschaft Volker Tschapke.

PAZ: Herr Tschapke, Sie sind der Gründungspräsident der Preußischen Gesellschaft und wollen das gute Erbe Preußens wieder in das Bewußtsein heben. Wie kommt es, daß der Name „Preußen“ heute jedenfalls von der politischen beziehungsweise geographischen Landkarte verschwunden ist?

Tschapke: Das liegt an der Neuordnung nach dem Krieg. Mit dem unsäglichen Kontrollratsbeschluß Nr. 46 vom 25. Februar 1947 versuchten die Siegermächte, die bis heute bestehenden Fakten zu schaffen. Sie lösten Preußen auf, weil ihrer Meinung nach dieser Staat „seit jeher Träger des Militarismus und der Reaktion in Deutschland gewesen“ sei. Damit tun sie Preußen allerdings Unrecht, da es weit weniger Kriege geführt hat als andere Großmächte. Frei nach Cato sage ich immer wieder: Im Übrigen bin ich der Meinung, daß wir einen Freistaat Preußen errichten müssen.

PAZ: Sie sprechen von Deutschland als einem „kränkelnden Vaterland“. Woran machen Sie das fest?

Tschapke: Vor allem am Nationalgefühl. Gleich Bismarck bemerke ich, daß unser Nationalgefühl bestenfalls unter der Asche glimmt. Angesichts einer tausendjährigen Geschichte unseres Landes darf man sich nicht an zwölf unseligen Jahren festzurren wollen.

PAZ: Viele Menschen sehen die deutsche Geschichte in einem negativen Licht auch wegen bestimmter militärischer Ereignisse. Eine falsche Sicht?

Tschapke: Man kann nicht von einzelnen verlorenen Kriegen auf das Ganze eines Landes schließen. Denken Sie nur einmal an berühmte Militärstrategen wie Clausewitz oder Scharnhorst, die in der ganzen Welt bis heute Achtung besitzen. Seit der Gründung Preußens 1701 hat es eine ganze Reihe von hervorragenden Königen, Generälen, Admirälen und Soldaten gegeben. Friedrich der Große ist hier in vielem ein bedeutendes Vorbild. Nicht nur militärisch, sondern auch moralisch.

PAZ: Sie sprechen die sogenannten preußischen Tugenden an? Um welche geht es da?

Tschapke: Abgeleitet von humanistischen Tugenden zähle ich dazu Tapferkeit, Ehrenhaftigkeit, Pflichtgefühl, Realitätssinn, Toleranz gegenüber anderen Religionen, Friedens- und Vaterlandsliebe.

PAZ: Auch Sparsamkeit, die heute von Politikern in Mißkredit gebracht wird, weil sie angeblich der Konjunktur schadet?

Tschapke: Sparsamkeit ist eine der Grundlagen der preußischen Staatsführung. Im Jahr 1776 hat Friedrich der Große gesagt: „Da Preußen arm ist und keine Hilfsquellen besitzt … muß der König von Preußen sparsam sein und auf größte Ordnung in den Geschäften halten.“

PAZ: Sie sagten einmal, daß „in Preußen Deutschlands Rettung“ liege. Beziehen sie Ihre steile Behauptung auf diese Tugenden?

Tschapke: Nein, dazu gehört mehr. Ich denke an die grandiose Politik des von mir so geschätzten Urpreußen Bismarck. Dessen Sozialpolitik, seine Friedenspolitik im europäischen Rahmen, das alles wirkt bis heute positiv nach. Es war ein Kardinalfehler Kaiser Wilhelms II., diesen „Lotsen“ ohne Not von Bord gehen zu lassen. Doch ohne preußische Werte und Tugenden stellt sich die Frage nach dem Sinn des Ganzen. Den vermögen heute viele Menschen nicht mehr zu erkennen. Den Götzen Mammon anzubeten, empfinden immer mehr Menschen als Beleidigung des Geistes und ihres Daseins. Unser Motto „Pro Gloria et Patria“ mit dem eng damit verbundenen „Gott befohlen“ setzt da einen Gegenakzent.

PAZ: Sie erwähnten Kaiser Wilhelm II., dessen 150. Geburtstag sich in diesem Januar jährt. Werden Sie dieses Jubiläum in der Preußischen Gesellschaft begehen oder wie viele andere einfach ignorieren?

Tschapke: Das ist genau der Fehler vieler in unserem Land, solche wichtigen Jubiläen zu ignorieren. Ich habe in unserem letzten Rundbrief Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen in Bild und Text gewürdigt. Wir werden an dessen runden Geburtstag am 27. Januar einen Vortrag eines bekannten Historikers hören und auf diese Weise ein vielleicht gerechteres Bild seiner Persönlichkeit und seines Wirkens erhalten.

PAZ: Sie veranstalten jedes Jahr im Berliner Hilton am Hohenzollern-Platz einen Neujahrsempfang, der eine große Resonanz findet. Sie konnten teilweise über 1000 Teilnehmer begrüßen.

Tschapke: Wir freuen uns über die erstaunliche Resonanz. Wir wollen mit diesem Empfang auch an die Staatsgründung Preußens 1701 erinnern, daher der Termin Mitte Januar. Ich habe intensive Kontakte zum diplomatischen Corps und zu vielen Politikern. So hat sich dieser Empfang zu einem wichtigen Treffpunkt in der Hauptstadt entwickelt.

PAZ: Warum nehmen so viele Diplomaten teil?

Tschapke: Die Idee und die Geschichte Preußens findet in der ganzen Welt eine hohe Beachtung und Wertschätzung. Namen wie Hardenberg, Kant, die Humboldts und viele andere gehören dazu. Wir bekommen jedes Jahr zu Weihnachten und zum neuen Jahr Berge von Post aus allen Teilen der Welt. Ich zitiere in meinen monatlichen Rundbriefen, die man im Internet (www.preussen.org) lesen kann, immer wieder gerne daraus. Viele Menschen verbinden mit dem Wort „Preußen“ wichtige Werte für ihr persönliches Leben.

Foto: Volker Tschapke, Jahrgang 1947, ist Präsident der 1996 gegründeten Preußischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg e. V. mit heute 202 Mitgliedern. Tschapke ist auch Komtur des Bismarckordens und Leiter der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmer.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren