28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
14.02.09 / Auf den Spuren kreativen Schaffens / Die Fotografin Angelika Fischer hat Lebensorte berühmter Schriftsteller aufgesucht – Ausstellung in Berlin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-09 vom 14. Februar 2009

Auf den Spuren kreativen Schaffens
Die Fotografin Angelika Fischer hat Lebensorte berühmter Schriftsteller aufgesucht – Ausstellung in Berlin

Lebensorte von Ernst Barlach, Bertolt Brecht und Helene Weigel, Wilhelm Busch, Ernst Jünger, Georg Kolbe, Alfred Kubin, Karl May, Arno Schmidt und Hermann Sudermann zeigt das Berliner Georg-Kolbe-Museum. Unter dem Titel „Menschen und Orte“ sind brillante Fotografien von Angelika Fischer zu sehen. Dieser Titel, den auch eine gleichnamige Broschürenreihe trägt, mag auf den ersten Blick erstaunen, sind doch auf Angelika Fischers Bildern selten Menschen zu entdecken. Die Personen, von denen ihre Aufnahmen handeln, sind dennoch höchst präsent. Bildende Künstler und Schriftsteller, starke und eigenwillige Charaktere, haben ihren Lebens- oder Schaffensort geprägt, so wie sie von ihm geprägt wurden.

Seit mehreren Jahren sucht Angelika Fischer immer wieder solche Orte auf und versucht festzuhalten, was dort an Spuren kreativen Schaffens noch zu finden ist. Die klassische Schwarzweißfotografie erscheint ihr dazu als das geeignete Medium, denn sie erfaßt das Wesentliche, das Licht, die Formen und die Oberflächen der Dinge und entgeht dem Reportagecharakter und der falschen Aktualität der allgegenwärtigen Farbbilder. Angelika Fischer ist fasziniert vom Eigenleben der Dinge, von der Aura schöpferischer Persönlichkeiten. Aus den Häusern, den Ateliers und Arbeitsräumen sind Zeitmaschinen geworden, die von der mühevollen Arbeit, der Selbstisolation und den persönlichen Krisen erzählen, die hinter den Werken der Künstler stehen. Am Schreibtisch des Schriftstellers Arno Schmidt in Bargfeld beispielsweise findet sich noch immer seine unverzichtbare Handbibliothek. Die schweren Hornbrillen mit den dicken Gläsern erzählen von seiner Kurzsichtigkeit. Die Käferkästen Ernst Jüngers und seine zahlreichen Naturpräparate lassen den besessenen Sammler und Naturforscher erkennen. Der Zeichner Alfred Kubin verwandelte sein morbides Schlößchen in Zwickledt schon zu Lebzeiten in einen Traumort, der seinen bizarren Bildschöpfungen entnommen scheint.

Im Jahr 2002 beschloß Angelika Fischer, gemeinsam mit Bernd Erhard Fischer und anderen Autoren, diese Arbeiten in einer eigenen, bibliophil gestalteten Heftreihe zu publizieren. Hier ergänzen sich Text und Bild auf besondere Weise. Visuelle Impressionen verschmelzen mit der stets sensiblen Recherche zu einem Gesamtbild.

Inzwischen sind bereits 15 Hefte in der Edition A B Fischer, Berlin, erschienen, darunter über Thomas Mann in Nidden, Wolfgang Koeppen in Greifswald oder Hermann Sudermann in Blankensee (jeweils 7,80 Euro), der 1913 in einem Brief an seine Frau Clara schwärmt: „Ich sehe nichts mehr, ich höre nichts mehr – nur Marmor, Marmor, Marmor kaufen. Wie liebt man doch dieses Blankensee! Oh, wie liebt man jeden Platz darin und will ihn schöner und schöner gestalten. Ein Dichterwerk soll’s werden. Ein Hymnus auf die Schönheit.“ Nicht immer war es möglich, den Autor direkt an seinem Lebensort aufzuspüren. Oft genug bildete eine bestimmte Landschaft oder eine Stadt den Hintergrund im Werk des Künstlers. So ersann man im Verlag eine neue Buchreihe, die unter dem Titel „Wegmarken“ erscheint und den jeweiligen Autor in seinem weiteren Umfeld vorstellt. Die ersten Bände sind jetzt über „Das Mecklenburg des Uwe Johnson“ und „Das Salzburg des Stefan Zweig“ erschienen (jeweils 10 Euro).

Entstanden sind schmale Broschüren, die einerseits zum Schmökern einladen, andererseits neugierig machen auf das Werk des vorgestellten Schritstellers.   os

Die Ausstellung mit Fotografien von Angelika Fischer ist im Georg Kolbe-Museum, Sensburger Allee 25, bis 13. April dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen, Eintritt 5/3 Euro. Im Anschluß soll die Ausstellung im Barlach-Museum in Güstrow gezeigt werden.

Foto: Lebensräume: Das Hermann-Sudermann-Gedenkzimmer in Schloß Blankensee und Teile des Münchner Arbeitszimmers von Wolfgang Koeppen im Koeppen-Zimmer seines Greifswalder Geburtshauses


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren