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04.04.09 / Die Zeit saß ihm Porträt / »Haus Schlesien« – Wolfgang Websky, ein großer schlesischer Maler

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-09 vom 04. April 2009

Die Zeit saß ihm Porträt
»Haus Schlesien« – Wolfgang Websky, ein großer schlesischer Maler

Eine Sonderausstellung im Museum für schlesische Landeskunde von Königswinter-Heisterbacherrott ehrt den Künstler mit einer umfassenden Werkschau.

Die Websky-Retrospektive im Haus Schlesien von Königswinter-Heisterbacherrott hat bereits mit ihrer musikalisch umrahmten Eröffnungsveranstaltung das Interesse vieler Besucher geweckt. Die Kunsthistorikerin und Publizistin Dr. Ingrid von der Dollen führte in die Werkschau „Realität und Impression“ ein und MinRat a.D. Dr. Michael von Websky begleitete die Gäste bei dem Rundgang durch die Ausstellung.

Die gezeigten großformatigen Gemälde, Ölbilder, Aquarelle und Federzeichnungen stammen zum Großteil aus der Sammlung des Sohnes, Leihgaben des Kulturforums Ostdeutsche Galerie Regensburg, der Stadt Wangen im Allgäu und von Privatpersonen runden die Präsentation ab. Mitveranstalter und Förderer der von Haus Schlesien konzipierten und realisierten Ausstellung ist das Kulturwerk Schlesien, Würzburg.

Wegen der Fülle an interessanten Exponaten belegt diese Sonderausstellung des Museums für schlesische Landeskunde diesmal sowohl den großen Museumsraum als auch den Eichendorffsaal. Bei einem Rundgang verschafft sich der Besucher einen Überblick über das Leben und Werk des Wolfgang von Websky (1895–1992). Schwerpunktmäßig werden die vier Jahrzehnte des künstlerischen Schaffens nach dem Krieg beleuchtet. Es fallen dabei vor allem die faszinierenden Porträts auf – gilt doch der schlesische Maler als einer der großen Porträtisten. Er malte neben den eigenen Familienmitgliedern auch Freunde und Bekannte sowie offizielle Würdenträger und bekannte Persönlichkeiten. Doch auch die eindrucksvollen Landschaftsaquarelle und farbenfrohen Stilleben haben ihren eigenen Reiz.

Um Webskys Werk besser zu verstehen, sollte man sich die politischen Umwälzungen jener Zeit vergegenwärtigen. Der in Berlin geborene und im niederschlesischen Schwengfeld (heute Makowice) bei Schweidnitz aufgewachsene Websky entstammte dem schlesischen Landadel und dem Offiziersmilieu. Er hat schon früh seine Leidenschaft für die Malerei entdeckt und nutzte eine Berufsstation seines Vaters in Düsseldorf zu Besuchen der Düsseldorfer Akademie und Aufenthalten im Atelier des Malers Herberholz (1881–1956). Als 22jähriger besuchte er die Breslauer Kunstakademie. Prägend waren auch Studienaufenthalte in Italien und vor allem in Frankreich, wo er die Welt des Impressionismus kennenlernte. Websky verriet jedoch: „Meine wirklichen Lehrherren waren stets die Museen und die vielen unvergleichlichen Ausstellungen des Berliner Kunsthandels in den zwanziger Jahren, die uns Kunststudenten stets offen standen.“

Ende der 20er Jahre unterhielt der Künstler ein Atelier in Berlin, danach in Breslau und im Familiengut Schwengfeld. 1945 hat der Maler alles verloren: Besitz, Heimat, künstlerisches Werk sowie Breslau und Berlin als seine künstlerischen Zentren. Kriegsbedingt wurde nahezu sein gesamtes Frühwerk zerstört.

Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft begann Websky in Wangen im Allgäu ein „zweites Leben“ als freischaffender Künstler. Hier entstand ab 1951/1952 ein farbstarkes, unverwechselbares Oeuvre, bei dem die Portraits eine Sonderstellung einnehmen. 1992 starb der Künstler in Wangen, wo in den Räumen der Stadtverwaltung eine repräsentative Sammlung seiner Werke ausgestellt ist.

Die Präsentation „Realität und Impression“ ist übrigens als Wanderschau konzipiert. Bis zum 10. Mai ist sie in den Räumlichkeiten von Haus Schlesien zu besichtigen, danach wird die Gemäldeausstellung im Städtischen Museum Breslau zu sehen sein. Das Interesse der Stadt für die Websky-Ausstellung erwächst aus dem Lebenslauf des Malers.       Dieter Göllner

Foto: Ausdrucksstark: Porträt der bekannten Tanzlehrerin Mary Wigman, Öl auf Leinwand 1962.


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