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11.04.09 / Sie wurden Waffenbrüder ihrer Vertreiber / Mehrere Ostpreußen brachten es in der mit der Roten Armee verbündeten NVA bis zum General

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-09 vom 11. März 2009

Sie wurden Waffenbrüder ihrer Vertreiber
Mehrere Ostpreußen brachten es in der mit der Roten Armee verbündeten NVA bis zum General

Der Zweite Weltkrieg war kaum vorbei, als man in der Sowjetischen Besatzungszone mit dem Aufbau militärischer Formationen begann. Sie trugen Decknamen und hießen Bereitschaften, VP-Schulen, Grenzeinheiten oder Kasernierte Volkspolizei. Das Problem lag weniger in der Gewinnung von Freiwilligen als vielmehr in der Schaffung eines völlig neuen Offizierskorps. So wünschten es die Russen.

Das Augenmerk richtete sich auf junge Leute der Jahrgänge 1929 bis 1932. Sie hatten nicht mehr in der Wehrmacht gedient und waren politisch unbelastet. Man versprach ihnen neben materiellen Vergünstigungen eine steile militärische Karriere, sozusagen den „Marschallstab im Tornister“. In der Tat gelang etlichen der Jugendlichen, die in den Jahren 1948 bis 1952 in die noch getarnten bewaffneten Einheiten eintraten, der Aufstieg zum General.

Darunter waren nicht wenige Ostpreußen. Flucht und Vertreibung hatten sie als Vertriebene in die Ostzone verschlagen, die materielle Not war groß. An der Schwelle zum Erwachsenenalter standen sie vor einer ungewissen Zukunft. Krieg und Nachkriegszeit hatten schulische Lücken gerissen, auch fehlte es an beruflicher Ausbildung. Das „Soldatenspielen“ hatten sie bei den Pimpfen gelernt. Die Armee bot Verpflegung, Bekleidung und beruflichen Aufstieg.

Zu den Anwärtern gehörten Bruno Petroschka aus Neulinkuhnen, Kreis Elchniederung, Horst Skerra aus Kulsen, Kreis Angerburg, Günther Malesky aus Königsberg, Hans Sieg aus Giesen im Kreis Treuburg, Hans Wirsching aus Ebenrode/Stallupönen und Hans-Werner Deim aus Heinrichswalde im Kreis Elchniederung. Sie alle brachten es bis zum Generalmajor oder sogar zum Generalleutnant.

Ihre militärischen Karrieren waren fast alle gleich. Mit 18 Jahren traten sie in die Truppe ein, durchliefen im Schnellverfahren eine Offiziersausbildung, dienten als Zugführer und Kompaniechef, bis sie im Laufe der 50er Jahre Lehrgänge im sowjetischen Ausbildungszentrum Priwolsk bei Saratow oder ein Studium an der Sowjetischen Militärakademie absolvierten. Danach erfolgte der Einsatz als Regimentskommandeur oder Stabschef einer Division. Nach mehrjähriger Truppenpraxis erhielten sie Ende der 60er Jahre die „höheren Weihen“ an der Generalstabsakademie in Moskau. Sie wurden Divisionskommandeure oder landeten im Verteidigungsministerium.

Vereinzelt mußte beim Aufbau der Streitkräfte auch auf Soldaten mit Fronterfahrung zurückgegriffen werden. Der bekannteste Ostpreuße unter ihnen war Generalmajor Arno von Lenski. Er stammte aus Czymochen im Kreis Treuburg und geriet als Kommandeur der 24. Ostpreußischen Panzerdivision in sowjetische Kriegsgefangenschaft. 1952 wurde er mit seinem alten Dienstgrad in die NVA übernommen und stellte ihr bis zur Pensionierung seine reichen Erfahrungen als Chef der Panzertruppe zur Verfügung.

In diesem Zusammenhang ist auch Erich Dirwelis zu erwähnen. Er stammte aus Gallwoschen, später Sandwalde im Kreis Pillkallen. In der Wehrmacht hatte er als Feldwebel bei der Panzertruppe gedient. Heimatlos kam der 28jährige im Jahre 1949 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft in die Ostzone. In der NVA stieg er rasch die militärische Stufenleiter empor. Er befehligte viele Jahre die 11. Motorisierte Schützendivision in Halle an der Saale und wurde dann Kommandeur der Unteroffiziersschule in Prora, bis er Ende 1964 als Generalmajor pensioniert wurde.

Auch einige weitere jüngere Ostpreußen schafften es noch bis zum Generalmajor: Otto Gereit, geboren in Ostwalde im Kreis Tilsit-Ragnit, und Franz Erdmann, geboren 1939 in Allenstein. Gereit befehligte Einheiten der höchst umstrittenen Grenztruppen, Erdmann war zuletzt Kommandeur der 9. Panzerdivision in Eggesin.

Petroschka und Skerra ernannte man sogar zum Generalleutnant. Bruno Petroschka hatte es bis zum Stellvertretenden Stabschef der Vereinten Streitkräfte des Warschauer Vertrages gebracht. Generalleutnant Skerra war zuletzt Vizechef der Landstreitkräfte. Die Generalmajore Malewsky, Wirsching und Deim bekleideten bis zum Ende der DDR leitende Funktionen im Verteidigungsministerium.

Alle diese Generäle schieden im Jahre 1990 mit der Auflösung der NVA aus dem aktiven Dienst aus, mit einer Ausnahme: Generalmajor Hans Sieg. Er war lange Jahre Kommandeur der 7. Panzerdivision in Dresden gewesen und zuletzt an der Militärakademie tätig. Mit 51 Jahren versetzte man ihn plötzlich in die Reserve. Seine Distanz zum Regime führte dazu, daß er 1985 vom Generalmajor d. R. um zwei Dienstgrade zum Oberstleutnant d. R. herabgesetzt wurde. Die krisenhafte Entwicklung der 80er Jahre machte auch vor der Armee nicht halt. Überall begann es zu bröckeln. Hans Dzieran


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