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28.03.09 / Schienenbus auf Straßenbahnnetz / Die Fahrt mit Königsbergs neuem öffentlichen Verkehrsmittel ist nicht billig, aber schnell

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-09 vom 28. März 2009

Schienenbus auf Straßenbahnnetz
Die Fahrt mit Königsbergs neuem öffentlichen Verkehrsmittel ist nicht billig, aber schnell

Seit dem 16. März verkehrt auf dem städtischen Straßenbahnnetz Königsbergs eine modernisierte Art der Vorortbahn, ein sogenannter „Schienenbus“.

Im Königsberger Gebiet hat der Schienenbus, das ist ein einzelner Eisenbahnwaggon, erstmals seine Runde gemacht. Zunächst gibt es nur einen Schienenbus, der vom Südbahnhof über den Nordbahnhof die Dörfer Tannenwalde und Vierbrüderkrug verbindet. Das neue Verkehrsmittel hat 76 Sitzplätze und kann bis zu 160 Passagiere aufnehmen.

Vom Nordbahnhof nach Tannenwalde dauert die Fahrt sieben bis acht Minuten, bis Vierbrüderkrug 25 Minuten. Der Schienenbus hält nur an vier Haltestellen: Nordbahnhof, Tannenwalde, Lessnoje-Nowoje und Powayen. In den Abendstunden führt die Linie weiter bis zu den Siedlungen Seerappen und Mednicken, weil sich dort viele Gärten und Datschen befinden.

Die Möglichkeiten, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Königsberg zu gelangen, haben sich in letzter Zeit verdoppelt. Im Schienenverkehr gibt es tägliche Verbindungen in die Vororte. Die Fahrt an jeden beliebigen Vorort kostet zur Zeit 15 Rubel (0,33 Euro). Mit dem Bus kostet es nur zehn Rubel (0,22 Euro), aber wegen der ständigen Staus dauert eine Busfahrt wesentlich länger.

Wie die Königsberger Eisenbahngesellschaft bekanntgab, befindet sich das Schienenbusprojekt noch im Stadium eines Experiments. Letztlich werden die Passagiere durch ihr Verhalten bestimmen, ob es in Zukunft „Stadt-Schienenbusse“ geben wird. Die Stadtverwaltung ist jedenfalls bereit, den innerstädtischen Verkehr per Schienenbus zu subventionieren. Es gibt den Plan, einen weiteren Haltepunkt im Vorort „Selma“, der erst in den vergangenen Jahren entstanden ist, einzurichten. Der Ort befindet sich im Nordwesten Königsbergs.

Ziel der Förderung des Schienenbusnetzes ist die Entlastung der Straßen von Privatautos. Parallel dazu gibt es eine Initiative, private Taxen abzuschaffen. Es handelt sich hierbei um „wilde“ Unternehmen. Privatleute ohne Taxischein befördern in einer Art Sammeltaxi Anhalter gegen Bezahlung. Die Verantwortlichen hoffen, die Straßen auf diese Weise um ein Drittel entlasten und Staus verhindern zu können. Viele Königsberger sind jedoch gegen die Abschaffung der Privattaxen, weil dies die flexibelste Art des öffentlichen Transports ist im Gegensatz zum Verkehr mit Bussen, die äußerst langsam vorankommen. Öffentliche Busse werden deshalb scherzhaft „Exkursionsbusse“ genannt. Es besteht die Hoffnung, daß Schienenbusse zur echten Alternative werden und allmählich private Taxen ersetzen könnten.        

Jurij Tschernyschew

Foto: Komfortabel und umweltfreundlich: Nun hat auch die ostpreußische Hauptstadt einen Schienenbus.


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