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28.03.09 / Verleger aus Verlegenheit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-09 vom 28. März 2009

Verleger aus Verlegenheit

Wohl kein anderer Verlag hat so viele bedeutende Schriftsteller und Philosophen publiziert wie Suhrkamp. Urvater der heutigen Verlagsgruppe ist Peter Suhrkamp, der das Unternehmen 1950 in Frankfurt am Main gründete und vor 50 Jahren ebenda verstarb.

Peter Suhrkamp, eigentlich Johann Heinrich Suhrkamp, stammte aus Kirchhatten bei Oldenburg, wo er auf einem Bauernhof aufwuchs. Nach dem Ersten Weltkrieg, an dem er als Kriegsfreiwilliger teilnahm und in dem er mit dem Königlichen Hausorden von Hohenzollern  ausgezeichnet wurde, studierte er Germanistik in Heidelberg, Frankfurt am Main und München. Nebenbei arbeitete er als Lehrer an der Odenwaldschule und der Freien Schulgemeinde Wickersdorf. Von 1921 bis 1925 war Suhrkamp als Dramaturg und Regisseur am Landestheater Darmstadt angestellt, hiernach unterrichtete er wieder als Lehrer an der Freien Schulgemeinde Wickersdorf, deren pädagogischer Leiter er ab 1926 war. 1929 gab er den Lehrerberuf endgültig auf und siedelte nach Berlin über, wo er als freier Mitarbeiter für das „Berliner Tageblatt“ und für das bei Ullstein erscheinende Monatsmagazin „Uhu“ tätig war.

1932 ging Suhrkamp zum S. Fischer Verlag. Hier arbeitete er zunächst als Herausgeber der Zeitschrift „Die Neue Rundschau“, ab dem Folgejahr dann als Vorstandsmitglied. Als im Dritten Reich die Zensur den Verlag, zu dessen Autoren auch viele NS-kritische Schriftsteller zählten, in seiner Existenz gefährdete, schloß Gottfried Bermann Fischer 1935 mit dem Reichspropagandaministerium ein Abkommen, gemäß dem er mit den NS-kritischen Publikationen ins Ausland ging. Den anderen Verlagsteil übernahm Suhrkamp, der in Deutschland verblieb und diesen Verlagsteil bis zum April des Jahres 1944 leitete, als er wegen angeblichen Hoch- und Landesverrats von der Gestapo verhaftet, zum Tod verurteilt und ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht wurde. Im Februar 1945 entließ man ihn überraschend aus dem KZ, da man glaubte, daß er aufgrund einer schweren Lungenerkrankung ohnehin in Kürze sterben würde. Suhrkamp überlebte jedoch die Krankheit, wenn er auch zeitlebens mit den Spätfolgen zu kämpfen hatte.

Nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht erhielt Suhrkamp am 8. Oktober 1945 von der britischen Besatzungsmacht die erste Verlagslizenz und begann mit dem Wiederaufbau des deutschen Unternehmenszweiges. Statt zu der erwarteten Wiedervereinigung mit Bermann Fischers S. Fischer Verlag kam es jedoch 1950 zum Bruch zwischen Suhrkamp und Fischer, woraufhin erster den „Suhrkamp Verlag“ gründete. Unterstützt wurde Suhrkamp in diesem Schritt von Hermann Hesse. Dieser stellte auch den Kontakt zu den nötigen Geldgebern her, der Schweizer Familie Reinhart. Neun Jahre leitete Suhrkamp seinen Verlag, bis er am 31. März 1959 in der Mainmetropole verstarb. Corinna Weinert


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