25.04.2024

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11.04.09 / Ab zum Arzt?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-09 vom 11. März 2009

Konrad Badenheuer:
Ab zum Arzt?

Wer Visionen hat, muß zum Arzt. An dieses Wort von Altbundeskanzler Helmut Schmidt konnte man sich erinnert fühlen, als US-Präsident Obama seine „Vision“ einer Welt ohne Atomwaffen bekanntgab. Pustet man den Nebel von schönen Phrasen beiseite, bleibt nur ein konkretes Faktum übrig: Der von den USA bisher nicht ratifizierte (aber eingehaltene) Vertrag über das Verbot von Atomwaffentests von 1996 soll nun doch ratifiziert werden. Alles andere ist kalter Kaffee: Anstrengungen zur strategischen Abrüstung, die Bekämpfung der Verbreitung von spaltbarem Material, die Förderung der zivilen Nutzung der Kernenergie – nichts davon ist neu für die Politik der USA. Sogar am geplanten Raketenschild will Obama nun festhalten, nachdem es zeitweilig so ausgesehen hatte, als wolle er dieses Projekt mit Blick auf russische Einwände stoppen.

Fast erstaunlich, daß die Journalisten die Überschrift „Welt ohne Atomwaffen“ überhaupt ernstnahmen. Obama hatte ganz offen gesagt, das Ziel werde sich „vielleicht nicht mehr zu meinen Lebzeiten“ erreichen lassen. Das erinnert an die „Vision“ Ronald Reagans anno 1985, er wolle „die vollständige Beseitigung aller Atomwaffen von der Erde“. Daß Atomwaffen die Menschheit noch lange begleiten werden, machte der Test einer nordkoreanischen Langstreckenrakete am selben Tag deutlich. Zwar fiel das Projektil wohl ins Wasser, doch Obama hatte in seiner „Anti-Atom-Rede“ ohnehin klargestellt: Solange diese Waffen existieren, werden wir ein effektives Arsenal unterhalten.

Oder mit Helmut Schmidt gesprochen: Der Arzt muß keinen Termin freimachen.


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