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07.02.09 / Bewerbungstest mutiert zum Psychokrimi

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-08 vom 07. Februar 2009

Bewerbungstest mutiert zum Psychokrimi

Wir suchen nicht einen guten Menschen, der nach außen ein Arschloch ist. Was wir suchen ist ein Arschloch, das nach außen ein guter Mensch ist.“ Doch bis dieser Satz gegen Ende des Theaterstückes „Die Grönholm-Methode“ fällt, durchlebt der Zuschauer eine spannende, turbulente und humorvolle Handlung.

Derzeit gehört das 2003 uraufgeführte Schauspiel aus der Feder des Spaniers Jordi Galceran zu den  in Deutschland am meisten gespielten Stücken. Hierin geht es um die Rekrutierung von Führungskräften. In Zeiten der Globalisierung findet die Auswahl nach strengen Kriterien statt. Die von dem schwedischen Chefpsychologen eines multinationalen Konzerns entwickelte, nach ihm benannte Methode inspirierte den spanischen Autor zu seinem Stück. So stellt sich Grönholm bei der Bewerberauswahl die Frage, wie die Kandidaten, in Kleingruppen versammelt, auf psychologischen Druck reagieren. Und wer ist bereit, seine Gegenkandidaten für den Posten eiskalt auszuspielen? Menschlichkeit und soziale Kompetenz sind hier nicht gefragt, es zählen nur Dominanz, Stärke und Entschlußkraft.

Das Winterhuder Fährhaus in Hamburg, das bis zum 22. März die „Grönholm-Methode“ aufführt, hat Nicola Ransom, Nicki von Tempelhof, Konstantin Graudus und Kai Maertens als Darsteller gewinnen können. Alle vier spielen ihre Cha-raktere dermaßen überzeugend, daß der Zuschauer alle in ihren jeweiligen Rollen absolut authentisch findet, doch ... keiner ist der, der er zu sein vorgibt. Dabei fängt alles plausibel an. Vier Bewerber um einen Managerposten finden sich in einen Konferenzraum ein. Verwundert stellen sie fest, daß niemand von der Personalabteilung anwesend ist. Doch in einem Brief erfahren sie, daß einer von ihnen ein beim Unternehmen angestellter Psychologe sein soll, der als Maulwurf ihre Fähigkeiten erkunden soll. Sofort beginnen alle vier sich gegenseitig zu bezichtigen. Zunächst will keiner Informationen über sich preisgeben, doch dann beginnen sie, Stück für Stück, aus ihrem Leben zu erzählen. Doch im Laufe anderer Psychospielchen wird deutlich, daß der eine oder andere sich in Widersprüche verwickelt. Aber wer lügt nun wirklich, wer spielt seine Rolle perfekt und wer spielt nur, daß er lügt? Hierbei kennen die vier Bewerber keinerlei moralische Grenze. Emotionale Themen wie Scheidung oder Tod der Mutter werden eiskalt vorgeschoben, um die anderen einzulullen und eigene Schwäche vorzugaukeln. Genial gruselig und leider auch realistisch!      R. Bellano

Komödie Winterhuder Fährhaus, Hudtwalckerstraße 13, 22299 Hamburg, Telefon (040) 480 680 80.


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