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24.01.09 / Byebye, Bioladen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-09 vom 24. Januar 2009

Byebye, Bioladen
von Harald Fourier

Am Sonntag geht die Grüne Woche zu Ende. Wieder mal konnten die Veranstalter einen Besucherrekord vermelden. Ich war auch da und habe einiges erlebt: Bei den Russen habe ich Wodka getrunken, bei den Belgiern den Ardennerschinken gekostet und bei den Vietnamesen einen Strohhut gekauft.

Am Ende des vierstündigen Rundgangs kam ich in die Halle 6.2. Dort lag als Werbegeschenk eine Küchenschürze für mich bereit. Vorher mußte ich aber eine Verkaufspräsentation über mich ergehen lassen. Der Hersteller von Haushaltsgeräten mit einem „Hitze-Akku“ wollte mir eine seiner Pfannen andrehen. „Nur 480 Euro, das ist ein Messepreis“, sagte die Dame mit einem freudigen Kopfnicken. Ich bin jetzt noch am Rätseln, ob sie mir damit sagen wollte, daß das ein besonders günstiges Angebot sei. Für 480 Euro kaufen andere Leute eine halbe Kücheneinrichtung.

Nebenan war eine weitere Halle, in der die Preise alle etwas überteuert wirkten. In der Biohalle kaufte ich nach einer Verkostung ein Stück Biokäse. 350 Gramm für 8,30 Euro. Das habe ich aber erst an der Kasse erfahren. Der Preis ist zwar kein Wucher, aber günstig ist es auch nicht gerade.

Gesunde Ernährung ist wieder in. Gerade in einer Zeit, in der immer mehr Jugendliche übergewichtig sind. Das große Interesse an der Landwirtschaft und an guter Ernährung kann aber über einen anderen Trend nicht hinwegtäuschen: Die Bio-Öko-Welle hat ihren Zenit überschritten und ist im Abflauen. Ich wohne im Prenzlauer Berg. In diesem „Ökobezirk“ gibt es inzwischen an jeder Ecke einen Bioladen. So wie vor zehn Jahren Telefonläden. Es ist nicht zu übersehen, daß der Markt übersättigt ist.

Nach jahrelangem Aufschwung haben die Bioläden im zweiten Quartal 2008 zum ersten Mal weniger verkauft als davor. Zum Abflauen der Biowelle kommt die Konkurrenz von den Supermarktketten. Aldi, Plus und Co. haben inzwischen Hunderte von Bioprodukten im Angebot. Das drückt zusätzlich Geschäft und Stimmung.

Eine Studie hat ergeben, daß Bioprodukte weder besser schmecken noch gesünder sind als herkömmliche Nahrungsmittel. Und jetzt kommt zu allem Unglück auch noch die Wirtschaftskrise dazu, die viele Kunden sparsamer werden läßt. Der „teuren“ Biobranche stehen schwere Zeiten bevor. Denn vielen Leuten wird es so gehen wie mir: Mein überteuerter Käse aus Halle 6.2 war für eine Weile das letzte Bioprodukt in meinem Kühlschrank.


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