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11.04.09 / Von Musikfreunden in aller Welt gefeiert / Der Komponist und Festivalchef Siegfried Matthus wird 75 Jahre alt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-09 vom 11. März 2009

Von Musikfreunden in aller Welt gefeiert
Der Komponist und Festivalchef Siegfried Matthus wird 75 Jahre alt

Er gehört zu den wohl meistbeschäftigten Komponisten Deutschlands. Unablässig ersinnt Siegfried Matthus Opern und Orchesterwerke. Darüber hinaus kümmert er sich noch um den sängerischen und kompositorischen Nachwuchs. Geboren wurde Siegfried Matthus am 13. April vor 75 Jahren in Mallenuppen, Kreis Darkehmen, später Angerapp genannt. Dort verbrachte er eine glückliche Kindheit. Der Vater spielte als Laienmusiker Saxophon und Trompete und führte den Sohn so an die Musik heran, der sich Klavier und Akkordeon als Instrumente wählte. Doch im Oktober 1944 setzte die herannahende Front alldem ein Ende. Die Familie mußte die Heimat Ostpreußen verlassen. Diese schlimmen Erfahrungen hat der Komponist viel später in einigen Orchesterwerken reflektiert, so unter anderem in „Tief ist der Brunnen der Vergangenheit“ (1991) und „Lamento“ (2007).

Im brandenburgischen Dorf Läsikow kam die Familie nach Kriegsende schließlich wieder zusammen. Siegfried Matthus besuchte die Oberschule in Rheinsberg. Die Verbindung zu diesem traditionsreichen, mit preußischer Geschichte verbundenen Ort sollte nie mehr abreißen. Mit dem „Rheinsberger Abitur“ in der Tasche studierte er an der Deutschen Hochschule für Musik in Berlin, zunächst Chor- und Ensembleleitung, später Komposition bei Rudolf Wagner-Regeny und Hanns Eisler. 1964 holte Walter Felsenstein den jungen Komponisten an die Komische Oper Berlin, sozusagen als „Composer in Residence“. Die Zusammenarbeit mit Walter Felsenstein, Götz Fried-rich, Harry Kupfer, Joachim Herz, Horst Seeger und Kurt Masur prägten diese Zeit.

Bereits in den 70er Jahren errang der junge Komponist Matthus internationale Anerkennung und Aufmerksamkeit. Seine lebendige, bildhafte Musiksprache, das Finden jeweils adäquater Ausdrucksmittel machen den Erfolg der Musik von Siegfried Matthus aus.

So ein runder Geburtstag ist sicherlich Anlaß Bilanz zu ziehen. Doch all seine Werke hier aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Sein Œuvre ist riesig. Eigentlich vergeht kein Jahr, in dem es nicht eine oder mehrere Matthus-Uraufführungen gibt. Viele Werke, wie „Responso“, „Der Wald“, „Manhattan Concerto“ sind längst weltweit Repertoirestücke der Orchester. Anläßlich der Wiederweihe der Dresdner Frauenkirche entstand 2005 das „Te Deum“ – uraufgeführt von der Dresdner Philharmonie unter Kurt Masur. Im vergangenen Sommer erlebte dieses Werk eine umjubelte Aufführung in Minneapolis. Und ein weiterer ganz besonderer Aufführungstermin steht jetzt fest: Am 17. September wird das „Te Deum“ im Königsberger Dom erklingen mit der „Kaliningrader Philharmonie“, einem russischen Chor und Sängern der Kammeroper Schloß Rheinsberg. Doch vorher – am 28. Mai – werden die Berliner Philharmoniker und Simon Rattle das „Konzert für Fünf – für Bläserquintett und Orchester“ uraufführen. Welch schöne Geburtstagsge-schenke! Darüber hinaus gehört dem Musiktheater die besondere Liebe des Komponisten. 13 Opern entstanden bisher. Dramaturgische Raffinesse, der gekonnte Umgang mit Affekten und der einfühlsame Umgang mit der menschlichen Stimme bringen den Matthus-Opern Aufführungszahlen, wie sie für zeitgenössische Komponisten ganz und gar nicht üblich sind.

Mit „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ wurde 1985 die Dresdner Semperoper wieder eröffnet. Der „Cornet“ ist seither auf den Bühnen zwischen Berlin, Sankt Petersburg und New York immer wieder zu erleben.

Für „Judith“ – ebenfalls 1985 komponiert – hob sich 25mal der Vorhang allein an der Komischen Oper. Aufführungen folgten in Krefeld-Mönchengladbach, Ludwigsburg, Wiesbaden, Santa Fe und Bern. „Kronprinz Friedrich“ wurde in verschiedenen Inszenierungen bisher über 50mal gespielt.

Die jüngste Oper „Cosima“ erlebt nach Braunschweig und Altenburg/Gera im Juli ihre nächste Premiere – in Cottbus. Aber dann ist Siegfried Matthus schon wieder in Rheinsberg. Das von ihm gegründete und geleitete internationale Festival junger Sänger, die Kammeroper Schloß Rheinsberg, lockt alljährlich Tausende musikbegeisterter Besucher in die Stadt seiner Jugend.            Ute Schindler

Foto: Erfolgreicher Komponist: Siegfried Matthus


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