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31.01.09 / Als Konstrukteur so aktiv wie als Unternehmer / Vor 75 Jahren starb der Flugzeugbauer und Luftfahrtunternehmer Hugo Junkers

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-08 vom 31. Januar 2009

Als Konstrukteur so aktiv wie als Unternehmer
Vor 150 Jahren kam der Flugzeugbauer und Luftfahrtunternehmer Hugo Junkers zur Welt

Hugo Junkers besaß als Konstrukteur wie Unternehmer eine beneidenswerte Phantasie, aber Weltwirtschaftskrise und „Machtergreifung“ kosteten ihn sein Lebenswerk.

Hugo Junkers kam am 3. Februar 1859 als drittes von sieben Kindern des Fabrikanten Heinrich Junkers und dessen Ehefrau Luise im rheinischen Rheydt zur Welt. Junkers besuchte die Höhere Bürgerschule in seiner Geburtsstadt, wechselte nach der Untersekunda 1874 an die Gewerbeschule in Barmen und legte dort 1878 das Abitur ab. Einem Praktikum in einer Maschinenfabrik in Rheydt folgte ein technisches Studium. Junkers begann an der Königlichen Gewerbeakademie in Berlin und wechselte nach einem Semester an die Technische Hochschule Berlin-Charlottenburg, die er 1881 Richtung Aachen verließ, wo er 1883 an der Technischen Hochschule das Examen zum Regierungsmaschinenbauführer machte. Nach diversen Anstellungen als Konstrukteur bei verschiedenen Firmen, während der er sich an der Technischen Hochschule weiterbildete, zog es ihn 1887 nach Berlin, wo er Schüler von Professor Adolph Slaby an der TH in Charlottenburg wurde. Slaby vermittelte Junkers nach Dessau an die Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft (Contigas), um dort als Ingenieur bei der Konstruktion  von Gasmotoren zu helfen.

Nun zeigte sich neben dem naturwissenschaftlichen das unternehmerische Talent Junkers. Im Jahre 1889 gründete er in Dessau mit Wilhelm von Oechelhaeuser, dem gleichnamigen Sohn des Contigas-Generaldirektors, eine Versuchsstation für Gasmotoren. 1892 gelang den beiden die Entwicklung des ersten Zweizylinder-Gegenkolben-Gasmotors. Da die Kenntnis des Heizwertes des eingesetzten Gases entscheidend für die Betriebsweise des Motors ist, entwickelte Junkers zeitgleich ein Gerät zur Messung dieses Heizwertes, den „Kalorimeter“. Ebenfalls 1892 gründete er in Dessau seine erste eigene Firma namens „Hugo Junkers – Civilingenieur Dessau“. Auf der Grundlage des Kalorimeters entwickelte er zwei Jahre später den ersten stehenden Gasbade­ofen, den „Flüssigkeitserhitzer“. Kalorimeter, Warmwasser-Durchlauferhitzer, die sogenannten Junkers-Gasbadeöfen, und Gasdruck­regler bildeten das Sortiment der Warmwasserapparatefabrik „Junkers & Co.“, die Junkers 1895 in das Handelsregister der Stadt Dessau eintragen ließ. In den folgenden Jahren baute er die Produktpalette mit Eigenentwicklungen systematisch aus, wozu auch das aus dem statisch feststehenden Gasbadeofen hervorgegangene leichte, an der Wand befestigte Modell namens „Junkers-Gastherme“ gehört.

Junkers hatte sich damit ein wirtschaftliches Standbein geschaffen, das ihm erlaubte, seiner Experimentierlust weiter nachzugehen. 1897 wurde er als ordentlicher Professor für Thermodynamik an die Technische Hochschule Aachen berufen. Dort wurde er zum Kollegen des Professors Hans Jacob Reissner, der ihn für die Luftfahrt begeisterte. Nachdem Junkers sich ja bereits mit dem Motorenbau beschäftigt hatte, widmete er sich nun auch der Aerodynamik. So wurde auf seine Initiative hin 1910 an der TH Aachen ein Windkanal gebaut. Neuland betrat er mit der „körperlichen Gestaltung der Tragflächen“, die nun aus Metall, unverspannt und freitragend sind. Die Innovation beim Flügelmaterial übertrug Junkers auf den Rumpf, und 1915 entstand in seiner Fabrik mit der J 1 das weltweit erste Ganzmetallflugzeug.

