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14.03.09 / Feier zur Grundsteinlegung vor 750 Jahren / Altenberger Dom: Unter dem Grafen von Berg begann der Bau, unter dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. wurde er vollendet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-09 vom 14. März 2009

Feier zur Grundsteinlegung vor 750 Jahren
Altenberger Dom: Unter dem Grafen von Berg begann der Bau, unter dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. wurde er vollendet

Als „Perle“ oder auch „Kleinod des Bergischen Landes“ wird der Altenberger Dom in Touristenführern gern bezeichnet. Genau genommen ist das Gotteshaus gar kein Dom, denn ein Dom ist die Kirche eines Bischofs – und den gibt es hier nicht. Der zuständige (römisch-katholische) Bischof, aktuell ist das Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, residiert im 25 Kilometer westlich gelegenen Köln und hat dort seine Kathedrale, den Kölner Dom. Der ist gerade einmal elf Jahre älter als der Altenberger Dom.

Vor 750 Jahren, am 3. März 1259, wurde der Grundstein für den „Altenberger Dom“ gelegt. Bauherren waren die Mönche des Zisterzienserordens, die vom Landesherrn, Graf Adolf IV. von Berg, beauftragt worden waren, eine Grabkirche für seine Familie zu errichten. Die strenggläubigen Ordensbrüder hatten sich schon im Jahr 1133 im Tal der Dhünn, einem Nebenfluß der Wupper, niedergelassen.

Im Gegensatz zum Kölner Dom, der mehr als 600 Jahre bis zu seiner Vollendung im Jahre 1880 benötigte, erfolgte die Fertigstellung der gotischen Klosterkirche St. Maria Himmelfahrt, so der offizielle Name, recht zügig. Bereits 1379, nur 120 Jahre nach der Grundsteinlegung, konnte die Kirche geweiht werden.

Bis zu ihrer Säkularisierung 1803 diente sie als Klosterkirche, dann ging sie in den Besitz des Herzogtums Berg über. Nach einer Explosion und einem Brand im Jahre 1815 zerfiel das Gebäude. Die Ruinen wurden als Steinbruch genutzt.

Der nächstfolgende Eigentümer, Franz-Egon von Fürstenberg-Stammheim, ließ erste Restaurierungsmaßnahmen durchführen. 1834 schenkte er die Klosteranlage dem preußischen Staat. Hier regierte seinerzeit König Friedrich Wilhelm III., dem 1815 durch den Wiener Kongreß die Herzogtümer und Grafschaften im Rheinland, darunter auch das Herzogtum Berg, zugesprochen worden waren. Der Preußenkönig und auch sein Sohn Friedrich Wilhelm IV waren angetan von der mittelalterlichen Architektur der gotischen Kirche. Hier lag eine ihrer entfernten Vorfahrinnen, Sybilla von Brandenburg, begraben. Die neuen preußischen Landesherren im Rheinland bewilligten Staatsgelder für den Wiederaufbau der Klosterkirche Altenberg. 1847 wurde die restaurierte Kirche im Beisein von König Friedrich Wilhelm IV. eingeweiht.

Die Zuwendung staatlicher Mittel war an eine Bedingung geknüpft: Der „Bergische Dom“, wie die Klosterkirche in Altenberg recht bald im Volksmund genannt wurde, sollte fortan sowohl von katholischen als auch evangelischen Christen genutzt werden. Per Kabinettsordre vom 15. September 1856 legte der preußische Monarch fest, daß den Evangelischen die Kirche vier Stunden täglich, von 8 bis 10 Uhr und von 13 bis 15 Uhr, zur Verfügung steht. Katholiken können die Kirche die übrige Zeit des Tages nutzen. Diese Nutzungsregelung aus dem Jahre 1856 gilt bis heute.

Am 3. Juli 1857 übergab der preußische Landrat der evangelischen und der katholischen Kirche die Schlüssel des Hauses. Gut einen Monat später, am 13. August 1857, fand der erste evangelische Gottesdienst in der ehemaligen Zisterzienser-Klosterkirche statt.

Weil nach der Kabinettsordre zwei Konfessionen gleichzeitig ein Gotteshaus nutzen, spricht man im Fachjargon von einem „Simultaneum“, und einer Simultankirche. Sichtbares Zeichen der staatlichen „Oberhoheit“ über das Kirchengebäude ist der Preußenadler im Altarraum. Der Altenberger Dom ist übrigens nicht die einzige Simultankirche. In Deutschland sind etwa 60 bis 70 Gotteshäuser nach diesem Modell organisiert. Mit mehr oder weniger großen und kleinen Problemen im täglichen Zusammenleben.

Böse Zungen könnten behaupten, hier wachse zusammen, was nicht zusammen gehöre. Denn trotz vieler Gemeinsamkeiten konnten sich die evangelische und die römisch-katholische Kirche nicht zu einem gemeinsamen Festgottesdienst zur 750-Jahr-Feier aufraffen.

Das Programm zum offiziellen Beginn der Jubiläumsfeierlichkeiten am vergangenen Sonntag zeigte deutlich die getrennten Wege und bestehenden Differenzen der beiden Konfessionen:

Die katholische Kirche startete um 10.30 Uhr mit einem Pontifikalamt mit dem Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner und dem Abt des Zisterzienserordens, Gregor Henckel-Donnersmarck. Mit dabei war auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers als „Hausherr“ des Altenberger Doms. Das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) als Rechtsnachfolger des preußischen Staates in dieser Region Eigentümer der Kirche, der Ministerpräsident also quasi Rechtsnachfolger des preußischen Königs.

In dieser Funktion eröffnete Rüttgers um 12 Uhr die Ausstellung des Altenberger Dom-Vereins e. V. und des Aktionskreises Altenberg e. V. mit dem Titel „Sie haben nicht auf Sand gebaut …“.

Schließlich nutzte die evangelische Kirche die ihr zustehende Nutzungszeit um 14 Uhr für einen Festgottesdienst mit Präses Nikolaus Schneider und für ein Kirchenmusikkonzert.

Bis zur ökumenischen Eintracht ist es noch ein gehöriges Stück Weges der beiden christlichen Kirchen. Claudia Posche, die als Pfarrerin der evangelischen Gemeinde Odenthal-Altenberg seit mehr als zwölf Jahren mit der katholischen Kirchengemeinde im Dom zusammenarbeitet, beschreibt das Verhältnis der beiden Konfessionen in der Simultankirche so: „Sie müssen sich das vorstellen wie in einer Wohngemeinschaft. Dort leben mehrere Menschen unter einem Dach zusammen. Auch dort gibt es Dinge, die man zusammen machen kann, und anderes, das jeder für sich macht. Um das Zusammenleben gut zu gestalten, ist gegenseitiger Respekt und Rücksichtnahme erforderlich. Und man muß regelmäßig Absprachen treffen.“ Mit dem Land NRW als Preußens dortigem Rechtsnachfolger und Eigentümer des Altenberger Doms fahren die beiden Kirchen ihrer Meinung nach „ganz gut“. Sie kennt andere Beispiele, wo ebenfalls beide Kirchen Eigentümer einer Simultankirche sind, und dort laufe das Zusammenleben „viel schwieriger“.       Siegfried Schmidtke


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