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07.02.09 / Neuer Wettlauf zum Mond / China, Indien und Japan als Großmächte des 21. Jahrhunderts – Die Ansprüche Asiens wachsen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-08 vom 07. Februar 2009

Neuer Wettlauf zum Mond
China, Indien und Japan als Großmächte des 21. Jahrhunderts – Die Ansprüche Asiens wachsen

50 Jahre ist es her, daß sich die USA im Kalten Krieg mit der Sowjetmacht ein prestigeträchtiges Rennen um die Vorherrschaft im All lieferte. Die Geschichte scheint sich zu wiederholen: Asiens drei große Wirtschaftsmächte, Japan, China und Indien wollen ganz vorne mitmischen und konkurrieren, wer von ihnen den ersten Mann auf den Mond schickt.

Es geht um die Demonstration von Stärke, zukunftsweisende Technik aus eigener Kraft und die Eindämmung von Amerikas Machtansprüchen sowie Dominanz im erdnahen Raum, die vor allem militärische Hintergründe hat. Neben der damit auch von den Asiaten eingeleiteten Militarisierung des Alls und wissenschaftlichem Forscherdrang fußt das Rennen der drei Großmächte insgeheim zudem auf der Gier nach einem auf Erden seltenen Stoff: Helium 3, dem Hoffnungsträger für die schnellere Nuklearfusion und damit für eine Energiequelle der Zukunft.

Zudem entwickelt sich der Transport hochwertiger Satelliten ins All auf fremde Rechnung als gutes Geschäft. Allein Indien schoß zahlreiche Kapseln, unter anderem für Belgien, Deutschland, Frankreich, Korea und Japan in den Orbit und erwartet daraus rund 70 Millionen Dollar Jahreseinnahmen.

Dieses Jahr laufen die Vorbereitungen für Mondmissionen auf vollen Touren. Indien beispielsweise, dessen Bruttoinlandsprodukt bei 900 Milliarden US-Dollar liegt, will zwei Milliarden US-Dollar allein in sein Mondprojekt stecken. Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen der ehrgeizigen Asiaten, die in Sachen Mond Amerikaner und Russen abzuhängen beginnen. Der letzte Yankee, der seinen Fuß auf den Mond setzte, war 1972 Eugene Cernan.

Japan etwa will 2025 mit dem Bau einer Basis auf dem Trabanten beginnen. Hier rivalisiert Nippon mit Chinas Ehrgeiz, die erste asiatische Nation zu sein, die einen „Mann im Mond“ vermeldet. Beide Länder haben bereits Satelliten in eine Mondumlaufbahn geschossen. Das chinesische Raumprogramm wird international als Indikator dafür gesehen, daß die Machthaber in Peking ihr Land als moderne Weltmacht verstehen. Immerhin haben sie bereits dreimal Menschen erfolgreich in eine Erdumlaufbahn geschossen und sind damit nach den USA und Rußland der dritte Staat, der dies aus eigener Kraft geschafft hat. Ihr Raumfahrtzentrum in Sichuan ist ein beliebter Ausflugsort für Chinas Jugend und Geschäftswelt, der nationale Stolz auf die „Taikonauten“ (Taikong ist das chinesische Wort für den Raum) bleibt so, zusammen mit kommerziellen Interessen, unübersehbar Triebfeder für die gewaltigen finanziellen Anstrengungen des Landes. Die Erfolge tragen zudem dazu bei, die Legitimation der kommunistischen Partei zu untermauern. Und nicht umsonst heißen die selbst entwickelten Trägerraketen „Langer Marsch“, angelehnt an den Siegeszug Mao Zedongs im Jahre 1934. Ein eigenes Raumlabor soll schon in den kommenden fünf Jahren verwirklicht werden, für die Zukunft steht sogar eine Marslandung auf der Agenda. Die Entwick-lung einer Anti-Satelliten-Rakete, die 2008 präzise zur Probe einen angejahrten Wetter-Satelliten vom Himmel holte, jedenfalls hat das Pentagon aufs höchste alarmiert und Amerikanern wie Russen bewiesen, daß sie nicht mehr alleine über eine ausgefeilte Anti-Satelitten-Technik verfügen. Eine ganze Serie von chinesischen Telekommunikationssatelliten trägt deshalb stolz den Namen „Der Osten ist rot“.

Nach Schätzungen von Raumfahrtexperten ist etwa 2015 mit einer unbemannten Mondlandung und einem ferngesteuerten Roboter aus dem Reich der Mitte zu rechnen. 2020 könnte es bereits ein „Taikonaut“ sein. Der Mond spielt in der chinesischen Mythologie eine besondere Rolle: Eine weibliche Gottheit soll dort mit einem weißen Raben leben, und nach ihr wurde der jetzt den Mond umkreisende Satellit „Chang’e“ genannt.

Indien, dessen Mythologie ebenfalls mit Luna verwoben ist, will 2011 innerhalb seiner sogenannten Chandrayaan-Missionen ein motorisiertes Mondfahrzeug landen. Unbestätigt blieb der intern diskutierte Gedanke, es bereits von einem Astronauten begleiten zu lassen. Die indische Space Research Organisation (ISRO) gilt weltweit schon heute als eine Topadresse der „himmlischen“ Branche. Rußland will 2025 einen Kosmonauten auf den Mond senden und von 2027 bis 2032 sogar eine permanent besetzte Station errichten. Die USA planen 2020 wieder einen Mann hochzuschießen, und auch die europäische Weltraumbehörde ESA will mit einem bemannten Flug 2020 ein Wörtchen mitreden.

Zwar werden bei dem Wettrennen ins All wissenschaftliche und kommerzielle Motivationen in den Vordergrund gestellt, doch hintergründig geht es schlicht um militärische Vormacht: Wer den Raum beherrscht, kontrolliert die Welt. Besorgnis löste deshalb George W. Bushs favorisiertes Raketenabwehrsystem aus, aber auch die Tatsache, daß die Chinesen mit ihrem BX.1-Mikrosatelliten militärische Interessen verfolgen. Japan demonstrierte solche Ansprüche bereits durch die Positionierung mehrerer Spionage-Satelliten im Orbit. 

Die Weltwirtschaftskrise könnte allerdings einen Strich durch die Rechnung der Astro-, Kosmo- und Taikonauten machen. Wer aus ihr am wenigsten beschadet hervorgeht, dürfte künftig auch auf dem Mond und im Raum die Nase vorn haben.                 Joachim Feyerabend 


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