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07.02.09 / Neuer Oberhirte / Kyrill ist der 16. Patriarch Rußlands

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-08 vom 07. Februar 2009

Neuer Oberhirte
Kyrill ist der 16. Patriarch Rußlands

Genau 16 Schläge der Großen Zarenglocke der Mos-kauer Christ-Erlöser-Kathedrale verkündeten am 27. Januar die Wahl von Kyrill, Metropolit von Smolensk und Kaliningrad, zum 16. Patriarchen der Russischen Orthodoxen Kirche. Der Tod seines Vorgängers Aleksij II. im Dezember 2008 hatte die Wahl erzwungen. Kyrills Wahlsieg fiel mit 508 Stimmen (von 701) deutlich aus, obwohl er in der „Thronfolge“ nur auf Platz fünf stand. Offenkundig braucht die Kirche, Staatskirche seit 988, einen erfahrenen Oberhirten. 

Kyrill, bürgerlich Wladimir Gundajew, wurde 1946 in Leningrad in  einer Priesterfamilie geboren, was ein Paria-Los verhieß. 1917 hatte Rußland 78000 Kirchen, nach Stalins Terror 1939 nur noch 121. Im Zweiten Weltkrieg machte Stalin der Kirche Zugeständnisse, weil er sie als Verbündete brauchte. Nach Kriegsende hielt diese „Milde“ an, was „Wolodja“ Gundajew nützte. Er begann eine Priesterausbildung, verließ 1970 die Leningrader Geistliche Akademie und stieg in der kirchlichen Hierarchie auf.

Bereits unter Gorbatschow war Kyrill der „Außenminister“ seiner Kirche, wozu er sich durch zahlreiche Auslandsmissionen qualifiziert hatte. Nach Aleksijs Tod war er Patriarchen-Statthalter, nun ist er Inhaber der höchsten russischen Kirchenwürde. Bereits seine ersten Erklärungen verrieten, daß er die schweren Probleme der Kirche beheben will.

2007 war Kyrill der „Architekt“ der Wiedervereinigung mit der „Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland“, die sich 1919 vom Moskauer Patriarchat abgespalten hatte. Faktisch besteht die Spaltung aber fort: Die „antiautoritäre“ Auslandskirche hält sich für russischer und christlicher, weswegen ihr die Russische Amtskirche Aktivitäten in Rußland kaum gestattet. Hier erwartet Kyrill in seiner Abneigung gegen „museales Kirchenleben“ Ärger mit konservativen Klerikern.

Die russische Kirche ist wieder reich: 157 Bistümer, fast 30000 Gemeinden. Das hat sie sich durch devoteste Regimetreue erkauft, was der welterfahrene Diplomat Kyrill ändern will.       Wolf Oschlies


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