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07.03.09 / Auf der Flucht vor dem Sissi-Image / Fotografien zeigen eine andere Romy Schneider – Aufnahmen einer Frau mit vielen Gesichtern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-09 vom 07. März 2009

Auf der Flucht vor dem Sissi-Image
Fotografien zeigen eine andere Romy Schneider – Aufnahmen einer Frau mit vielen Gesichtern

Viele Sissi-Verehrerinnen hatten den Weg nach Hamburg gefunden, um die Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe mit Fotos von Romy Schneider zu besuchen. Was sie dann tatsächlich fanden, waren weniger die beliebten Sissi-Motive, sondern Bilder einer Frau, die stets auf der Suche nach dem Glück war. Der Mythos Romy Schneider überdeckt längst den Menschen, je mehr Jahre seit ihrem plötzlichen Tod 1982 vergehen.

Neun namhafte Fotografen von Will McBride über Robert Lebeck bis F. C. Gundlach haben sich auf die Spurensuche nach dem Menschen Romy gemacht und ihre Archive geöffnet. 140 meist Schwarzweißfotografien, davon 40 das erste Mal, sind in Hamburg zu sehen. Sie zeigen Romy als junges Mädchen, in ihren Filmrollen, mit ihren Kindern, scheinbar unbeobachtet im Alltag oder in Posen und Verkleidungen, fröhlich oder nachdenklich, schön und verletzlich. Erstaunlich die Vielfalt und die Widersprüchlichkeit der Fotografien. Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt – so hat sie sich selbst beschrieben und so sahen sie auch die Fotografen.

Bemerkenswert ist Romys Verhältnis zu den Medien und zu den Fotografen. Einerseits spielt sie mit ihnen, posiert, setzt sich in Szene, benutzt sie, ob bewußt oder unbewußt bleibt dahingestellt. Andererseits fühlt sie sich von den Medien bedrängt. Jeder Fehltritt wird akribisch festgehalten. Immer sind Fotografen mit dabei, machen Romys Privatleben öffentlich. Bei einer anderen Ikone der Boulevardpresse hat diese Bedrängung durch Fotografen sogar zum Tod geführt: Auch Lady Di spielte dieses Spiel zwischen Ausnutzen und Benutztwerden.

Die in der Hamburger Ausstellung vertretenen Fotografen sind nun alles andere als Paparazzi, ihre Aufnahmen sind keineswegs auf Sensationen aus. Nur wenige allerdings zeigen eine entspannte Romy Schneider, eine, die nicht posiert.

„Wenn man ihr in die Augen schaut, dann findet man meiner Ansicht nach Rosemarie Albach und nicht den Star Romy Schneider“, meint F.C. Gundlach. „Das ist dann der Mensch, der dahinter steht.“ Ein großes Foto schließlich zeigt die Schauspielerin mit einem flehenden Blick, als wollte sie sagen: „So laßt mich doch endlich in Ruhe!“

Schon früh mußte Romy mit dem Ruhm fertigwerden. Als 14jährige wurde sie urplötzlich von den Massen geliebt. 25 Millionen Menschen stürmten die Kinos, wollten sie als junge Kaiserin von Österreich, als Sissi, sehen. Sie lebte in einem goldenen Käfig, weil das Publikum sie genau so und nie mehr anders wollte. „Mir hat‘s auch gefallen, ich war selig, ich war die Prinzessin, nicht nur vor der Kamera, ich war dauernd Prinzessin, ich war fast sieben Jahre lang Prinzessin, aber dann wollte ich es eines Tages nicht mehr sein“, sagte Romy Schneider 1966.

Dieses Image der schönen und reinen Königin aber umgab sie wie eine zweite Haut, sie konnte ihm nur schwer entfliehen. Mühsam befreite sie sich von allen Rollenzwängen. Der Regisseur Luchino Visconti machte aus ihr die „Femme fatale“. In den Rollen sinnlicher und doch auch gebrochener moderner Frauen wurde sie schließlich weltberühmt. Doch Romy blieb ständig auf der Jagd. Christian Höllger, ihre beste Freundin, erkannte: „Es waren nie die Männer als solches, es war immer der Ruhm, den sie umarmt hat, es war immer der gierige Versuch, auf dieser Höhe zu bleiben, den Ruhm ihrer Jugend zu halten.“

Dieser Kampf zeitigte bald Folgen: Stimmungsschwankungen, Depressionen. Das alles durfte natürlich nicht nach außen dringen, sie mußte die fröhliche, die schöne Romy bleiben. Und so spielte sie mit der Kamera, flirtete mit Fotografen wie Robert Lebeck. Es entstanden sehr direkte Aufnahmen, von denen der Betrachter sich angesprochen fühlt. Lebeck: „Sie sagte ja, im Film bin ich alles und im Leben nichts. Also hat sie vielleicht immer versucht den Film zu spielen, weil sie das besser konnte als richtig leben.“

Vom Schicksal verwöhnt, vom Schicksal gezeichnet – diesen Eindruck nimmt man nach dem Besuch der Ausstellung mit nach Hause. Und den einer gebrochenen Frau, die allem Ruhm zum Trotz nicht zu beneiden war.        os

Die Ausstellung „Die Erinnerung ist oft das Schönste – Fotografische Porträts von Romy Schneider“ im Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz, Hamburg, ist bis zum 13. April täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr, mittwochs und donnerstags bis 21 Uhr zu sehen, Eintritt 8 /5 Euro.


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