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14.02.09 / AKW bei Königsberg / Siemens will in der Kerntechnik mit Rußland kooperieren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-09 vom 14. Februar 2009

AKW bei Königsberg
Siemens will in der Kerntechnik mit Rußland kooperieren

Rußlands Ministerpräsident Wladimir Putin war sichtlich angetan. Anfang Februar tagte der Vorstand des Siemens-Konzerns zwei Tage lang in Moskau; es war die erste Vorstandssitzung des Technologiegiganten außerhalb Deutschlands. Damit habe Siemens „ein Zeichen“ gesetzt, freute sich Ptuin, und rollte den Deutschen den roten Teppich aus.

Es geht um eine sehr enge deutsch-russische Kooperation im sensiblen Bereich der Kerntechnik. Dabei ist bereits ein konkretes gemeinsames Projekt ins Auge gefaßt: Siemens und seine unter dem Dach der russischen Atomenergiebehörde „Rosatom“ zusammengefaßten russischen Partner wollen ein Kernkraftwerk bei Ragnit im nördlichen Ostpreußen bauen.

Offen ist noch die rechtliche Form der Zusammenarbeit. Diskutiert werden zwei Varianten: Entweder steigt Siemens beim russischen Partner ein, oder es wird ein „Joint Venture“, also ein neues Gemeinschaftsunternehmen, gegründet. Kurz zuvor hatte Siemens ein solches Gemeinschaftsunternehmen mit dem französischen Atomkonzern Areva gekündigt. In dem Joint Venture hielten die Deutschen bloß 34 Prozent. Damit sei ein Arbeiten „auf Augenhöhe“ unmöglich gewesen, heißt es bei Siemens. Alle Versuche, den deutschen Anteil aufzustocken, seien von den Franzosen vereitelt worden. Dahinter steckte Informationen zufolge Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy persönlich, der gegen eine Gleichberechtigung der Deutschen sein Veto eingelegt habe.

Der energiepolitische Koordinator der CDU/CSU-Fraktion, Joachim Pfeiffer (CDU), warnte indes vor einem Ausverkauf deutschen Fachwissens. Auch im Umfeld von Siemens sind warnende Stimmen zu vernehmen: Den Russen gehe es vor allem darum, das Gütesiegel „deutsche Technik“ verwenden zu können.

Von anderer Seite wird hingegen die russische Atomtechnologie gelobt. Zwar sei manches überholt, aber eklatante Lücken seien nirgendwo festzustellen. Die russische Atomtechnik leidet noch immer unter dem Unfall von Tschernobyl, der allerdings weniger auf unzulängliche Technik als vielmehr auf eine schier unfaßbare Kette menschlichen Versagens zurückzuführen war, wie die Ermittlungen ergaben.

Schon heute beschäftigt Siemens 3000 Angestellte in der Russischen Föderation. Zur Zeit bauen die Deutschen den ersten Hochgeschwindigkeitszug des Landes, der Moskau mit Sankt Petersburg verbinden soll. Auch bei der Modernisierung osteuropäischer Kernkraftwerke kooperierte Siemens bereits mit den Russen. Bis 2015 will Rußland mindestens zehn neue Atomkraftwerke bauen und den Bau weiterer zehn beginnen. Zudem sollen jährlich zwei Werke exportiert werden.                                H.H.


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