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07.03.09 / Der König der See fliegt / Vor 50 Jahren fand der Erstflug der »Sea King« statt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-09 vom 07. März 2009

Der König der See fliegt
Vor 50 Jahren fand der Erstflug der »Sea King« statt

Der von der US-amerikanischen Sikorsky Aircraft Corporation produzierte schwere amphibische Rettungs- und Marinehubschrauber „Sea King“ (Seekönig) flog erstmals am 11. März 1959. Der zweimotorige Mehrzweckhubschrauber wurde für Küstenwachtaufgaben entwickelt und war ab 1961 bei den US-amerikanischen Seestreitkräften im Einsatz. Um von der Marine als Bordmaschine verwandt werden zu können, sind die fünf Rotorblätter faltbar, so daß eine problemlose Unterbringung in Schiffshangers möglich ist. Hauptverwendungszweck bei der US-Navy war die U-Boot-Bekämpfung, doch wurde er auch für die Bekämpfung von Überwassereinheiten, für Transportaufgaben, als fliegendes Radar sowie als Rettungshubschrauber eingesetzt. Ab Anfang der 1990er Jahre wurde er in der US-Marine bei der Bekämpfung von Überwassereinheiten und als Rettungshubschrauber durch die ebenfalls von Sikorsky produzierte „Black Hawk“ ersetzt, bleibt jedoch vorerst noch für andere Aufgaben im Dienst. Einige „Sea King“ werden darüber hinaus nach wie vor von den US-Marines als Diensthubschrauber des US-Präsidenten betrieben.

Wie viele US-amerikanische Rüstungsgüter wurde auch die „Sea King“ an die Streitkräfte diverser mit den USA verbündeter oder befreundeter Staaten verkauft. Um die Zahlungsbilanz zu schonen, Arbeitsplätze im eigenen Land zu sichern und mehr Unabhängigkeit zu erzielen, ließen einige US-Verbündete den Helikopter im eigenen Land in Lizenz fertigen. Neben Japan und Italien ist hier vor allem Großbritannien zu nennen. Zehn Jahre nach dem US-amerikanischen Original erlebte die von Westland Helicopters Ltd. für die Royal Navy modifizierte Lizenzvariante ihren Erstflug. Diese „Sea King“ Mk. 41 wurde dann auch von Japan und Italien gebaut und auch von der Bundeswehr geflogen.

Zu Beginn der 70er Jahre suchte die Bundesmarine für ihre Aufgaben auf dem Gebiete des Such- und Rettungsdienstes (SAR) eine leistungsfähigere Alternative zur bisher eingesetzten „Choctaw“ von Sikorsky. Gefordert wurden eine größere Reichweite und Allwettertauglichkeit. 1972/1973 erprobten die Deutsche das britische Produkt mit angebauter Rettungswinde. Sie waren so zufrieden, daß sie auf eine zusätzliche Truppenerprobung verzichteten.

Vor 35 Jahren, am 20. März 1974 wurde die erste Westland-„Sea King“ an das Marinegeschwader 5 ausgeliefert und am 1. April in Kiel-Holtenau in Dienst gestellt, der Flugbetrieb begann im März 1975. Bis heute sind zwei SAR-Außenstellen auf Helgoland und Warnemünde ständig besetzt, eine weitere auf Borkum kann fallweise genutzt werden.

Ein Jahrzehnt später, Mitte der 80er Jahre, fing man bei der Bundeswehr an, über einen zusätzlichen, offensiven Einsatz des Drehflüg­lers nachzudenken. Die „Sea King“ sollte nun auch mit Flugkörpern leichte Überwasserstreitkräfte angreifen und als „Auge“ der Marine dienen können. Für den erstgenannten Zweck war an eine Nachrüstung mit Flugkörpern gedacht, für den zweitgenannten an die Ausstattung mit einer modernen Radaranlage und eines Systems, das die damit gewonnenen (Ziel-)Daten in Echtzeit an Schnellboote, Fregatten oder dergleichen Überwassereinheiten weiterleitet. Eine entsprechende Kampfwertsteigerung erfolgte von 1987 bis 1996.

Abgesehen von einem Absturz, der zum Totalschaden führte, aber keine Menschenleben forderte, sind noch alle „Sea King“ des Marinegeschwaders 5 im Einsatz. Neben dem Einsatz im Seenotrettungsdienst gewinnt allerdings der Verbindungsdienst Land/See mit dem Einsatz von KSK-Kräften in Krisenregionen wachsende Bedeutung.   Manuel Ruoff


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