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11.04.09 / Den Alltag für einige Zeit unterbrechen / Von Hasen, Eiern und Birkenzweigen — Osterglaube und Osterbrauchtum in Europa damals und heute

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-09 vom 11. März 2009

Den Alltag für einige Zeit unterbrechen
Von Hasen, Eiern und Birkenzweigen — Osterglaube und Osterbrauchtum in Europa damals und heute

Immer noch wirken lebendig gebliebener Glaube und seit altersher überliefertes Brauchtum der Osterzeit in unsere Gegenwart hinein. Durch die Jahrhunderte abgewandelt und von Land zu Land verschieden, bestimmen sie das Geschehen um das große Fest der Christenheit.

Ostern ist das älteste aller christlichen Feste. Es ist von Anfang an fröhlich begangen worden, denn die Freude über die Auferstehung Christi überstrahlte die Trauer über seinen Tod. Die Freude über die Ernte und später in Europa über die gebrochene Macht des Winters, das Aufbrechen der Natur, stimmte die Menschen froh. Schon die christlichen römischen Kaiser entsprachen dem Drang nach allgemeiner Freude dadurch, daß sie während der Osterzeit keine Gerichtsverfahren durchführten, Verurteilte amnestierten und Sklaven die Freiheit gaben. Auch die Arbeit wurde um diese Zeit unterbrochen. Viele Bräuche haben sich im Laufe der Zeit um das Osterfest entwickelt.

So ist verbürgt und überliefert, in welchem Ausmaß die christlichen Kirchen etwa im Mittelalter Ostern als ein Fest der Freude in den Gotteshäusern selbst feierten. Der Pfarrer war gehalten, von der Kanzel herab seiner Gemeinde lustige Geschichten zu erzählen, die nicht selten mit derben Späßen gewürzt waren, um die Zuhörer zum Lachen zu bringen. Maßstab für die Qualität der Predigt war deshalb folgerichtig das Gelächter der Pfarrgemeinde.

Uralt ist die Sitte des Ostereiersuchens. Sie stammt mit Sicherheit schon aus der Zeit der antiken und germanischen Frühlingsfeste und bedeutet eine Symbolisierung der Fruchtbarkeit: das Ei als Ursprung des Lebens, als ein geradezu magisches Mittel der Lebenskraft. Schon die alten Chinesen haben im Ei das Symbol des Lebens überhaupt gesehen. Wir wissen, daß in Ägypten seit mehr als 1000 Jahren bemalte Ostereier bekannt sind, bei uns erst seit dem 16. Jahrhundert. Man glaubte, es ginge von ihnen ein Zauber aus, denn die Geschlechtskraft von Mann und Frau sollte durch die Berührung von Eiern oder durch ihren Genuß gesteigert werden.

Auch glaubte man, Unglück könne man abwenden oder böse Geister durch Verstecken der Schale vertreiben. So brachte man Eierschale gegen Hagelschlag auf das Feld oder nähte sie bei Hochzeiten der Braut ins Kleid. In der Steiermark ist überliefert, daß derjenige, der Ostern als Erster ein rotes Ei findet, drei Tage glück-lich sei.

Damit hängt das Verstecken der Eier und das Wiederauffinden durch die Kinder eng zusammen. Man spricht davon, man wolle „den Osterhasen jagen“. Nachweisbar ist das Vorkommen der Gestalt des Osterhasen in alten Volksbräuchen erst seit Ende des 17. Jahrhunderts.

In einer Schrift, die Georg Frank 1682 in Heidelberg herausgegeben hat, heißt es, in einigen deutschen Gegenden sei der Glaube verbreitet, der „Osterhase“ lege die „Haseneier“, „Ostereier” genannt. Er verstecke sie auf Wiesen und in Gärten, wo sie von Kindern eifrig gesucht würden.  Älterer Herkunft ist das Eierschenken. Im Mittelalter gehörte das Ei zu den österlichen Abgaben an die Grundherrschaft. Gerade um diese Zeit waren Eier besonders begehrt, denn in der Fastenzeit war ihr Verzehr nicht erlaubt. In Italien feiert man Ostern als ein Blumenfest. Beim Gang zur Messe tragen Frauen und Kinder Blumen, der Kirchenraum ist festlich geschmückt. In Spanien finden zu Ostern prunkvolle Prozessionen statt. Heiligenbilder hängen an den Balkonen der Häuser, und viele Fahnen wehen. Der Rauch brennender Kerzen und Fackeln steigt zum Himmel empor. In den angelsächsischen Ländern ist Ostern der höchste kirchliche Feiertag. Die Betriebe schließen von Gründonnerstag bis Osterdienstag.

Im Nordwesten Deutschlands, auch auf den Friesischen Inseln und in Kärnten, der Steiermark und im Burgenland werden in der Nacht auf Ostern die Osterfeuer entzündet. Sie gelten als uraltes Symbol für den Sieg des Lichtes über die Dunkelheit des Winters.

 Osterfeuer gibt es schon seit der Zeit des Bonifatius, der wegen dieses Brauches, den er bei den Friesen beobachtet hatte, in einem Brief an den Papst Zacharias Erkundigungen darüber einholte, wie er es mit dieser Sitte halten solle.

In Rom kannte man keine Osterfeuer. Die Übernahme auch dieser alten Volksbräuche in den christlichen Jahreslauf ergibt sich aus der Tatsache, daß am Ostersonnabend in manchen Gegenden Deutschlands heute noch eine kirchliche Feuerweihe durchgeführt wird.

In Ostdeutschland war das Osterwasserschöpfen aus einer reinen Quelle durch junge Mädchen gebräuchlich. Die Menschen versprachen sich davon Abwehr gegen Krankheiten. Daher hüteten sie das heilende Wasser in verschlossenen Behältern.

Denken wir auch an das Schmackostern oder Stieben, eine recht derbe Sitte. Birkenzweige, etwa zwei Wochen vor Ostern aus dem Wald geholt, wurden ins Wasser gestellt, bekamen Blätter und wurden Ostern als sogenannte Stiebruten benutzt. Man peitschte mit ihnen die Füße der Menschen, denen man Gutes wünschte, und erhielt dafür gekochte, bunt gefärbte Eier.

In Polen gab es einen ursprünglich deutschen Brauch, den „Dünnguß“. Dabei bemächtigten sich junge Burschen besonders hübscher Mädchen, schleppten sie zum Dorfbrunnen und verabreichten ihnen dort einen tüchtigen Wasserguß. Bedenkt man die Kühle der Jahreszeit, dann weiß man, daß dies kein reines Vergnügen gewesen sein kann. In den Städten milderte man den Brauch später etwas ab. Statt des Wassergusses besprengte man die Mädchen mit Duftwasser aus den Drogerien.                  Hans Bahrs


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