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07.02.09 / Wowereit verliert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-08 vom 07. Februar 2009

Wowereit verliert
von Harald Fourier

Auf Sat1 läuft neuerdings eine sehenswerte Arztserie: „Klinik am Alex“. Berlin-Kenner merken sofort, daß diese ausgedachte Klinik nicht am Alexanderplatz liegt – dazu ist der mehrfach eingeblendete Fernsehturm viel zu weit weg. Die „Klinik“ ist im Internationalen Handelszentrum in der Friedrichstraße untergebracht, zweieinhalb Kilometer vom Fernsehturm entfernt.

Die Innenaufnahmen wiederum wurden in der früheren Klinik Heckeshorn im Südwesten der Stadt gedreht. Doch „Klinik Heckeshorn“ klang wohl zu provinziell, zu sehr nach Kleingärtner. Und „Klinik in der Friedrichstraße“ hatte zu viele Silben. Also: „Klinik am Alex“. Fernsehleute nennen das eine „Ton-Bild-Schere“, wenn die Bilder nicht zum Text passen.

Auch Klaus Wowereit erlebt gerade eine politische Ton-Bild-Schere. Die Bilder passen immer weniger zum Ton. Vor kurzem war er noch auf dem Höhepunkt seiner Macht. Doch jetzt sind mehrere Sachen schiefgegangen. Sein Anspruch, Reserve-Kanzlerkandidat zu sein, läßt sich kaum noch aufrechterhalten.

Berlin rutscht wieder in die roten Zahlen. Wowereit verliert seinen besten Mann im  Kabinett (siehe Beitrag rechts). Die Kirchen sitzen ihm mit dem „Pro-Reli“-Volksbegehren im Nacken. Er könnte an ihnen scheitern.

Zum jüngsten Patzer geriet die große Willkommensparty für „Bread and Butter“ (Brot und Butter). Diese Modemesse hatte 2006 Berlin den Rücken gekehrt und war nach Barcelona umgezogen. Damals hieß es: mangelnde Resonanz.

Jetzt kommt die Messe plötzlich zurück. Aus gut informierten Kreisen heißt es, Wowereit habe „den roten Teppich ausgerollt“, um die Modeleute heimzuholen. Sie könnten im stillgelegten Flughafen Tempelhof zweimal im Jahr einen Monat lang alle Hangars belegen. Der Haken: Damit wären die Hangars in den restlichen zehn Monaten nur schwer zu vermieten – außer an andere Messen. Berlin hat aber bereits ein riesiges Messegelände.

Es gab Interessenten für die Hangars, die Filmbetriebe Berlin-Brandenburg zum Beispiel. Sie wollten aber dauerhaft einziehen und ein Filmzentrum eröffnen. Das geht jetzt nicht mehr. Die Fernsehleute erfuhren aus den Medien, daß sie aus dem Spiel sind, und sind jetzt sehr sauer auf Wowereit. Der ließ sich von den Modemachern ausgelassen im stillgelegten Flughafen-Terminal feiern. Er geht jetzt wieder vermehrt zu Partys.

Der Eindruck, den solches Treiben bei den Berlinern hinterläßt, ist wenig schmeichelhaft: Der Regierende Bürgermeister hat zwar kein klares Konzept, aber dafür eine Menge Spaß. Er treibt sich auf bunten „Events“ herum, ohne die Stadt langfristig nach vorne zu bringen. Ob er sich damit als Kanzler­kandidat nach Frank-Walter Steinmeier empfiehlt?


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