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14.02.09 / Ein neues Schulmodell / Schule kann auch schädlich sein – Viel Streß, wenig Neugier

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-09 vom 14. Februar 2009

Ein neues Schulmodell
Schule kann auch schädlich sein – Viel Streß, wenig Neugier

Warum wird der Hausunterricht in Deutschland so hartnäckig verfolgt? Da in Bremen nach der jüngsten PISA 2006-Studie bundesweit die schlechtesten Leistungen erzielt werden, kann das dortige Schulsystem kaum als Begründung herhalten. Daher verweisen Bildungspolitiker in der Regel auf die Sozialkompetenz, die Schüler im alltäglichen „Kampf um das Überleben“ in der Schule erwerben würden.

Dies sei allerdings eine reine Fiktion, behaupten neuerdings Wissenschaftler, die dies genau untersucht haben wie der Marburger Sozialwissenschaftler Thomas Spiegler in seiner jüngst prämierten Dissertation und der Dortmunder Erziehungswissenschaftler Franco Rest in einem Gutachten. Ihre Ergebnisse stellen in Frage, ob Kinder „den täglich mehrstündigen Aufenthalt in einer Klasse/Gruppe anderer Gleichaltriger brauchen, um sich gesund zu entwickeln.“ Rest beantwortet die Frage mit „eher Nein“ und sieht „besonders bei feinfühligen Kindern“ sogar erhebliche und schwerwiegende Schäden“ durch einen Zwangs­aufenthalt in einer Gruppe von 20 bis 25 Gleichaltrigen.

Genau dieser Fall scheint bei der Bremer Familie Neubronner eingetreten zu sein. Mitte der 90er Jahre gründeten sie zusammen mit anderen Eltern eine Montessori-Schule, um ihren beiden feinfühligen Kindern eine entsprechende Lernatmosphäre  zu ermöglichen. Das aber half nichts. Die beiden Söhne kamen „platt aus der Schule“ nach Hause und wurden häufiger krank, wie die Mutter bei Beckmann berichtete.

„Muß Lernen wehtun?“, fragen daher die Neubronners. Sie kritisieren das engstirnige Muster des Lernens im Schulalltag, wo am Montagmorgen um 8 Uhr Mathematik auf dem Stundenplan steht, auch wenn die Kinder keinerlei Motivation mitbringen würden sich damit zu beschäftigen. Sie favorisieren einen praxis- und lebensnahen Unterricht, wo sich die Kinder in ihrer natürlichen Lernneugierde selber Projekte wählen können. So würden die Kinder motiverter die Prozentrechnung oder das Schreiben erlernen. Und soziales Lernen käme ebenfalls nicht zu kurz. Da die Kinder nun nicht mehr erschöpft von der Schule nach Hause kämen, hätten sie nun wieder Zeit und Kraft für Gruppenaktivitäten wie Fußballspielen oder Teilnahme an Musik-Chören.

Schöne neue Welt des freien und selbstbestimmten Lernens? Sicher sind Zweifel angebracht, weil nur eine Minderheit von Schülern und Eltern das für den Heimunterricht notwenige Maß an Eigeninitiative und Selbstdisziplin mitbringt. Aber warum will man dieses Modell weiterhin so restriktiv verbieten? In den Nachbarländern gibt es sinnvolle und positive Erfahrungen, wie man den privaten Unterricht gestalten kann. Anstatt mit staatlichen Gewaltmitteln zu reagieren und so Familien zur Auswanderung zu zwingen, wäre es sinnvoller, den Bildungszweig des Hausunterrichts weiter zu erforschen, um ihn schließlich unter staatlicher Lernkontrolle auch in Deutschland zu ermöglichen.               H.E.B.


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