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14.02.09 / Schlösser mit bewegter Geschichte / Die Königin-Luise-Route führt den Kunstfreund von Gransee über Meseberg bis nach Oranienburg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-09 vom 14. Februar 2009

Schlösser mit bewegter Geschichte
Die Königin-Luise-Route führt den Kunstfreund von Gransee über Meseberg bis nach Oranienburg

Der Trauerzug mit dem Leichnam der Königin Luise verließ auf dem Weg nach Berlin am 26. Juli 1810 Gransee durch das Ruppiner Tor. Die Strecke der Königin-Luise-Route führt durch die märkische Feldmark, begleitet von herrlichen Alleen, ab und zu unterbrochen von wildreichem Forst. 

Schon von weitem grüßt Mesebergs kleine Barock-Kirche die Touristen. Das rund 160 Einwohner zählende Dorf ist heute Ortsteil der Stadt Gransee. Als Hermann von Wartensleben 1737 den Grundstein zu Schloß und Park legte, wollte er damit das im Bau befindliche Schloß in Rheinsberg übertreffen. Doch, so Fontane, „der Bau überstieg den Reichtum des reichen Grafen, und er verbaute sich; Park und Schloß hatten ihn eine Tonne Goldes gekostet.“

1774 machte Prinz Heinrich, der jüngere Bruder Friedrichs des Großen, Gut Meseberg Christian Ludwig von Kaphengst zum Geschenk – quasi als Abfindung. Der „tolle Kaphengst“, wie er auch genannt wurde, war Prinz Heinrichs Adjutant in Rheinsberg. Doch das enge Verhältnis zu dem schönen Major und dessen ausschweifende Lebensführung sollen Friedrich dem Großen derart mißfallen haben, daß er Kaphengst aufforderte, Rheinsberg zu verlassen. Auf Schloß Meseberg setzte dieser seinen verschwenderischen Lebenswandel ungeniert fort, bis er im Jahr 1800 starb.

Neuen Glanz erlebte Meseberg unter der Familie Lessing, die Schloß und Gut 1885 kaufte. Das gastfreundliche Haus wurde zum Treffpunkt der geistigen Elite Berlins. Die Weltwirtschaftskrise zwang die Lessings jedoch, Meseberg 1934 zu versteigern. Erst 1995 wurde der Verfall gestoppt. Die Messerschmitt-Stiftung brachte 25 Millionen Euro auf und verwandelte das im Dornröschenschlaf liegende Anwesen wieder in das, was es einst war: eines der schönsten barocken Schlösser der Mark Brandenburg. Idyllisch am Huwenowsee gelegen, strahlt es heute vielleicht sogar mehr denn je.

Weiter geht’s durch das Löwenberger Land, dessen Schlössern Hoppenrade und Liebenberg

Theodor Fontane in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ ganze Kapitel gewidmet hat. Auch auf dem heute in Privatbesitz befindlichen Schloß Hoppenrade versuchte einst Luise Charlotte Henriette von Kraut (1726–1819) mit der Rheinsberger Hofhaltung zu konkurrieren. Mit ihrem Luxusleben und drei Ehen ging sie in die märkische Skandal-Geschichte ein, wie bei Fontane vergnüglich nachzulesen ist. Hinter Neulöwenberg führt die Königin-Luise-Route direkt nach Liebenberg.

Mit der Sanierung von Schloß und Gut Liebenberg erstrahlt wieder ein Juwel, für das man sich nicht genug Zeit nehmen kann. Allein schon für den Blick von der Restaurant-Terrasse des neuen Luxus-Hotels und Tagungszentrums in den großzügigen, von Lenné gestalteten Park, der fast original erhalten ist. Ein Ort interessanter Geschichte und spannender Gegenwart: Mitte des 16. Jahrhunderts wurde er als Rittersitz derer von Bredow erstmals erwähnt. 100 Jahre später kaufte der niederrheinische Oberjägermeister Jobst Gerhard von und zu Hertefeld den Besitz. Als der letzte Hertefeld kinderlos starb, fiel Liebenberg gegen Ende des 19. Jahrhunderts an die Grafen zu Eulenburg, die dem Herrenhaus mehr und mehr seinen schloßartigen Charakter gaben. In dem wildreichen Revier fand lange Jahre die Kaiserjagd statt. Später buhlte Hermann Göring darum, seine Jagdtrophäen im Liebenberger Revier sammeln zu können. Libertas Schulze-Boysen, die Enkelin des Fürsten Philipp zu Eulenburg, nutzte die Besuche des Reichsluftfahrtministers, um für ihren Verlobten und späteren Ehemann Harro Schulze-Boysen eine Anstellung im Berliner Luftfahrtministerium zu bekommen. Beide gehörten der Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ an und arbeiteten für den sowjetischen Geheimdienst. 1942 wurde die Gruppe verhaftet und Libertas hingerichtet. Liebenberg als Ort des Widerstandes dokumentiert eine Ausstellung in der Nordischen Halle. Nach 1945 wurde Liebenberg zum Mustergut und Feriendomizil der SED. Funktionäre der DDR wie Wilhelm Pieck, Otto Grotewohl und Walter Ulbricht erholten sich auf dem einstigen Adelssitz. 1999 verkaufte die Treuhandanstalt Bauten und Nutzflächen an die Deutsche Kreditbank AG. Die DKB gab für die Sanierung einen zweistelligen Millionenbetrag aus. Seitdem hat Liebenberg seinen Rang zurück, gibt sich Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Sport hier wieder ein Stelldichein. Selbstverständlich ist auch die Jagdleidenschaft in das 1900 Hektar große Revier zurückgekehrt. Jagdführer ist der ehemalige Biathlon-Weltstar und zweifache Olympiasieger Frank Luck. Denn Liebenberg ist nicht nur Sitz des Sporthilfe Elite Forums, sondern auch Leistungszentrum für Biathleten.

Weiter geht’s nach Oranienburg. Das Schloß befindet sich im Herzen der Stadt. Drei große Linden markieren heute noch, wo der Sarg der Königin Luise auf dem Weg nach Berlin in der Nacht vom 26. zum 27. Juli 1810 aufgestellt war. Friedrich Wilhelm II. hatte Schloß Oranienburg seiner Schwiegertochter unmittelbar nach der Hochzeit geschenkt. Bis 1797 hatte Luise ihren Besitz in den Sommermonaten auch noch zeitweilig besucht, dann aber die ländliche Idylle von Paretz und die Exotik der Pfaueninsel am Wannsee vorgezogen. Beide Orte sind weitere lohnende Ziele auf der Königin-Luise-Route. Heute beherbergt Brandenburgs ältestes Barock-schloß neben dem Kreismuseum auch ein Schloßmuseum, das Einblick in das preußisch-brandenburgische Hofleben um 1700 gibt.Der Große Kurfürst (1657–1713). hatte für seine erste Gemahlin Louise Henriette von Oranien-Nassau (1627–1667)  vor knapp 360 Jahren das Schloß erbauen lassen. Der Kurfürstin ist auch die 4. Brandenburgische Landesgartenschau gewidmet, die vom 25. April bis 18. Oktober im Schloßpark stattfindet.   Helga Schnehagen

Foto: Meseberg: Der jetzt als Gästehaus der Bundesregierung genutzte Bau gilt als eines der schönsten Barockschlösser der Mark Brandenburg.


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