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28.03.09 / Manager der Deutschen Bank / Arthur Salomonsohn war ihr Aufsichtsratsvorsitzender

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-09 vom 28. März 2009

Manager der Deutschen Bank
Arthur Salomonsohn war ihr Aufsichtsratsvorsitzender

Vor 150 Jahren, am 3. April 1859, kam Arthur Salomonsohn als Sproß einer wohlhabenden deutsch-jüdischen Familie in Inowrocław (ab 1904 Hohensalza) in der Provinz Posen zur Welt. Nach dem Abitur am Berliner Friedrichs-Gymnasium und dem Militärdienst im Garde-Füselier-Regiment in Potsdam studierte er in Breslau und Berlin Rechtswissenschaften. Nach der Promotion und einem Referendariat am Gericht ließ er sich in Berlin als Anwalt nieder. Als sein Onkel Adolph Salomonsohn 1888 aus der Geschäftsleitung der Disconto-Gesellschaft ausschied, trat Arthur Salomonsohn als Syndikus in sie ein. 1893 erhielt er Prokura, und zwei Jahre später wurde er persönlich haftender Gesellschafter. Nach dem Tode Alexander Schoellers wurde er 1912 dessen Nachfolger als Vorsitzender des Geschäftsinhaberkollegiums.

Schon vorher hatte er sich sowohl um in- als auch ausländische Geschäfte der Bank gekümmert. Bei letzteren hatte er sich insbesondere auf Südamerika spezialisiert. Als etwa Argentinien 1891 aufgrund leichtfertiger Papiergeldvermehrung in Zahlungsschwierigkeiten geriet, gelang es ihm in zähen Verhandlungen vor Ort mit den dortigen Behörden, die Ansprüche der deutschen Gläubiger zu sichern. Im Inlandsgeschäft bestand seine Aufgabe vor allem darin, die Beziehungen der Bank zum rheinisch-westfälischen Industrierevier auszubauen. 1912 übernahm er bei der Gelsenkirchener Bergwerks-Aktiengesellschaft, zu der schon sein Onkel enge Kontakte gepflegt hatte, den Vorsitz im Aufsichtsrat.

Als die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg infolge des Vertrags von Versailles bedroht war, unterstützte Salomonsohn Hugo Stinnes und Albert Vögler bei der vertikalen Konzentration der deutschen Industrie durch die Bildung von Interessengemeinschaften.

So förderte er maßgeblich die Gründung der Siemens-Rheinelbe-Schuckert-Union im Jahre 1920, einer Interessengemeinschaft von Siemens mit der Gelsenkirchener Bergwerks-Aktiengesellschaft und anderer in der Rhein-Elbe-Union AG zusammengeschlossener Unternehmen der Eisen-, Stahl- und Kohleindustrie.

In analoger Weise war er in der Kaliindustrie tätig. Hier kam es mit seiner Unterstützung 1922 zur Bildung einer Interessengemeinschaft aus den Kaliwerken Aschersleben, deren Aufsichtsratsvorsitzender er ab 1912 war, den Kaliwerken Salzdetfurth, deren Aufsichtsrat er ab 1921 vorsaß, und den Alkaliwerken Westeregeln.

Schon vor dem Kriege hatte Salomonsohn 1901 unter anderem mit Jacob Riesser den Centralverband des deutschen Bank- und Bankiergewerbes gegründet. Er selber ließ sich zum stellvertretenden Vorsitzenden dieser Spitzenorganisation der Privatbanken wählen.

Nachdem Salomonsohn die Führung der Disconto-Gesellschaft übernommen hatte, setzte er den Expansionskurs seines Vorgängers fort. Der Fusion mit dem A. Schaaffhausen’schen Bankverein folgte zwischen 1915 und 1928 die Übernahme von nicht weniger als zehn meist kleineren und regionalen Kreditinstituten, darunter 1916 die der Königsberger Vereinsbank, 1917 die des Magdeburger Bankvereins und der Westfälisch-Lippische Vereinsbank AG, 1920 die des Bankhauses Prinz & Marck jun. und 1921 die der Schlesischen Handelsbank AG.

Gegen Salomonsohns Bedenken wurde die Diskonto-Gesellschaft 1929 schließlich ihrerseits mit der Deutschen Bank zur Deutschen und Disconto-Bank fusioniert. Mit dem bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Bank ab 1923, Max Steinthal, teilte er sich bis zu seinem Tode am 15. Juni 1930 den Aufsichtsratsvorsitz in der neuen Großbank, die seit 1937 nur noch „Deutsche Bank“ heißt. Manuel Ruoff


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