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17.01.09 / Keim des Zweiten Weltkriegs / Vor 90 Jahren begann die Pariser Friedenskonferenz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-09 vom 17. Januar 2009

Keim des Zweiten Weltkriegs
Vor 90 Jahren begann die Pariser Friedenskonferenz

Nachdem die Mittelmächte im November 1918 ihre Kriegsgegner um Waffenstillstand und Frieden gebeten hatten, trat am 18. Januar 1919 in Paris eine Friedenskonferenz zusammen. 32 Staaten, die sich als Sieger fühlten, kamen zusammen, um ihre Forderungen nach Reparationen und wohl auch Kriegsbeute gegen die unglücklichen Verlierer zu beraten. Die Verliererstaaten, Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Bulgarien und die Türkei, waren zu den Beratungen nicht zugelassen, weswegen man auch von einer Konferenz der Siegermächte statt von einer Friedenskonferenz sprechen könnte. Die Ergebnisse sollten den Verlierern später diktiert werden. Friedensdiktate sind für den Sieger immer etwas Schönes. Allerdings sind sie historisch betrachtet auch wieder unbequem, weil demaskierend. Sie decken nämlich für die Nachwelt ungeschminkt die Kriegsziele auf – auch solche, die politisch unklug oder gar völkerrechtswidrig waren. Die wichtigsten waren damals:

1. Die Zerschlagung Deutschlands als Wirtschaftsmacht. Von Spitzentechnologie über die Schwerindustrie bis zu den Kuckucksuhren sollten die ungeliebten deutschen Konkurrenten verschwinden.

2. Die Ausschaltung der deutschen Dominanz auf dem europäischen Festland.

3. Territoriale Veränderungen und Einlösung der Versprechen an die Vasallen und Helfer. Hierzu war die Zerschlagung der Türkei und Österreich-Ungarns vorgesehen.

4. Die Auslieferung von 859 angeblichen Kriegsverbrechern, darunter Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und Kaiser Wilhelm II. höchstselbst.

5. Schließlich sollte das besiegte Deutschland auch noch seine alleinige Kriegsschuld anerkennen.

Daneben standen noch die Einzelinteressen der „Siegermächte“.

Großbritannien wollte die deutsche Handels- und Kriegsflotte liquidieren. Es wollte allerdings auch keinesfalls eine französische gegen die so mühsam beseitigte deutsche Festlandsdominanz eintauschen. Die britischen Kriegsschulden in den USA wollte man auf Deutschland abwälzen.

Frankreich stand hier im Gegensatz zu Großbritannien, weil es genau die 1814/1815 beziehungsweise 1871 verlorene Festlandsdominanz zurückerwerben wollte. Gleich England wollte man die französischen Kriegsschulden in den USA an Deutschland „weiterreichen“.

Japan war wegen der pazifischen Kolonialbesitzungen Deutschlands in den Krieg eingetreten, hierzu im Gegensatz forderte China für seine Kriegsbeteiligung Tsingtau. China bekam die geforderte Hafenstadt Tsingtau nicht, weil sie Japan zugeschlagen wurde.

Italien forderte Teile Österreich-Ungarns und der Türkei – weit über die Landstriche hinaus, in denen wenigstens eine italienische Minderheit in der Wohnbevölkerung anzutreffen war. Man hatte auch auf afrikanische Kolonien gehofft, aber die teilten sich Großbritannien und Frankreich auf. Italien sah sich getäuscht. Südtirol, das ehemalige österreichische Küstenland und ein Teil der Krain sowie Zadar in Dalmatien, das Kanaltal und einige Inseln in der Ägäis waren die ganze „Beute“. Die Versprechungen hatten weit mehr verheißen.

Einigkeit konnten die Alliierten bald über die finanziellen Forderungen erzielen. Die Summe der Forderungen wurde immer weiter angehoben, um alle zu befriedigen.

Nicht am Krieg teilnehmende Länder wie Polen und Dänemark wurden „gebeten“, ihre Forderungen zu formulieren. Dänemark wurde angeboten, ganz Schleswig zu annektieren, die Regierung war aber klug genug, sich nach einer Volksabstimmung mit dem überwiegend dänisch besiedelten Nordschleswig zu begnügen. Polen hingegen stellte – kaum daß es seine staatliche Unabhängigkeit wiedererlangt hatte – sehr weitreichende Forderungen und bekam letztlich Gebiete zugesprochen, in denen vor dem Krieg 2,4 Millionen Deutsche gelebt hatten. Hans Lody


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