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14.02.09 / Russki-Deutsch (4): Kosak

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-09 vom 14. Februar 2009

Russki-Deutsch (4):
Kosak
von Wolf Oschlies

Kosaken-Dollar“ (DDR-Geld), „Kosaken-Mercedes“ (russische Kleinwagen), „Kosaken-Kaffee“, „Kosaken-Peitsche“, „Donkosaken-Chor“ und weitere Komposita belegen, wie verbreitet und bekannt dieses russische Wort bei uns ist. Dabei ist es gar nicht russisch, steht vielmehr in tatarischen Sprachen für „freie Männer“. Kampftechnik und Lebensweise der Tataren übernahmen im 15. Jahrhundert jene Russen, die vor politisch-sozialem Druck ins „freie Feld“ flohen, in die endlose Steppe. Die mußte gegen räuberische Horden verteidigt werden, was einen Kompromiß mit dem Zaren schuf: Kosaken akzeptierten dessen Oberhoheit, schützten Rußlands Süd- und Ost-Grenzen, blieben generell aber „freie Steppenadler“. Segen von und Ärger mit den Kosaken hielten sich für Zaren in etwa die Waage. Der große Jermak eroberte ihnen Sibirien, Stenka Rasin im 17. und Jemeljan Pugatschow im 18. Jahrhundert zettelten verheerende Aufstände gegen sie an. Aber Russen liebten die Kosaken, wie aus Ilja Repins berühmten Gemälde „Die Saporosher Kosaken schreiben einen Brief an den türkischen Sultan“ zu ersehen ist. Alle seine Freunde hat Repin hier verewigt, und der bewußte Brief von 1676, unterschrieben vom „Ataman Iwan Syrko“, ist erhalten geblieben – als die massivste Sammlung von Verhöhnungen und drastischen Beschimpfungen der Weltliteratur, die ich nicht zu zitieren wage.

Mit der Kosaken-Freiheit war es schon gegen Ende des Zarenreichs nicht mehr weit her, unter den Bolschewiken wurden Kosaken vollends zu Folklorestatisten. Ihre Rache kam 1965, als Michail Scholochow für sein Kosaken-Epos „Stiller Don“ den Literatur-Nobelpreis bekam. Das war ein Kotau vor dem Kreml für die Ehrung Pasternaks 1958, die Moskau zu wütenden Kampagnen provozierte. Jetzt aber wurde weltbekannt, daß Scholochow mit einem Plagiat des Autors Fjodor Krjukow (1870-1920) Nobel-Ehrungen erschlichen hatte, im Hintergrund vom KGB gesteuert. So haben es Solschenizyn und andere Dissidenten dokumentiert, was Moskau schrecklich desavouierte. Im postsowjetischen Rußland haben die Don-, Amur-, Kuban-, Kaukasus-, Sibirien- und weiteren Kosaken, zusammen knapp fünf Millionen, neue Möglichkeiten und alte Rechte zurückbekommen.  


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