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28.03.09 / Alte Meister in moderner Hülle / Das Museum Frieder Burda in Baden-Baden zeigt Meisterwerke der kaiserlich habsburgischen Sammlungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-09 vom 28. März 2009

Alte Meister in moderner Hülle
Das Museum Frieder Burda in Baden-Baden zeigt Meisterwerke der kaiserlich habsburgischen Sammlungen

Zum ersten Mal sind im erst 2004 eröffneten Museum Frieder Burda in Baden-Baden Alte Meister zu bestaunen. Dort, wo sonst Kunstwerke der Moderne zu sehen sind, können jetzt Besucher Glanzstücke der europäischen Malerei vom 16. bis frühen 18. Jahrhundert bewundern. Unter dem Titel „Die Künstler der Kaiser: von Dürer bis Tizian, von Rubens bis Velázquez“ werden Exponate aus den kaiserlich habsburgischen Sammlungen des Kunsthistorischen Museums in Wien präsentiert.

Zu sehen sind rund 70 Gemälde, sieben großflächige Wandteppiche und etwa 50 Objekte aus der Kunstkammer der Habsburger. Die Schau, die eigens für dieses Museum zusammengestellt wurde, ist nicht zuletzt möglich geworden, weil die Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums gerade umgebaut wird.

„Auf die Verbindung der Alten Meister mit der modernen lichtdurchfluteten Architektur Richard Meiers habe ich mich außerordentlich gefreut“, sagt Frieder Burda, der schon so prominente Besucher wie den ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton begrüßen konnte. „Mich reizt dieser Gegensatz. Ich habe selbst keine alte Kunst in meiner Sammlung, bin aber schon immer fasziniert von den frühen Malern und lasse keine Gelegenheit aus, mir weltweit in Museen die Bilder dieser Künstler anzusehen. Oftmals sind diese Künstler auch Maßstab, Vorbild und Inspiration für die heutigen zeitgenössischen Maler. Entscheidend ist die Qualität, da spielt alte oder neue Malerei letztlich keine Rolle.“ Werke von mehr als 40 Künstlern sind in Baden-Baden zu sehen, darunter neben Dürer, Tizian, Rubens und Velázquez auch Veronese, Tintoretto, Adrian de Vries, Jan Brueghel, van Dyck und Canaletto. Eine Liste, die sich wie ein Who is Who der europäischen Malerei liest und zeigt, wie konsequent die Habsburger Kunst sammelten.

Diese Sammellust begann bereits mit Maximilian I. (1459–1519) und endete mit Maria Theresia (1717–1780). „Diese Sammeltradition ist weltweit einmalig, keine Familie hat über Jahrhunderte derart konsequent gesammelt“, betont Götz Adriani, Kurator der Ausstellung.

Nur das Beste war ihnen gut genug. So zählen die monumentalen Wandteppiche, die Kaiser Karl VI. zu Ehren seines Ahnen Karl V. nach alten Vorlagen im frühen 18. Jahrhundert hat weben lassen und die jetzt den großen Saal des Museums schmücken, zu den ausgewählten Meisterwerken.

In dieser Fülle waren die aus Wolle, Seide, Gold- und Silberfäden gewebten und meist mehr als fünf Meter hohen und acht Meter breiten Prachtstücke noch nie in Deutschland ausgestellt. Neben Gemälden mit religiösen und weltlichen Motiven sind natürlich auch Bilder der Herrscher zu sehen, die einst die Werke in Auftrag gaben. So hat schon Maximilian I. „die Kunst als Massenmedium entdeckt und den Holzschnitt für Propagandazwecke genutzt“, erläutert Götz Adriani. Diese damals neue Technik machte es möglich, Kunstwerke zu vervielfältigen und sie unters Volk zu bringen. In der Ausstellung sind neben Porträts der Herrscherfamilie und ihnen nahestehender Menschen auch Landschaften oder Stadtansichten von Gainsborough und Canaletto zu finden sowie Objekte aus der Kunstkammer. Pokale und mechanische Geräte, Eßwerkzeuge, edle Steine, Uhren oder Waschschüsseln geben Einblick in das Leben der damaligen Oberschicht.

Ein weiteres Kleinod der Baden-Badener Ausstellung ist Albrecht Dürers „Kunstbuch von Nürnberg“. Eine Rarität, die noch nie außerhalb Wiens zu sehen war. Dieses Kunstbuch gehört zum Bestand der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums und umfaßt 216 Holzschnitte und Drucke von Dürer. Hinzu kommen 13 Handzeichnungen, von denen acht eigenhändig von Dürer stammen, vier werden Hans Döring zugeschrieben, eine weitere ist anonymen Ursprungs. Das in Leder gebundene Buch gelangte Mitte des 16. Jahrhunderts in die Kunstsammlung Erzherzogs Ferdinand II. (1529–1595).

Die habsburgischen Schätze zählen zu den wertvollsten und bedeutendsten der europäischen Kunstgeschichte. „Die Dynastie der Habsburger trug wesentlich dazu bei, ein europäisch-abendländisches Bewußtsein vom Mittelalter bis in die Neuzeit zu tradieren“, erläutert Adriani. „Die Größten der Kunstgeschichte von Dürer über Tizian bis zu Rubens und Velázquez standen in Diensten der Habsburger. Als Auftraggeber, Förderer und Sammler nutzten sie ihre Vorliebe für die Künste zur Selbstdarstellung, zur Mehrung ihres Ansehens und auch zur Glorifizierung des Herrscherhauses.

Weltweit war es keiner anderen Dynastie gelungen, sich über sechs Jahrhunderte an der Macht zu halten und gleichzeitig eine einzigartige Vorliebe für die Künste zu entwickeln. Ohne ihre Sammelleidenschaft wären zwei Museen von Weltrang, das Kunsthistorische Museum in Wien und der Prado in Madrid nicht denkbar.“        os

Die Ausstellung im Museum Frieder Burda in Baden-Baden, Lichtentaler Allee 8 b, ist bis 14. Juni dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt 9 / 7 Euro. Am 3. April ist das Museum wegen des Nato-Gipfels geschlossen.

Foto: Europäische Kunst: Monumentale Wandteppiche, Gemälde und Plastiken zeigen den einstigen Reichtum der Habsburger.


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