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07.03.09 / Das Erbe Ost-Brandenburgs bewahren / Seit bald zehn Jahren existiert das Haus Brandenburg in Fürstenwalde – Völkerverbindende Arbeit, vom Land kaum gefördert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-09 vom 07. März 2009

Das Erbe Ost-Brandenburgs bewahren
Seit bald zehn Jahren existiert das Haus Brandenburg in Fürstenwalde – Völkerverbindende Arbeit, vom Land kaum gefördert

Die Landsmannschaft Berlin-Mark Brandenburg ist mit gegenwärtig geschätzten 10000 Mitgliedern in ganz Deutschland eine der kleinsten Landsmannschaften. Bis zur politischen Wende von 1989 war sie eine mittel- und ostdeutsche Organisation, nach der Wiedervereinigung beschränkt sich der Mitgliederstamm auf vertriebene oder geflüchtete Deutsche aus den früheren ostbrandenburgischen Gebieten östlich von Oder und Lausitzer Neiße. Eigentlich müßte sie darum den Namen „Ost-Brandenburg-Neumark“ tragen. Das historische Ost-Brandenburg umfaßte mit 14500 Quadratkilometer etwa ein Drittel der Fläche der Mark Brandenburg, 1939 lebten dort 642000 Menschen, eine rein deutsche Bevölkerung. Zum Vergleich: Die frühere Provinz Schlesien war mit 40320 Quadratkilometern fast dreimal so groß. Bis heute wird bei der Aufzählung der Vertreibungsgebiete selbst von Vertriebenenpolitikern Ost-Brandenburg regelmäßig unterschlagen, eine Folge der eher geringen Größe.

Angesichts des Abtretens der Erlebnisgenerationen wird die Frage immer dringender, wie das Erbe des historischen Ostdeutschlands, also auch Ost-Brandenburgs, in Zukunft bewahrt werden soll. Die Ostpreusßen, Westpreußen, Pommern und Schlesier besitzen mit Hilfe der öffentlichen Hand seit langem eigene Museen und Kulturstätten in vielen Teilen Deutschlands, die wichtige Informationsquellen für die Bevölkerung geworden sind. Nicht so die Brandenburger; hier brachte erst die Wende von 1989/90 nicht nur die Wiederherstellung eines (um seinen alten Osten verkleinerten) Landes Brandenburg, sondern es begannen auch Überlegungen, ein eigenes Kultur- und Bildungszentrum zu schaffen. Unermüdlicher Motor für dieses Ziel wurde der damalige Bundessprecher Werner Bader, ein bekannter Journalist der Deutschen Welle. Da keine Förderung durch die Landesregierung in Aussicht stand, mußten die erforderlichen Mittel durch die Landsmannschaft selbst aufgebracht werden; es begann eine großartige Bürgerinitiative ehemaliger Ostbrandenburger und anderer in ganz Deutschland, die über eine Million D-Mark sammelte. Mit diesem Grundstock konnte die Landsmannschaft am 25. Juli 1999 in Fürstenwalde an der Spree in Anwesenheit des damaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten Stolpe das Haus Brandenburg einweihen. Unter dem Eindruck schrumpfender Mitgliedszahlen war die Landsmannschaft aber kaum noch in der Lage, Träger dieses Hauses zu bleiben. Es war darum eine weise Entscheidung, die Trägerschaft über das Haus zum 1. April 2002 einer Stiftung Brandenburg zu übertragen. Hiermit wird gewährleistet, daß  das Haus seine wichtigen Aufgaben auf Dauer erfüllen kann. In der Stiftung und dem ebenfalls 2002 gegründeten „Freundeskreis Haus Brandenburg“ arbeiten interessierte Bürger mit und ohne ostbrandenburgischen Hintergrund mit. Der Standort Fürstenwalde, etwa 40 Kilometer von der Oder entfernt, ist gleichsam Programm: Geschichte, Kultur und Wirtschaft der Mark in Vergangenheit und Gegenwart mit ihren Menschen  beiderseits von Oder und Neiße sollen der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Zusammenarbeit mit den polnischen Nachbarn ist eine Selbstverständlichkeit geworden; deutsche Vergangenheit in Ost-Brandenburg bis 1945 und polnische Gegenwart seit diesem Jahr sind die Inhalte der Arbeit; diese werden durch die einzige Spezialbibliothek Deutschlands über das historische Ost-Brandenburg, durch deutsch-polnische Wechselausstellungen, durch Seminarangebote, eine gute Zusammenarbeit mit der Viadrina-Universität in Frankfurt an der Oder sowie mit dem Collegium Polonicum im Ostteil dieser Stadt (Dammvorstadt) gestützt. Hervorzuheben ist das vom Chronisten und Freundeskreis begründete „Märkische Gesprächsforum“, das inzwischen 20 Foren mit so bekannten Persönlichkeiten wie die stellvertretende Ministerpräsidentin Johanna Wanka, Gesine Schwan, Manfred Stolpe und Krzysztof Wojciechowski veranstaltet hat. Durch diese Aktivitäten hat sich das Haus Brandenburg zu einer festen Größe in der Region mit steigenden Teilnehmerzahlen entwickelt. Dies  muß sich endlich auch bei der Landesregierung in Potsdam herumsprechen, die nach langem Zögern auch bisher erst einzelne Projekte fördert. Der Paragraph 96 des Bundesvertriebenengesetzes verpflichtet die Bundesländer indes, die ostdeutsche Kulturarbeit zu fördern. Das muß auch für das Haus Brandenburg gelten.

Karlheinz Lau

Foto: Das 1999 eröffnete Haus Brandenburg.   


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