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24.01.09 / Selbstbewußt zur eigenen Identität stehen / Am Berliner Gendarmenmarkt trafen sich zum Neujahrsempfang der Preußischen Gesellschaft über 800 Freunde Preußens

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-09 vom 24. Januar 2009

Selbstbewußt zur eigenen Identität stehen
Am Berliner Gendarmenmarkt trafen sich zum Neujahrsempfang der Preußischen Gesellschaft über 800 Freunde Preußens

Der Neujahrsempfang der Preußischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg ist für viele Berliner und Freunde Preußens im Laufe der letzten Jahre zu einem populären Anlaß geworden, sich auf besondere Weise auf das Neue Jahr einzustimmen. Den über 800 Besuchern ruft der einladende Präsdent der Gesellschaft, Volker Tschapke, zu: „Vorwärts Kameraden, wir müssen zurück!“

Das Treiben an diesem Sonntagvormittag ist bunt im vornehmen „Hilton“ am Berliner Gendarmenmarkt. In Sichtweite des von Karl-Friedrich Schinkel erbauten Konzerthauses, des Deutschen und Französischen Doms haben sich zum Neujahrsempfang der Preußischen Gesellschaft über 800 Personen eingefunden. Bunte Uniformen aus den letzten 300 Jahren, von Gendarmen, Polizisten, Postboten, Offizieren und Soldaten prägen das Bild. Darunter auch Mitglieder des Hochadels und des diplomatischen Corps, von Burschenschaften und dem Offizierkorps der Bundeswehr. Viele der festlich gekleidete Damen und Herren wollen Preußens Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten lassen und die preußischen Tugenden hochhalten.

Wie kommt es über 60 Jahre nach der Auslöschung Preußens von der politischen Landkarte im Jahr 1947, die Volker Tschapke in seiner Rede beklagt, zu diesem erstaunlichen Interesse? Preußische Werte wie Ordnung, Pflichterfüllung, Vaterlandsliebe und Sparsamkeit erleben auch unter jungen Menschen wieder eine Renaissance. Die Besucher des Neujahrs-empfangs sind keineswegs alle grauhaarig, sondern altersmäßig bunt gemischt. Junge Gesichter interessieren sich für die lange, teilweise schwierige und auch ruhmreiche Geschichte Deutschlands, die ohne Preußen kaum zu denken ist. Daher wird Volker Tschapke, Gastgeber und Gründer der Preußischen Gesellschaft, nicht müde, einen „Freistaat Preußen“ zu fordern, sollte einmal nach einem passenden Namen für ein möglicherweise vereinigtes Bundesland Berlin und Brandenburg gesucht werden.

Das Datum des diesjährigen Empfangs, der 18. Januar, ist symbolträchtig. Tschapke, in diesem Jahr auch Hauptredner, erinnert an die Gründung des Deutschen Kaiserreiches am 18. Januar 1871 unter Führung der preußischen Hohenzollern. Die gesamte Geschichte Preußens, besonders seit der Gründung des Königreiches am 18. Januar 1701, dürfe nicht ausschließlich unter einem negativen Blickwinkel betrachtet werden, betont der Preußenfreund, denn „ohne Preußen ist Deutschland nicht überlebensfähig.“ Selbstbewußt zur eigenen nationalen Identität zu stehen, die deutschen Interessen souverän im Konzert der Völker zu formulieren, das sei 20 Jahre nach dem Fall der Mauer wichtig. Als Garant für ein solches friedliches Miteinander im europäischen Rahmen erinnert Tschapke an die erfolgreiche Politik des „Urpreußen“ und ersten Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck.

Dessen Politik kann sich allerdings nicht die Toleranz gegenüber anderen Religionen und Konfessionen auf die Fahnen schreiben, die die Gründung des Königreiches Preußen 1701 begleitet hatte. Im deutschen Kaiserreich tobte unter Bismarcks Führung der sogeannte „Kulturkampf“ gegen Katholiken und die katholische Kirche. Tschapke verwies dagegen auf die Politik von Friedrich I. (1688–1713), der gesagt habe, wenn Türken nach Berlin kämen, so müßte man ihnen Moscheen bauen. Umgekehrt, ergänzte der Redner, gelte in den heutigen Zeiten der Kirchenschließungen, wenn Christen nach Preußen kämen, müßten wir ihnen Kirchen bauen.

Dafür gibt es am Berliner Gen-darmenmarkt, benannt nach dem Kürassierregiment „gens d’arms“, ein prominentes Beispiel. Denn der Bau des Französischen Domes 1701 bis 1705, der damaligen Friedrichstadtkirche, sollte den aus Frankreich geflohenen Hugenotten eine neue geistliche Heimat bieten.

Der österreichische Botschafter Christian Prosl lobt in seinem Grußwort die enge wirtschaftliche und diplomatische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Österreich. Angesichts der in diesem Jahr aufgebrochenen Krisen, besonders um Gaslieferungen und den Gaza-Streifen, sei das gemeinsame Wirken beider Länder für den Frieden und den Wohlstand besonders wichtig.

Im Foyer des „Hilton“ tauschen sich die Freunde der preußischen Idee, Kultur und Geschichte aus.  Verschiedene Stände sind aufgebaut, darunter vom Förderkreis zum Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses, einer Vereinigung der Burschenschaften, von historischen Vereinen und der Preußischen Allgemeinen Zeitung. Viele Abonnenten nutzen die Gelegenheit zum Gespräch mit dem Chefredakteur, andere sind neugierig auf ein Probeabo und sparen nicht mit Lob oder Anregungen.

Viele Preußeninteressierte entdecken beim Neujahrsempfang gemeinsame Werte, und wenn das Blasorchester die Brandenburgische Hymne (Märkische Heide, märkischer Sand …) anstimmt, beginnen einige sogar mitzusingen. Den meisten allerdings ist der Text nicht mehr bekannt.         H. E. Bues

Fotos: Österreichs Botschafter Christian Prosl, dichtes Gedränge beim Empfang, Freunde des Wiederaufbaus des Berliner Schlosses und der Stand der Preußischen Allgmeinen Zeitung (v.l.n.r.); Volker Tschapke: „Ohne Preußen ist Deutschland nicht überlebensfähig.“


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