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07.03.09 / Mit Kreuz und Schwert / Der Dichter Joseph von Eichendorff verfaßte auch eine wertvolle Studie über den Deutschen Orden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-09 vom 07. März 2009

Mit Kreuz und Schwert
Der Dichter Joseph von Eichendorff verfaßte auch eine wertvolle Studie über den Deutschen Orden

Joseph von Eichendorff (1788–1857) hinterließ ein umfangreiches Werk, das aus Gedichten, Romanen, Erzählungen, Epen, Theaterstücken und literarhistorisch-kritischen Schriften besteht. Doch beschäftigte er sich auch mit dem gewaltigen Bauwerk an der Nogat, der Marienburg.

„Es war, als hätt‘ der Himmel / Die Erde still geküßt, / Daß sie im Blütenschimmer / Von ihm nur träumen müßt.“ Diese unsterblichen Verse schrieb Joseph Freiherr von Eichendorff um 1835. Der Schlesier ist aber nicht nur als Autor der meisten vertonten Gedichte der Romantik bekannt geworden. Neben seinen literarischen Prosawerken wie zum Beispiel „Aus dem Leben eines Taugenichts“ (1822/23) hat er auch eine ernstzunehmende und historisch wertvolle Studie über den Deutschen Orden verfaßt, die er in seinem Buch „Die Wiederherstellung des Schlosses der deutschen Ordensritter zu Marienburg“, Berlin 1844, mit einer Beschreibung der Marienburg verband.

Bereits sein Theaterstück „Der letzte Held von Marienburg“ (1830) beschäftigt sich mit dem Hochmeister Heinrich von Plauen. Seine historische Arbeit zur Wiederherstellung der Marienburg wird in der Literatur über den Dichter kaum erwähnt, ist aber wegen ihrer Sprache und der systematisch erforschten Darstellung der Geschichte des Deutschen Ordens bemerkenswert. Vor Eichendorff hatte nur der seinerzeit bekannte Oberkonsistorialrat Anton Friedrich Büsching im Jahr 1823 die Burg einer eigenen Publikation für Wert erachtet.

Eichendorff beginnt seine Schilderung mit der Hinwendung der Ordensritter von ihren Aufgaben im Heiligen Land zu der Missionierung der Prußen. „Es waren die deutschen Ritter allein, die sich unerwartet neue Bahnen hieben und mit Kreuz und Schwert mitten in den nordöstlichen Wildnissen ein neues Deutschland eroberten“, schreibt er und schildert dann den 1306 erfolgten Abbruch der bestehenden Vorburg und die Errichtung des Haupthauses auf deren Fundamenten: „… zu dem zierlichen Baue von gebrannten, zum Theil verglasten und buntfarbigen Ziegeln, die in ihrer sauberen und sorgfältigen Zusammensetzung eine überaus anmuthige, glatte Fläche bilden“. Minutiös berichtet er über das Ordensleben und gibt die Erfolgsgeschichte des Ordens in seinen Ländern wieder – bis zur verhängnisvollen Schlacht bei Tannenberg am 15. Juli 1410. Seine sonst so penible Darstellung weist hier den einzigen gravierenden Fehler auf, denn er schätzt die gegenseitigen Verluste viel zu hoch ein.

Die anschließende Belagerung der Marienburg, die für die polnischen Truppen erfolglos verlief, illustriert Eichendorff mit einer Sage: Ein polnischer Bogenschütze richtete sein Geschoß auf das Muttergottesbild an der St. Annen-Kapelle. „Sein Schuß fehlte, aber der frevelhafte Schütze wurde von Stund an blind.“ Überhaupt das Marienbild: Es war das Wahrzeichen der Burg und befand sich außen an der Südostseite der Schloßkirche. Man konnte es wegen seiner Größe (etwa acht Meter) schon von weitem sehen.

Die Mutter Gottes trug das Christuskind auf ihrem linken Arm; in der rechten Hand hielt sie ein metallenes vergoldetes Zepter. Ihre Bekleidung bestand aus einem goldenen Gewand mit einem roten Mantel darüber. Auf dem Kopf trug sie eine goldene Krone. „Das ganze Bild ist aus Stuck geformt und auf eine über diese Form gezogene frische Stuckmasse sind kleine Pasten von farbigem Glas dicht nebeneinander eingedrückt. – … ein Kunstwerk, das gegenwärtig in Europa nicht seines Gleichen hat.“

Unter der Überschrift „Polnische Wirthschaft“ folgt dann eine Darstellung der Burggeschichte bis zur Erwerbung des damals noch zu Westpreußen gehörenden Gebiets durch Friedrich den Großen im Jahr 1772.

Auch über die Finanzierung der Baumaßnahmen berichtet Joseph von Eichendorff: Durch staatliche Zuschüsse und Spenden waren im Jahr 1842 146520 Reichsthaler, 15 Silbergroschen und 1 Pfennig zusammengekommen. Später wurde eine Geldlotterie genehmigt, aus der die anfallenden Erhaltungsmaßnahmen finanziert wurden.          Jürgen Ziechmann

Foto: Schloßkirche der Marienburg: Aquatinta-Radierung von Friedrich Frick (1799) nach einer Zeichnung von Friedrich Gilly

 

Eichendorff suchte sein Heil in Preußen

Nach dem Studium der Rechte in Halle und Heidelberg suchte Joseph von Eichendorff Beschäftigung im österreichischen Staatsdienst, bis ihn die Freiheitskriege aus der Amtsstube trieben. Künftig suchte er sein Heil in Preußen, wenn auch sein Herz ihn nach Süden zog. In Danzig schuf er seinen unsterblichen „Taugenichts“. 1824 kam Eichendorff als Konsistorial- und Schulrat nach Königsberg. In der Stadt Kants widmete er sich dramatischen Arbeiten. Sein Theaterstück „Der letzte Held von Marienburg“ wurde erstmals hier aufgeführt.

In Königsberg hatte er Umgang mit Männern wie Theodor von Schön und Wilhelm Bessel. Dennoch konnte er sich am Pregel nicht recht eingewöhnen. Das Klima war ihm zu rauh, auch klagte er über die karge Besoldung. Zudem fürchtete er, als Dichter so fern des kulturellen Geschehens „begraben“ zu sein. 1831 wurde er ins Kultusministerium nach Berlin berufen. Da wurde ihm schließlich klar, daß es sich in Königsberg besser leben läßt als in Berlin. Erst 1843 kam er noch einmal nach Königsberg, um in den Archiven für seine „Geschichte der Wiederherstellung des Schlosses Marienburg“ zu forschen. 1857 starb Eichendorff in Neisse.         Os


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