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17.01.09 / Wegbereiter des Barock / Der Baumeister Johann Arnold Nering wurde nur 36 Jahre alt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-09 vom 17. Januar 2009

Wegbereiter des Barock
Der Baumeister Johann Arnold Nering wurde nur 36 Jahre alt

Heute findet sich in und um Berlin nur noch wenig vom Schaffen Johann Arnold Nerings. Doch seine Bedeutung für den Übergang zur späteren königlich-preußischen Ba­rock­baukunst sollte nicht unterschätzt werden.

Johann Arnold Nering entstammte einer niederländischen Familie, die sich im 16. Jahrhundert aus konfessionellen Gründen in der kurbrandenburgischen Grafschaft Kleve niedergelassen hatte. In Wesel erwarb sie das Bürgerrecht. Bereits im 17. Jahrhundert stellte die Familie mit dem promovierten Juristen Laurens Nering den Bürgermeister. Dieser Nering heiratete Susanna Knobbe, die ihm am 13. Januar 1659 mit Johann Arnold Nehring einen Jungen gebar. Nering junior trat jedoch nicht in die Fußstapfen seines Vaters, sondern entschied sich für das Bauhandwerk. Nach der Schulausbildung studierte er zunächst in dem Land seiner Vorväter Festungsbaukunst. Mit einem Stipendium des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg vervollständigte er in Italien seine Fachkenntnisse in Technik und Ästhetik. Während dieses Italienaufenthaltes ließ er sich von den Werken des oberitalienischen Renaissancearchitekten Andrea Gondola Palladio (1508–1580) und dessen Landsmanns und Kollegen Francesco Borromini (1599–1667) inspirieren.

1678 erwarb er den Titel eines Ingenieurs. 1685 wurde er zum Baudirektor und Ingenieur-Oberst im Generalstab ernannt. 1688 trat er in die Baukommission zur Anlage der neuen Friedrichstadt für die aus Frankreich vertriebenen Hugenotten ein, in der ihm die Prüfung der Entwürfe für die Bürgerhäuser oblag. Auf dem Grundriß eines Rasterplans entstanden hier über 300 einfache zwei- bis dreigeschossige Wohnhäuser nach einheitlich festgelegter Bauvorschrift. Am 9. April 1691 schließlich erfolgte die Berufung Nerings zum Oberbaudirektor. In dieser Funktion unterstand ihm die Leitung des gesamten staatlichen Bauwesens in Brandenburg-Preußen. Da war Nering erst 32 Jahre alt. Trotzdem blieben ihm nur wenige Jahre: Bereits gut vier Jahre später starb er in Berlin.

Nichtsdestotrotz schuf Nering in der wenigen ihm zur Verfügung stehenden Zeit manches. Erste Aufmerksamkeit erregte er bereits 1683 mit seinem Entwurf des Leipziger Tores in Berlin zur Glorifizierung des Großen Kurfürsten. Zuvor waren bereits nach seinen Plänen von 1679 bis 1681 die kurfürstlichen Appartements am Berliner Stadtschloß entstanden. Als weitere Werke folgten von 1681 bis 1685 der Alabastersaal sowie von 1685 bis 1690 ein mehrstöckiger Arkadenbau zur Verbindung der Appartements. Zwischendurch entstand von 1682 bis 1685 die heute noch existierende Schloßkapelle in Köpenick, für die Nering im Auftrag des Kurprinzen verantwortlich zeichnete. Am Potsdamer Schloß begann er 1683 mit dem Bau der Seitenflügel; und 1685 schuf er die heute noch erhaltene Orangerie. Das Oranienburger Schloß in der Mark Brandenburg, bei dem es sich ursprünglich um ein Gutshaus handelte, baute er 1688 bis 1691 in eine großzügige Dreiflügelanlage um.

Um die Infrastruktur Berlins machte sich Nering mit der Anlage des Mühlendamms im Jahre 1683 und der von 1692 bis 1694 gebauten Langen Brücke verdient. Letztere verband die alten Stadtkerne Berlin und Cölln mit der Spreeinsel, auf der sich die kurfürstliche Residenz befand, daher auch der spätere Name „Kurfürstenbrücke“ für die Steinkonstruktion.

Mit dem Berliner Zeughaus, dessen Bau er 1695 auf der Grundlage eines Planes des französischen Baumeisters und Architekturtheoretikers François Blondel (um 1618–1686) in die Wege leitete, eröffnete Nering die Bauphase der barocken Repräsentationsgebäude Berlins. 1695 ist auch noch aus einem anderen Grunde von Bedeutung für Nering, aber auch für Berlin. Aus jenem Jahr datiert Nerings Entwurf für das Schloß Lützenburg, mit dessen Bau noch im selben Jahre westlich Berlins begonnen wurde. Das für Kurfürstin Sophie Charlotte geschaffene und später nach ihr benannte Gebäude gehört heute unter der Bezeichnung „Schloß Charlottenburg“ zu den Sehenswürdigkeiten Berlins. Weitere Werke Nerings in Berlin sind die Parochialkirche und der Prunksarkophag des Großen Kurfürsten im Berliner Dom.          M. R.


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