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11.04.09 / Mehr als nur ein Krimiautor / Auch in 100 Jahren wird man noch die Romane Raymond Chandlers lesen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-09 vom 11. März 2009

Mehr als nur ein Krimiautor
Auch in 100 Jahren wird man noch die Romane Raymond Chandlers lesen

Raymond Chandler starb vor 50 Jahren. Der Diogenes-Verlag eröffnet jetzt die Möglichkeit, den brillantesten amerikanischen Krimiautor aller Zeiten entweder neu zu entdecken oder wieder zu lesen. Für 55 Euro kann sich der Leser auf rund 2000 Seiten in die Welt des berühmten Privatdetektivs Philip Marlowe hineinversetzen, der im Film unter anderem von Humphrey Bogart dargestellt wurde.

Wer nicht alles lesen möchte, sollte aber unbedingt die Meisterwerke „Der große Schlaf“, „Lebwohl, mein Liebling“ und „Der lange Abschied“ aus dem Schuber ziehen.

Marlowe ist ein Anarch, der jeglicher Staatsmacht mißtraut. Er ist ein harter Hund und ein romantischer Einzelgänger, viel zu clever und gutaussehend für seinen Job, in dem er nicht viel verdient. Marlowe ist ein Frauentyp und lebt doch allein in schäbigen Apartmenthäusern. Die Whiskeyflasche ist oft sein einziger Freund.

Chandlers Romane sind nicht nur spannend, sondern auch literarische Kunstwerke. Nicht ohne Grund hat der Schriftsteller Clemens Meyer „Der lange Abschied“ zum „Buch seines Lebens“ erklärt, denn die Mordgeschichten Chandlers spielen zwar im Los Angeles der 1930er und 1940er Jahre, sind aber aufgrund der sprachlichen Kühle und Klarheit auch heute noch genauso lesbar wie damals – und werden es, diese Prognose sei gewagt, auch in weiteren 50 oder 100 Jahren sein.

Die Chandler-Biographie von Frank MacShane macht deutlich, daß Marlowes Schöpfer ein schwieriger Charakter war, belesen und feinsinnig, psychisch instabil und oft dem Alkohol zugetan. Chandler war zunächst im Ölgeschäft tätig, kümmerte sich rührend um seine wesentlich ältere Ehefrau und verfaßte in knapp 25 Jahren Kunstwerke von bleibendem Wert.

Wer dann immer noch nicht genug hat vom Meister, der sollte sich den Band „Mord im Regen“ zulegen. Hier finden sich die Geschichten, die Chandler unter dem Eindruck Dashiell Hammetts zunächst für ein Kriminalmagazin namens „Black Mask“ geschrieben hatte und die er später für seine Romane ausschlachten sollte.      Ansgar Lange

Frank MacShane: „Raymond Chandler – Eine Biographie“, Diogenes-Verlag, Zürich 2009, 480 Seiten, 22,90 Euro; Raymond Chandler: „Die Philip-Marlowe-Romane“, Diogenes-Verlag, Zürich 2009, 1900 Seiten, 55 Euro


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