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17.01.09 / »Mehr als Purpur und Krone umstralt sie Liebe« / Auf der Königin-Luise-Route durch den Naturpark Uckermärkische Seen nach Gransee

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-09 vom 17. Januar 2009

»Mehr als Purpur und Krone umstralt sie Liebe«
Auf der Königin-Luise-Route durch den Naturpark Uckermärkische Seen nach Gransee

Auf dem heutigen Verlauf der B 96 führte schon zu Zeiten Königin Luises ein ziemlich  direkter Weg von und nach Berlin. Nach kurzer Berührung in Fürstenberg an der Havel verläßt die Königin-Luise-Route die Bundesstraße jedoch schon wieder, um in großem Bogen in den 1997 eröffneten Naturpark Uckermärkische Seen einzutauchen. Das Fürstenberger Seenland hatte schon die Zisterziensermönche in Verzückung versetzt. Als sie 1299 nach einem geeigneten Ort zur Gründung eines Klosters suchten, soll einer der Mönche begeistert „Coeli porta“ – Himmelspforte ausgerufen haben. Himmelpfort (ohne „e“) entzückt noch immer, selbst wenn seit dem Dreißigjährigen Krieg nur noch wenig an die Anlage erinnert. Malerischer Blickfang ist die Klosterruine neben der auf den Chor verkürzten Klosterkirche und dem alten Brauhaus.

Über Bredereiche mit seiner alten Havel-Schleuse stößt die Königin-Luise-Route in Dannenwalde wieder auf die B 96. Zuvor jedoch macht man Bekanntschaft mit dem Wirken der Familie von Waldow, die als Gutsherr über 250 Jahre lang die Geschicke des Dorfes bestimmte. 1692 war das alte Lehngut erstmals an Friedrich von Waldow verpfändet worden, 15 Jahre später erhielt er es als Lehen. Als Letzter flüchtete Franz Hans August von Waldow (1894–1961) samt Familie am 20. April 1945 in den Westen. So ist es vor dem ehemaligen Familiensitz mit den reizenden Putten auf dem Mittelrisaliten zu lesen.

Als Königin Luise durch Dannenwalde gekommen war, sah sie das Schloß wohl gerade als Baustelle. Denn 1810 ließ Ferdinand von Waldow es im Empirestil umbauen. Heute wartet der Bau wieder auf die Handwerker. Ein Berliner Unternehmen hat ihn gekauft und will daraus ein Schulungszentrum machen.

Noch gar nicht vorhanden war zu Zeiten der Preußenkönigin die kleine Patronatskirche, die Thomas Ferdinand von Waldow vor dem Schloß errichten und 1821 weihen ließ. Nach 1945 war der achteckige Bau mit dem spitzen Türmchen dem Verfall preisgegeben. Erst 1998 hat man die Kirche am Weg wieder geweiht. Die Rad-Wander-Kirche, wie sich das kleine Gotteshaus auch nennt, wird jetzt – je nach Kassenlage – weiter saniert.

 „Mehr als Purpur und Krone umstralt sie Liebe des Volkes“ ist auf dem Luisen-Denkmal am Orts-ende zu lesen. Es liegt in einem kleinen Park an der B 96 versteckt, so kann man leicht daran vorbeiradeln. Orientierungshilfe bietet das leuchtendgelbe Gasthaus Waldschlößchen gegenüber. 1810, im Sterbejahr der Königin, stand hier – an der damaligen Grenze zwischen Mecklenburg und Brandenburg / Preußen – noch eine Zoll- und Poststation. An dieser fand die feierliche Übergabe der „Hohen Leiche“ durch die Strelitzer Hof-Cavaliere an die Preußischen Hof-Cavaliere statt. Gleichzeitig wurden die Pferde des Leichenzuges ge-wechselt. Zum Andenken hat man die „Kleine Luise“, wie das Denkmal genannt wird, errichtet.

König Wilhelm III. hatte einen königlichen Trauerwagen von Berlin nach Hohenzieritz beordert, um von dort die Leiche seiner geliebten Frau nach Berlin zu bringen.

Am 25. Juli um 3 Uhr früh hatte der Trauerzug Hohenzieritz verlassen. Das Tagesziel war Gransee. Dazu die Hofdame Gräfin Voß in ihrem Tagebuch: „... Ich fuhr hinter dem Trauerzug her, Schritt vor Schritt, bis Gransee. Das Militär, die Strelitzer Minister und Hofdamen begleiteten den Sarg nur bis Dannenwalde, dort emfingen ihn 120 Mann Gardes du Corps. In Gransee war ein Haus aus Holz gebaut, in das der Sarg während der Nacht gestellt wurde, drei Offiziere hatten die Wache dabei ...“

Durch beschauliches Bauernland, vorbei an Feldern und Koppeln, führt der Weg schließlich nach Gransee. Auf königliche Ordre waren im 18. Jahrhundert vor den Toren der Stadt Blumen- und Gemüsegärten angelegt worden, die bis heute von den Granseern gehegt und gepflegt werden. Doch damit nicht genug. „Gransee war eine feste Stadt, vielleicht die festeste der Grafschaft Ruppin“, befand Theodor Fontane in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“.

Die Granseer pflegen nicht nur ihre Gärten, sie hegen auch die ganze Stadt. Davon kündet bereits das Franziskanerkloster am nördlichen Stadtrand, vor dem die Königin-Luise-Route in die Altstadt einbiegt. Ende des 13. Jahrhunderts gegründet, während der Reformation 1561 aufgelöst, wurde das Kloster jetzt liebevoll saniert. Seine Räume geben Einblicke in die Stadtgeschichte.

Unübersehbar recken sich hinter dem Kloster die Turmspitzen der Westfassade der Marienkirche in die Höhe, die eine aus Back-steinen gemauert, die andere mit Schiefer bedeckt. Wohl nicht ohne Augenzwinkern mutmaßte Theodor Fontane, daß dadurch sowohl Maurer als auch Zimmerleute zufriedengestellt werden sollten.

Welch große Kirche für so eine kleine Stadt! Beim Blick in die Marienkirche verdienen die Chorfenster besondere Beachtung. Wilhelm II., Deutscher Kaiser und Urenkel der Königin Luise, hatte sie 1911 anläßlich des 100jährigen Bestehens des Luisen-Denkmals gestiftet. Denn 1811 war dort, wo die Königin für eine Nacht aufgebahrt war, das von Karl Friedrich Schinkel entworfene Eisenguß-Denkmal eingeweiht worden.

„Das Luisendenkmal hält das rechte Maß: Es spricht nur für sich und die Stadt und ist rein persönlich in dem Ausdruck seiner Trauer. Und deshalb rührt es.“ So empfand es der Schriftsteller Theodor Fontane.

Luisen-Apotheke, Luisen-Buchhandlung, Luisen-Schule, Café Luise: Gransee ist vorbereitet auf Touristen. Der Besucherstrom, der sich im Luisen-Salon des Heimatmuseums im ehemaligen Armenhaus über die Königin informiert, reißt nicht ab.      Helga Schnehagen

Foto: Von Karl Friedrich Schinkel entworfen: Das Luisen-Denkmal in Gransee   


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