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18.04.09 / Künstler sehen Künstler / Eine Ausstellung im Ostpreußischen Landesmuseum zeigt Porträts und Selbstbildnisse aus zwei Jahrhunderten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-09 vom 18. April 2009

Künstler sehen Künstler
Eine Ausstellung im Ostpreußischen Landesmuseum zeigt Porträts und Selbstbildnisse aus zwei Jahrhunderten

Unter dem Titel „Ostpreußische Künstler sehen Künstler“ zeigt das Ostpreußische Landesmuseum noch bis zum 17. Mai eine Ausstellung mit Selbstbildnissen und Porträts. Der Betrachter blickt in junge und alte Gesichter und begegnet dabei Personen der vergangenen 100 Jahre. Die älteste Arbeit ist eine Selbstbildnis-Radierung von Käthe Kollwitz aus dem Jahr 1893, die jüngsten Blätter stammen von dem in Mohrungen geborenen Maler und Grafiker Gerhard Bondzin, der sie 1998 schuf und der heute in Dresden lebt.

Über Jahrhunderte dienten Porträts in erster Linie zum Broterwerb der Maler, bis die Fotografie ihnen im Laufe des 19. Jahrhunderts immer stärker Konkurrenz machte. Dennoch blieb auch nach 1900 ein Künstlerporträt immer noch gefragt, das eine Persönlichkeit von Stand zum Selbstverständnis wie zum Ausweis der gesellschaftlichen Stellung gern anfertigen ließ.

Das Selbstporträt gehört ebenso lange zu den persönlichsten Kunstäußerungen von Menschen. Viele Künstler legten sich selbst gegen-über in regelmäßigen Abständen Zeugnis über ihr Leben ab. In diesem Zusammenhang sind Lovis Corinth und Käthe Kollwitz zu nennen. Kollwitz begegnet der Besucher in ihren Selbstporträts, während Corinth aus der Sicht von Kollegen zu sehen ist. Der berühmte Pressezeichner der Weimarer Zeit, der vor allem in Königsberg wirkende und dort ansässige Emil Stumpp, hat sowohl Corinth als auch Käthe Kollwitz 1924 in Lithographien festgehalten.

Ganz anders stellte Eduard Bischoff seinen Landsmann Corinth anläßlich seines Todes im Jahr 1925 dar. In einer kleinen Radierung, die in dieser Ausstellung zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert wird, sieht man den alten Meister in einem riesigen Atelier vor einer Staffelei. Neben ihm führt der „Knochenmann“ ihm schon die Hand.

Königsberg und Porträt, das heißt im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts vor allem auch Heinrich Wolff. Der Graphiklehrer an der Kunstakademie war einer der gesuchtesten Bildniskünstler Ostpreußens. Auf diesem Gebiet leistete er Herausragendes. Die Auswahl der Arbeiten zeigt diesmal in erster Linie Kollegen von der Kunstakademie.

Zu den auch wegen der Größe augenfälligsten Stücken in der Ausstellung gehört ein Gemälde von Ernst Bischoff-Culm. Diese Leihgabe der Landsmannschaft Ostpreußen zeigt den Königsberger Dichter Walther Heymann etwa 1908  in den Dünen der Kurischen Nehrung spazierend. Dieses erst im vergangenen Jahr wieder aus Privatbesitz aufgetauchte Bild ist ein programmatisches Schlüsselwerk für die Geschichte der Künstlerkolonie Nidden. Porträtist wie Porträtierter gehören zum Kern der Künstler in Nidden, die sich bis 1914 regelmäßig – meist im Gasthof von Hermann Blode – trafen und den künstlerischen und geistigen Austausch pflegten.

Noch bekannte Namen stehen neben beinahe vergessenen, so der von Franz Papke, dem langjährigen Drucker in der graphischen Werkstatt der Königsberger Kunstakademie. 1942 hielt Eduard Bischoff diesen Charakterkopf in einem eindrucksvollen Gemälde fest.

Und so begegnet der Besucher dieser Ausstellung nicht nur markanten Gesichtern, er wird auch mit einzelnen Schicksalen konfrontiert, die nicht zuletzt auch ein Stück deutscher Kunstgeschichte spiegeln.          Jörn Barfod / PAZ

Foto: Ernst Bischoff-Culm: Der Dichter Walter Heymann 1908 in den Dünen der Kurischen Nehrung. Das Bild ist ein Schlüsselwerk für die Geschichte der Künstlerkolonie Nidden und als Leihgabe der Landsmannschaft Ostpreußen in der Ausstellung zu sehen.


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