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14.02.09 / Sanierung macht Fortschritte / In Tepl lebt eines der bedeutendsten Klöster Böhmens wieder auf – 1946 aufgelöst

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-09 vom 14. Februar 2009

Sanierung macht Fortschritte
In Tepl lebt eines der bedeutendsten Klöster Böhmens wieder auf – 1946 aufgelöst

Zum Kloster Tepl führt eine zerdroschene Asphaltstraße“, schrieb die tschechische Wirtschaftszeitung „Hospodarske noviny“ unlängst. „Sie führt an zerfallenen Kuhställen und verlassenen Fabriken entlang. Der Klosterbau ist aber immer noch schön, wenn man den abgebröckelten Putz, verfallene Dächer und die Ruinen früherer Gebäude nicht zur Kenntnis nimmt.“ Vorbei der zurückhaltene Glanz vergangener Jahrhunderte. Kloster Tepl hat schon einmal bessere Tage gesehen, das ist gewiß.

Der wohl berühmteste Gast war Johann Wolfgang von Goethe. Er besuchte den Ort stiller Einkehr mit seiner wechselvollen Geschichte in den Jahren 1821 bis 1823 und schenkte dem Kloster seine berühmte Steinesammlung.

Das Stift Tepl ist ein Prämonstratenserkloster am Fluß Tepl in Westböhmen, etwa zehn Kilometer östlich von Marienbad gelegen. Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten gehört die Stiftsbibliothek mit ihrem großen Bücherbestand von etwa 100000 Bänden, davon 700 Handschriften und 540 Wiegendrucke. Die älteste Handschrift, ein lateinischer Beichtspiegel mit einem altdeutschen Gebet, stammt aus dem 9. Jahrhundert. Sie ist die zweitgrößte im Lande und beherbergt wertvolle Handschriften und Inkunabeln sowie Bücher in allen europäischen Sprachen. Aus dem 14. Jahrhundert stammt die berühmteste Tepler Handschrift, der sogenannte „Codex Teplensis“. Es handelt sich um die älteste vollständige Übersetzung des Neuen Testamentes in ein spätes Mittelhochdeutsch, also eine deutsche Bibelübersetzung vor Martin Luther. Die Bibliothek ist heute Studenten und Forschern zugänglich.

Wie die anderen böhmischen und mährischen Klöster wurde auch Stift Tepl nach der gewaltsamen Vertreibung der deutschen Chorherren 1946 wenig später, im Jahre 1950, vom kommunistischen Regime aufgelöst. Insbesondere die Nutzung als Kaserne von 1950 bis 1978 verursachte erhebliche Schäden an und in den Klosterbauten.

Nur die Bibliothek und die Kirche überstanden die kirchenfeindliche Zeit in gutem Zustand, heute blättert allerdings der Putz von den Wänden.

1990 kamen die Prämonstratenser ins Kloster zurück und so gibt es heute wieder eine kleine Ordensgemeinschaft von 17 Mitgliedern. Seitdem wird an der Wiederherstellung gearbeitet. Bis zum Sommer 2007 wurden einige Bauteile umfassend saniert: der Flügel mit dem Hotel und das Gloriet.

Große Teile der Bausubstanz warten noch auf die Sanierung. Im Kloster werden außer den regelmäßigen Gottesdiensten auch Konzerte und Ausstellungen veranstaltet. Fast das ganze Jahr über werden Klosterführungen in

verschiedenen Sprachen angeboten     Silke Osman


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