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24.01.09 / »Da müssen auch die Gefühle dabeisein« / Bayerns Ministerpräsident Seehofer steht zu den Vertriebenen: »Die Wunden der Vergangenheit heilen«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-09 vom 24. Januar 2009

»Da müssen auch die Gefühle dabeisein«
Bayerns Ministerpräsident Seehofer steht zu den Vertriebenen: »Die Wunden der Vergangenheit heilen«

Horst Seehofer hat als Bayerischer Ministerpräsident ein enges Verhältnis zu den deutschen Vertriebenen: Er ist nicht nur Schirmherr der Sudetendeutschen Volksgruppe, sondern auch der oberste politische Verantwortliche für die seit nunmehr 30 Jahren bestehende Patenschaft Bayerns über die Ostpreußen und ihre Landsmannschaft.

„Noch drei Tage vor Deiner Wahl im Landtag haben wir vereinbart, daß Du, sobald es geht, Deinen Antrittsbesuch im Sudetendeutschen Haus machen würdest“, begrüßte Bernd Posselt, der Sprecher der Sudetendeutschen, Seehofer nun im Zentrum der Sudetendeutschen in München. Der Europaabgeordnete dankte Seehofer, daß er in der Koalitionsvereinbarung mit der FDP sowohl die kulturelle Förderung der Vertriebenen als auch das Sudetendeutsche Museum festgeschrieben habe. „Und was viel wichtiger ist, er hat sich in der Regierungserklärung im Landtag ganz klar zur Schirmherrschaft bekannt und auch angekündigt, ... daß er gemeinsam mit den Repräsentanten der Sudetendeutschen auf das tschechische Volk zugehen wird – dafür sind wir sehr dankbar!“

Der Antrittsbesuch fiel zusammen mit der 60-Jahr-Feier der Landesgruppe Bayern der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Deren Vorsitzender und zugleich Bundesvorsitzender der SL ist Franz Pany, der am vergangenen Sonnabend neben dem Ministerpräsidenten auch zahlreiche Ehrengäste begrüßen konnte – darunter kirchliche Würdenträger, den tschechischen Konsul Losmann und nicht zuletzt Bayerns SPD-Chef Franz Maget. Nach wie vor gibt es im Freistaat einen Wettbewerb der Parteien um die Gunst der Vertriebenen, die hier auch mehr als zwei Generationen nach der Vertreibung eine klar unterscheidbare und relevante Wählergruppe darstellen.

Ministerpräsident Seehofer gratulierte Bernd Posselt zu seiner erneuten Nominierung zum Europäischen Parlament, die nur Stunden zuvor erfolgt war, und die er unterstützt habe.

Angesichts der heutigen Unzufriedenheit über manchmal kleine Probleme erinnerte Seehofer an die Leistung und Haltung der Nachkriegsgeneration. „Das war und ist eine Generation, die die Ärmel hochgekrempelt, die ein Schicksal angenommen hat, die nicht gefragt hat ,Was machen jetzt andere für uns?‘, sondern die mehr die Frage gestellt hat ,Was können wir für unser Land, für unsere Heimat, für unser Vaterland und für andere tun?“‘

Über die europäische Einigung, deren Grundlagen damals gelegt wurden, erklärte Seehofer: „Europa ist auch eine Wertegemeinschaft, und zu dieser Wertegemeinschaft gehört auch die Chance, die Wunden der Vergangenheit zu heilen. Heilen kann man nur, wenn man richtig diagnostiziert. Dehalb unterstreiche ich alles, was hier gesagt worden ist: Europa als Wertegemeinschaft verdient diesen Namen nur, wenn wir einen Konsens in Europa haben, daß wir die Menschen- und Minderheitenrechte achten und die Vertreibung ächten.“

Das, so Seehofer, sei „eine Wertegrundlage der Europäischen Union. Da dürfen wir nie müde werden, dies immer wieder einzufordern, dies sind wir auch unseren Vorfahren schuldig“, erklärte Seehofer unter Applaus. Die Schirmherrschaft über die Sudetendeutschen sei „eine Herzensangelegenheit. Da müssen auch die Gefühle dabeisein, nicht nur der Verstand und nicht nur die Funktion. Ich werde mich sehr bemühen, daß ich dies mit dem Herzblut erfülle, das Sie von mir erwarten.“

In seinen weiteren Ausführungen erwähnte Seehofer dann ausdrücklich auch die anderen Heimatvertriebenen.     K.B.


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