© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-09 vom 14. März 2009

Vernünftig wär’s
von Manuel Ruoff

Überraschend unverschnörkelt hat Barack Obama eingestanden, daß der Krieg in Afghanistan nicht zu gewinnen sei. Nun möchte er mit „gemäßigten Taliban“ verhandeln, was aufhorchen läßt, weil für denselben Vorschlag vor nicht allzu langer Zeit der SPD-Politiker Kurt Beck noch belächelt wurde. Obamas Offenheit gegenüber irritiert aber aus einem anderen Grund. Noch kurz zuvor hatte er einem verstärkten Engagement der USA und ihrer Verbündeten in Afghanistan das Wort geredet. Das muß allerdings kein Widerspruch sein. Richard Nixon hat seinerzeit als US-Präsident den Vietnamkrieg auch noch einmal eskalieren lassen, in der (vergeblichen) Hoffnung, dann aus einer Position der Stärke heraus mit geringerem Gesichtsverlust herauszukommen.

Vernünftig wäre ein Rückzug allemal. Genügend Mahnungen hält die Geschichte parat. Im 20. Jahrhundert haben sich weder die Russen in Afghanistan noch die US-Amerikaner in Vietnam militärisch durchsetzen können. Auch die drei Anglo-Afghanischen Kriege zwischen 1839 und 1919 sollten eine Lehre sein. Damals hatten die Briten vergeblich versucht, Afghanistan unter ihre Kontrolle zu bringen. Auch diese Kriege endeten mit einem Rück­zug der Invasoren.