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21.02.09 / Abenteurer und Neugierige angelockt / Naturerlebnis mit Herzklopfen: Goldsuchen in Deutschland – Reich wird man da

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-09 vom 21. Februar 2009

Abenteurer und Neugierige angelockt
Naturerlebnis mit Herzklopfen: Goldsuchen in Deutschland – Reich wird man davon kaum

Ein geübtes Auge, viel Geduld und eine Goldwaschpfanne brauchten nicht nur die legendären Goldsucher in Amerika, um ihre Hoffnung auf einen gelungen Fund zu verwirklichen. Auch in Deutschland kann man heute noch der Goldsuche nachgehen, wenn auch nur als Freizeitbeschäftigung.

Mit buntkariertem Flanellhemd, ockerfarbener Outdoor-Weste und langen schwarzen Gummistiefeln steht Markus Schade knietief im Wasser der Grümpen, läßt mit Wippbewegungen das Sediment über den Boden der grünen Goldwaschpfanne aus Plastik gleiten. Das Flüßchen Grümpen bei Theuern im Landkreis Sonneberg ist einer der größten Magneten für Goldsucher. „Von den 253 goldführenden Bächen in Thüringen ist er einer der goldreichsten“, erklärt Schade. „Um Erfolg zu haben, muß man wissen, wo man suchen muß“, fährt er fort, während er einen rostroten Stein hochhebt. „Gold kann nur dort sein, wo die Strömung im Bach auch das schwere Eisenerz – wie diesen Roteisenstein – ablagert.“

Der 55jährige ist einer der eifrigsten Goldsucher der Gegend. Als einer der wenigen lebt er sogar davon. Allerdings verkauft er seine Funde nicht; er und seine Frau Karin sind Goldwasch-Lehrer, sie unterrichten Neulinge im Umgang mit der Goldwaschpfanne. Deutschland hat eine ganze Reihe von Goldvorkommen vorzuweisen: außer im Thüringer Schiefergebirge findet man das edle Metall vor allem am Rhein, im Oberpfälzer Wald, im Fichtelgebirge, im Hunsrück und im Schwarzwald. „Im Mittelalter war Deutschland mit Siebenbürgen eines der goldreichsten Gebiete der Welt“, sagt der studierte Geologe.

Nach den Funden in der Grümpen und im Schwarzatal begannen die Menschen ab dem 12. Jahrhundert nicht nur mit der Suche nach dem „Seifengold“, wie man das aus sekundären Lagerstätten in Bächen und Flüssen gewonnene Gold nennt, es entstanden auch Bergwerke, in denen das unter Tage befindliche Gold der primären Lagerstätten abgebaut wurde. Insgesamt förderten die Bergleute in Thüringen um die 4700 Kilogramm. „Die Goldminen wurden im 16. Jahrhundert aufgegeben, als das Gold aus Amerika die Preise verdarb“, erklärt Schade, der in seinem Haus ein Goldmuseum eingerichtet hat – das einzige seiner Art in Deutschland. Hier hat er historische Goldwaschpfannen, Mineralien und Nuggets sowie Gemälde und Karten zur Geschichte der Förderung ausgestellt.

Der Goldrausch ist zwar lange vorbei, aber die Vorstellung vom glitzernden Nugget zieht noch immer etliche Abenteurer und Neugierige an. „Ein wenig kommt aber auch die Goldgräberromantik zum Tragen, die wir aus den Büchern und Filmen von Jack London kennen“, meint Schade, der über sich selbst sagt, er sei von einem Goldwasch-Virus infiziert. Schon als Kind faszinierte ihn das edle Metall; mit 18 Jahren unternahm er mit Backblech und Küchensieb seine ersten Streifzüge durch Bäche und Flüsse, fand allerdings erst nach zehn Jahren sein erstes Gold-Korn. „Das war ein unbeschreiblich emotionaler Moment.“

Schade ist Autodidakt; es sieht leicht aus, wenn der Profi große Steine vom Lehm befreit und dann die Kiesel aus der Pfanne schwenkt, bis nur noch ein sandiges „Konzentrat“ auf dem Boden zurückbleibt. „Das erfordert schon etwas Geschick, schließlich will man das Gold nicht schon vorher rausspülen“, sagt er. „Die Grundtechnik lernen die meisten in etwa zwei Stunden.“ Je schwerer die Bröckchen sind, desto träger bewegen sie sich. Ein kleiner gelber Punkt rutscht nicht mit, bleibt unverrückbar am Plastik kleben. „Das ist Gold“, erklärt der Experte. Mit der Fingerkuppe nimmt er das Körnchen auf und füllt es in ein kleines Plastikröhrchen. Reich wird man mit Goldsuchen allerdings eher selten. Zwar liegt der Preis für ein Gramm Reingold zur Zeit bei 21 Euro, doch bewegen sich die Funde fast immer nur im Milligramm-Bereich.

„Nuggets mit zwei, drei Gramm Gewicht zählen schon zu den großen Seltenheiten“, meint Schade, dem gegenüber stehen die Kosten für Anfahrten, Ausrüstung und natürlich viele, viele Stunden, die man im kalten Wasser zubringt. „Eine gute Tagesausbeute sind 200 Milligramm – also 20 große Brocken oder 500 ganz kleine“, fährt er fort. „Bei acht Stunden Arbeit kommt man auf einen Stundenlohn von etwa neun Cent, verkauft man die Nuggets als Sammlerstücke, werden es vielleicht 1,80 Euro.“ Bleibt als Motivation eben das, was jedes echte Hobby ausmacht: die Freude an der Sache an sich.

„Hobbygoldsucher sind letztlich Mineraliensammler, nur daß sie nicht Felsen abklopfen, sondern sich auf die sekundären Lagerstätten in Bächen und Flüssen konzentrieren“, sagt Schade und blickt verzückt in seine Goldwaschpfanne. Das Gold-Museum Theuern, Im Grund 4, bietet zweieinhalbstündige Goldwasch-Schnupperkurse für zehn Euro pro Person an, Ganztagestouren samt Besichtigung historischer Stollen für 25 Euro pro Person und Kindergeburtstage für 50 Euro pro Gruppe. Öffnungszeiten sind täglich von 9 bis 17 Uhr, außer im November. Corinna Weinert

Foto: Vom Goldwasch-Virus infiziert: Markus Schade zeigt Jugendlichen, wie es geht. Bild: Schade


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