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07.02.09 / Charmeur mit Fehlern / Der umschwärmte Hollywood-Star Clark Gable war im Privatleben nicht immer erfolgreich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-08 vom 07. Februar 2009

Charmeur mit Fehlern
Der umschwärmte Hollywood-Star Clark Gable war im Privatleben nicht immer erfolgreich

Er war so männlich wie kein anderer Mann, den ich kenne, und so kindisch, wie nur ein kleiner Junge sein kann.“ Schauspielerin Doris Day erklärt sich so Clark Gables „verheerenden Effekt“ auf die Frauenwelt. Der Hollywood-Star genoß Zeit seines Lebens den Ruf eines Charmeurs. Nicht zuletzt wegen seiner Paraderolle als selbstsicherer Rhett Butler in „Vom Winde verweht“.

Sein privates Leben hat jedoch nicht nur romantische Höhen. Fünf Ehen, eine Tochter, die er kaum besuchte und ein Sohn, der erst nach dem Tod des Vaters zur Welt kommt, sind die traurige Bilanz eines bewegten Lebens, das am 1. Februar 1901 in Cadiz/Ohio begann.

Ein schlaksiger Junge mit schriller Stimme – diese Beschreibung paßt kaum zu dem Bild eines vitalen Mannes, der mit seinem breiten Lächeln Frauenherzen höher schlagen läßt. Doch Gables Leben ergibt einfach kein einheitliches Bild. Nach dem Tod der Mutter heiratet Vater William Henry „Bill“ Gable ein zweites Mal. Der Ölarbeiter kauft ein Haus für die kleine Familie, seine Frau unterrichtet den Jungen in Lesen, Schreiben und Klavierspielen. Adrett angezogen und mit guten Manieren, sticht Clarkie, wie ihn Freunde und Verwandte nennen, unter Gleichaltrigen hervor.

Schon als Teenager erobert Clark Frauenherzen im Sturm. Seine Stiefmutter pflegt zudem seine künstlerische Ader: Sie unterstützt seine Leidenschaft für Sprachen und organisiert kleine Soireen, auf denen der zukünftige Star Shakespeare-Sonette rezitiert. Seit seinem 17. Lebensjahr träumt er von einer Theaterkarriere. Doch seine etwas ausgehungerte Erscheinung – Folge der finanziellen Not der Familie –, die schrille Stimme und die schlechten Zähne versperren ihm diesen Weg. Die Bekanntschaft mit der 17 Jahre älteren Schauspielerin und Theatermanagerin Josephine Dillon bringt die Wende. Sechs Jahre lang arbeiteten die beiden gemeinsam an Gables Karriere. Josephine, inzwischen mit Clark verheiratet, trainiert seine Körperhaltung, seine Stimmlage und sein markantes Lächeln. Die Tore zur Traumfabrik Hollywood stehen ihm nun offen. Nach kleineren Stummfilmrollen gelingt endlich der Durchbruch: MGM nimmt Gable 1930 unter Vertrag. Die Kritiker preisen seine vitale Kraft und Männlichkeit. Der schlaksige Junge ist zu einem Mann herangewachsen.

Greta Garbo, Barbara Stanwyck oder Norma Shearer bekommen seine männliche Kraft auf der Leinwand zu spüren. Das Publikum liebt den neuentdeckten Macho. Es folgen die Ehe mit Maria Langham und zahlreiche heiße Affären mit Kolleginnen. Das ändert sich erst, als Carole Lombard in Gables Leben tritt. Sie treffen erstmals am Set zu „No Man of Her Own“ im Jahr 1932 aufeinander. Vier Jahre belassen sie ihre Beziehung bei der gegenseitigen Sympathie. Schließlich ist sie verheiratet und Gable mit anderen Frauen ausreichend beschäftigt.

Auf einer von Lombard organisierten Party erscheint der galante Hollywood-Star, und das Paar tanzt bis in die Morgendämmerung – um schließlich gemeinsam zu verschwinden. Das junge Glück kann sich zunächst öffentlich nicht zeigen, denn Clark ist noch verheiratet. Als ein Zeitungsartikel die skandalöse Situation publik macht, mischt sich Studio-Chef Louis B. Mayer ein und drängt auf eine Heirat. Diesmal beweist Gable Originalität und bittet bei einem Gespräch aus der Telefonzelle um Caroles Hand. Die Eheleute wollen Kinder haben, doch dies ist ihnen nicht vergönnt. Dennoch nennen sie sich scherzhaft „Ma“ und „Pa“. Ein Schicksalsschlag beendet die kurze glückliche Phase in Clark Gables Leben. Carole Lombard stirbt bei einem Flugzeugunglück.

Der Verlust reißt den Schauspieler in eine tiefe Krise. Er flüchtet sich in die Arbeit und den Alkohol. Um die Erinnerung an Carole zu wahren, bleibt er in ihrem gemeinsamen Haus wohnen. Zwei weitere Ehen (mit Sylvia Ashley 1949 bis 1952 und Kay Williams 1955) und 27 Filme lindern den Schmerz ein wenig, der Verlust hinterläßt aber tiefe Spuren bei dem Hollywood-Star. Ende der 1940er Jahre wächst zudem der Frust über die zweitklassigen Rollen der MGM-Studios. Aber erst 1953 wagt er den Absprung und arbeitet fortan als freier Schauspieler.

Es wird langsam still um den vormals beliebten König von Hollywood. „Nicht gesellschaftsfähig“ wird sein letzter Film. Wie 1939 mit Vivian Leigh bei den Dreharbeiten zu „Vom Winde verweht“ hat er es mit einer eigenwilligen Partnerin zu tun – diesmal ist es Marilyn Monroe. Das Zusammenspiel der beiden Hollywood-Ikonen verläuft nicht immer reibungslos. Der Film aber wird positiv aufgenommen und auch die Kritiker preisen Gables Leistung. Doch der erlebt die Premiere nicht mehr.

Clark Gables plötzlicher Tod am 16. November 1960 schockiert die Öffentlichkeit. Unzählige Gerüchte ranken sich um sein unerwartetes Ableben. Immerhin war es ein Abgang mit einem Paukenschlag – dem glamourösen Leben angemessen.                 Tzveta Bozadjieva

Foto: Traumpaar: Clark Gable und Vivien Leigh in „Vom Winde verweht“


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