19.04.2024

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14.02.09 / Hauptstadttauglich?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-09 vom 14. Februar 2009

Hauptstadttauglich?
von Harald Fourier

Vor 15 Jahren fand die zentrale Feier zum Tag der deutschen Einheit in Berlin statt, genauer gesagt im Tiergarten – zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule. Ich habe damals als Student für eine Wachfirma gearbeitet und mußte am 3. Oktober die Schranke auf der Rückseite des Reichstags  hüten.

Ich durfte nur Fahrzeuge auf den Parkplatz lassen, wenn der Fahrer einen speziellen Ausweis, der nur für diesen Tag ausgestellt worden war, vorlegen konnte. Mehrere Autofahrer wurden deshalb von mir abgewiesen. Sie dachten, sie könnten einfach so am Reichstag parken – nicht mit mir!

Irgendwann kam eine Nobelkarosse mit Chauffeur und wollte auf den Parkplatz. (Damals war Berlin noch nicht Regierungssitz, und Abgeordnete kamen nur sporadisch nach Berlin.) Der Fahrer zeigte einen „normalen“ Bundestagausweis oder so etwas ähnliches, aber das reichte mir nicht. Nur Personen mit dem speziellen Ausweis dürfen passieren, sagte ich dem Fahrer. Da blaffte mich bereits der Chauffierte von der Rückbank aus an: „Sehen Sie nicht den Bundestagausweis? Ich bin Abgeordneter. Das ist ein VIP-Ausweis. Wissen Sie, was das heißt? Ich bin ein Very Important People!“

Ich dachte: Du bist ein Idiot.

Andererseits erkannte ich den Mann auf der Rückbank als CDU-Bundestags­abgeordneten. Obwohl er den richtigen Ausweis nicht hatte, ließ ich ihn deswegen passieren (und nicht wegen, sondern trotz seines unfreundlichen Tons).

An diese Episode mußte ich mich erinnern, als ich die Geschichte von Michael Glos hörte.

Sein Dienstwagen wurde vor einer Woche von einem Polizisten in Berlin-Mitte an einer Sperre gestoppt. Glos soll daraufhin geschimpft haben: „Sie sind die längste Zeit Polizist gewesen.“ Glos bestreitet dies. Unstrittig ist, daß das Auto dann weiterfuhr – und dem Polizisten über den Fuß rollte. Glos hat sich inzwischen bei dem Ordnungshüter entschuldigt.

Die ganze Angelegenheit ist natürlich peinlich für den nunmehrigen Minister a. D., der inzwischen einem anderen Platz gemacht hat. Doch obwohl ich aus eigener Erfahrung weiß, daß Politiker ziemlich anmaßend sein können, finde ich es aber auch peinlich für den Polizisten. Er hatte es ja nicht mit einem x-beliebigen Provinzpolitiker zu tun, dessen Antlitz ihm bekannt sein konnte, sondern mit dem deutschen Wirtschaftsminister. Den  sollte ein Ordnungshüter, der in der deutschen Hauptstadt, im Regierungsviertel zumal, seinen Dienst verrichtet, eigentlich schon erkennen, oder? Hat er wohl auch, weshalb die Sache ein wenig nach auftrumpfender Prinzipienreiterei schmeckt, und damit wenig hauptstadttauglich.


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