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges gründete Junkers auf Druck der Obersten Heeresleitung, die an einer Konzentration der Kräfte interessiert war, mit Anton Herman Gerard Fokker 1917 die „Junkers & Fokker AG“ (IFA), die Militärflugzeuge herstellte. Mit dem „Eindecker-Flugzeug mit selbsttragenden Flügeln“, das Junkers 1918 zum Patent anmeldete, gelang dem Flugzeugbauer noch im Krieg eine weitere Innovation. Nach dem Krieg schied Fokker aus dem gemeinsamen Unternehmen aus, und aus der IFA wurde die „Junkers Flugzeugwerk AG“ mit Sitz in Dessau. 1919 präsentierte Junkers mit der F 13 das erste Ganzmetallkabinenverkehrsflugzeug der Welt. Noch im selben Jahr konnte mit acht Personen ein Höhenweltrekord aufgestellt werden. Der einmotorige Tiefdecker trug wesentlich zum Beginn der deutschen Verkehrsluftfahrt bei.

Junkers hatte die innovative Geschäftsidee, Abnehmer seiner eigenen Produkte zu werden. 1921 entstanden die „Junkers Luftbild“ die mit Junkers-Maschinen Luftbildvermessungen und geologische Erkundungen aus der Luft vornahm, sowie die „Abteilung Luftverkehr“, die Inlandflüge mit Flugzeugen von Junkers anbot. Aus letzterer ging 1924 die „Junkers Luftverkehr AG“ hervor, die ihrerseits 1926 auf Druck der Reichsregierung mit der „Deutschen Aero-Lloyd“ zur „Deutschen Luft-Hansa AG“ zusammengeschlossen wurde.

Doch nicht nur als Unternehmer und im Flugkörperbau, sondern auch im Triebwerksbau besticht Junkers durch seine Phantasie, beispielsweise in der Verwendung von Diesel als Antriebsmittel. 1929 bestand der erste betriebsbereite Junkers-Gegenkolben-Schweröl-Flugmotor einen Flugtest. Im darauffolgenden Jahr wurde die „Gesellschaft für Junkers Diesel-Kraftmaschinen mbH“ gegründet. Ebenfalls 1930 wurde die einmotorige Ju 52 fertiggestellt, der sogenannte Fliegende Möbelwagen. Zum Inbegriff der „Tante Ju“ wurde jedoch die wenige Jahre später nachgeschobene dreimotorige Variante. Diese Ju 52/3m wurde zum Standardflugzeug vieler Fluggesellschaften und im Zweiten Weltkrieg zum Lastesel der Luftwaffe.

Die Achillesferse der unter ihrem umtriebigen Namensgeber schnell expandierenden Junkers-Gruppe war ihre Liquidität. Das hatte schwerwiegende Konsequenzen, als während der aus den USA importierten Weltwirtschaftskrise Liquidität knapp wurde. 1932 mußten die Junkers-Werke die Zahlungen einstellen und Vergleich beantragen. Der gerichtlich eingesetzte Treuhänder bescheinigte dem Konzern Solidität und ein hohes wissenschaftliches Know-how, aber eben auch die Illiquididtät. Nolens volens verkaufte Junkers deshalb mit „Junkers & Co.“ sein Stammwerk und ertragreichstes Unternehmen an die „Robert Bosch AG“.

Einen weiteren Schlag versetzte Junkers die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten. Bereits 1930 hatte er von der NSDAP einen mehrseitigen Drohbrief erhalten, in dem ihm seine ethischen und demokratischen Ansichten als Weltbürger vorgeworfen wurden. Es gibt auch die These, daß Junkers bei Hermann Göring in Ungnade gefallen sei, weil der Unternehmer eine Bewerbung des Weltkriegspiloten als Testflieger abgelehnt habe. Jedenfalls wurden Familienangehörige und enge Mitarbeiter Junkers in „Schutzhaft“ genommen und ihm selber ein Landesverratsprozeß angedroht. Unter diesem Druck übertrug Junkers ohne Gegenleistung die Mehrheit an der Luftfahrt- und Motorensparte seines Konzerns zusammen mit über 100 Patenten aus diesem Bereich noch im Jahre 1933 an das neugeschaffene Reichsluftfahrtministerium. Aus seiner bisherigen Wirkungsstätte Dessau wurde er verbannt.

Es spricht für den Tatendrang dieses Mannes, daß Junkers sich nun nicht etwa demotiviert ins Privatleben zurückzog, sondern sich vielmehr mit ganzer Kraft einem anderen seiner vielen Interessensgebiete widmete, dem Metallhausbau einschließlich Mobiliar, Klimaanlagen und Raumdurchleuchtung. 1934 gründete er in München, seinem Exilort, die „Forschungsanstalt Professor Hugo Junkers GmbH“. Bis zuletzt voller Ideen starb Hugo Junkers am 3. Februar 1935, in seinem bayerischen Exil.          Manuel Ruoff

Foto: Hugo Junkers im Jahre 1931 in Berlin-Tempelhof bei der Vorführung des ersten Dieselflugmotors


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