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07.03.09 / Ulrich Wickert belebt »Leuna«-Affäre / Neuer Krimi: Untersuchungsrichter Jacques Ricou ermittelt im größten deutsch-französischen Korruptionsfall

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-09 vom 07. März 2009

Ulrich Wickert belebt »Leuna«-Affäre
Neuer Krimi: Untersuchungsrichter Jacques Ricou ermittelt im größten deutsch-französischen Korruptionsfall

Ulrich Wickert ist durch seine langjährige Tätigkeit als Moderator der „Tagesthemen“ (1991–2006) und als ARD-Korrespondent in New York, Washington und Paris vielen bekannt. Doch ist mittlerweile auch die Hauptfigur aus seiner Kriminalromanreihe, der Untersuchungsrichter Jacques Ricou,  („Der Richter aus Paris“ und „Die Wüstenkönigin“) vielen ein Begriff.

In „Der nützliche Freund“ gerät Jacques Ricou direkt in seinen dritten spannenden Fall. Es geht um Korruption, und zwar um die legendäre „Leuna“-Affäre, in der es um Schmiergelder ging, die nach der Wiedervereinigung bei der Privatisierung der Leuna-Raffinerie (1990/91) an deutsche Politiker geflossen sein sollen.

„Der nützliche Freund“ ist somit kein trivialer Schocker-Krimi, der einem vor Spannung und Plattheit der Story das Blut in den Adern gefrieren läßt, sondern vielmehr ein gut recherchierter Kriminalroman, der durch die interessante Handlung und den Charme der Hauptfigur Jacques Ricou besticht.

Als Marc Leroc, eine Schlüsselfigur im größten Korruptionsfall der deutsch-französischen Geschichte, ermordet aufgefunden wird, beginnt der Pariser Richter ungewöhnlich leidenschaftlich zu ermitteln, da auch das Leben seiner Freundin Margaux auf dem Spiel zu stehen scheint.

„Auf der Pritsche im Krankenwagen lag Margaux bewußtlos mit bleichem Gesicht und wirren Haaren. Jacques hätte am liebsten ihre Hand genommen, aber er wollte nicht zu erkennen geben, daß er die Frau kannte, und erst recht nicht, wie nah sie ihm stand.“

Seltsam erscheint jedoch die Tatsache, daß Jacques Ricou, nachdem er sich zu Beginn für besagte Margaux so ins Zeug gelegt hat, sich schon bald nicht mehr für das Schicksal Margaux’ zu interessieren scheint. Sie verschwindet einfach von der Bildfläche, nachdem sie auf seine Anrufe nicht mehr antwortet.

Doch wird sie bald darauf bereits durch die nicht nur bildhübsche, sondern obendrein noch resolute und attraktive deutsche Staatsanwältin Karen ersetzt, die ebenfalls im Fall „Leuna“ ermittelt und einen Kronzeugen aus einem Pariser Gefängnis nach Deutschland bringen soll. Ricou, der sich mittlerweile in einem Netz von Intrigen gefangen sieht, erkennt ebenfalls die Wichtigkeit des Zeugen und versucht alles, um an die Drahtzieher dieses Korruptionsfalles zu gelangen.

„Der nützliche Freund“ bietet dem Leser anspruchsvolle Unterhaltung, auch wenn die Liebesgeschichte zwischen dem Draufgänger Ricou und der betörenden Karen etwas konstruiert wirkt.

Wickerts Schreibstil ist für jene, die ihn als „Tagesthemen“-Sprecher kennen, keine große Überraschung, denn ebenso präzise und sachlich wie seine Moderation ist auch seine Feder. Sofern der Leser die ersten beiden Kriminalromane Ulrich Wickerts nicht gelesen hat, ist jedoch der atmosphärische Schreibstil und die spürbare Leidenschaft für die Stadt Paris und die Pariser Lebensart neu.              A. Ney

Ulrich Wickert: „Der nützliche Feind“, Piper Verlag, München 2008, geb., 312 Seiten, 19,90 Euro


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