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28.03.09 / Süß wie Zuckerguß / Guido Knopp über Königskinder

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-09 vom 28. März 2009

Süß wie Zuckerguß
Guido Knopp über Königskinder

„Hitler – Eine Bilanz“, „Hitlers Helfer“, „Die Saat des Krieges“, „Hitlers Krieger“, „Hitlers Kinder“, „Hitlers Frauen“ … „Die Königshäuser“. Wer bei dieser Auflistung gegen Ende nicht ins Stocken gerät, ist offenbar sehr flexibel. Guido Knopp ist es dem Schein nach auch. Der Leiter des Ressorts Zeitgeschichte beim ZDF hat sogar nach „Die Königshäuser“ nachgelegt und „Die Königskinder – Die Thronfolger der großen europäischen Monarchien“ herausgegeben. Der nun als Taschenbuch herausgekommene Bestseller scheint offenbar seine Leser zu finden und zeigt zudem einen ganz neuen Guido Knopp: kaum kritische Worte, alles ist süß wie mit Zuckerguß übergossen.

Jeder Redakteur oder treuer Leser des „Goldenen Blattes“ oder der „Neuen Post“ wird jedoch nach der Lektüre des vorliegenden Titels enttäuscht sein. Die so geliebten Skandalgeschichten kommen nur am Rande vor und dann werden sie als eine Herausforderung dargestellt, die das jeweilige Königshaus mit Bravour gemeistert hat. Auch gibt es kaum Tratsch und Klatsch von Insidern oder Informationen, die über das allgemein Bekannte hinausgehen. Einige Anekdoten hat der Leser zwar vergessen und so läßt er sich gern daran erinnern, daß die niederländische Königin Beatrix sich 1966 gegen alle Widerstände in ihrem Land für den deutschen Claus von Amsberg als Gatten entschieden hat, der zum Ende des Zweiten Weltkrieges als Wehrmachtssoldat gedient hat. Dieser wiederum setzte sich 2000 für Maxima, die Verlobte seines Sohnes Willem-Alexander, ein. Sie war als unpassende Braut betrachtet worden, da ihr Vater zur Zeit der Militärjunta in Argentinien als Staatssekretär tätig gewesen war.

Wer also eine Prognose von Guido Knopp und seinem Autorenteam über die Zukunftsfähigkeit der europäischen Monarchien erwartet, der sollte lieber zum „Goldenen Blatt“ greifen, denn dort erhält er tiefergehende, wenn auch nicht immer richtige Informationen. Das mulmige Gefühl, daß hier ein Buch herausgegeben wurde, nur um schnell Geld zu machen, wird spätestens nach einem Blick in die Literaturliste zur Gewißheit. Pro Königshaus sind vier bis sechs Titel als Quelle angegeben. Im Falle Dänemarks stammen fünf der sechs angegebenen Titel gar aus der Feder ein und desselben dänischen Autors. Wie viele dieser Autoren wiederum vom jeweiligen Königshaus als Hofberichterstatter anerkannt sind, ist zwar nicht einzusehen, da die Berichte aber alle wohlwollend sind, ist davon auszugehen, daß ihr Anteil groß ist. „Ein Königshaus muß wie eine Firma geführt und wie eine Marke gepflegt werden“, lautet der zitierte Leitspruch der bürgerlichen Australierin Mary Donaldson, die nach ihrer Tätigkeit in einer Werbeagentur nach ihrer Hochzeit mit dem dänischen Kronprinzen Frederik nun Kronprinzessin ist. Diese Devise wird natürlich auch bei der Auswahl der Hofberichterstatter beherzigt.

Immerhin die Farbfotos aus verschiedenen Jahrzehnten trösten über die textlichen Schwächen hinweg. Wer jedoch keinerlei Vorwissen über europäische Königshäuser mitbringt, der wird an „Die Königskinder – Die Thronfolger der großen europäischen Monarchien“ seine Freude haben.             Bel

Guido Knopp (Hrsg.): „Die Königskinder – Die Thronfolger der großen europäischen Monarchien“, Goldmann, München 2008, broschiert, 9,95 Euro


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