29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
21.02.09 / »Lächerlich« / Subtiles Interview Kardinal Lehmanns

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-09 vom 21. Februar 2009

»Lächerlich«
Subtiles Interview Kardinal Lehmanns

Auch gut vier Wochen nach Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe der Piusbruderschaft haben sich die Wogen in der katholischen Kirche noch nicht ganz geglättet. Der Mainzer Kardinal und langjährige Präsident der deutschen Bischofskonferenz Karl Lehmann äußerte in einem Interview zwar viel Verständnis für die Schwierigkeiten des Papstes, sparte aber auch nicht mit kaum verhüllter Kritik. So nannte er es „im Grunde fast lächerlich“, daß der höchst umstrittene Bischof Richard Williamson nun bis Monatsende prüfen wolle, „ob der Holocaust stattgefunden hat oder nicht“, erklärte Lehmann. „Auch liberale Leute verstehen nicht, daß man so Katz und Maus mit sich spielen läßt.

“Man – das ist nach Lage der Dinge die Kurie in Rom, ja Papst Benedikt XVI. persönlich. Halb kritisch, halb verständnisvoll meinte Lehmann überdies, er verstehe, daß der Papst im Bemühen um die Einheit der Kirche auf die Piusbruderschaft zugegangen sei. Dazu gehöre, „daß man dabei auch vielleicht etwas riskieren muß“. Für den „unbefangenen Betrachter“ falle die Entscheidung Roms in Sachen überlieferte Liturgie und „Karfreitagsfürbitten“ für die Juden „in ein seltsames Licht“. Das habe zwar mit den antisemtischen Äußerungen von Williamson nichts zu tun. „Daß es aber so wahrgenommen werden konnte, das ist schon eine schlimme Sache. Ich muß sagen, es tut mir für den Papst leid, der ja die lautersten Absichten hatte. Aber offensichtlich sind im Vatikan die politischen Zusammenhänge und Verflechtungen zu wenig beachtet worden.

“Die leicht höheren Kirchenaustrittszahlen in Deutschland haben womöglich mehr mit dem Inkrafttreten der Abgeltungssteuer zum 1. Januar zu tun als mit den unvorteilhaften Schlagzeilen der letzten Wochen. Der designierte österreichische Weihbischof Gerhard Maria Wagner hat unterdessen den Papst gebeten, auf seine Ernennung zu verzichten. Gegen seine Berufung hatte es Widerstände bis hin zu einer von der Mehrheit der Linzer Dechanten (Dekane) unterzeichneten Erklärung gegeben. Der Vatikan nahm die Bitte umgehend an, es gibt Hinweise, daß die Initiative von Rom ausging. K.B.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren