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18.04.09 / Vielseitiger Artillerist / Generalmajor Karl von Decker war ein umtriebiger Publizist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-09 vom 18. April 2009

Vielseitiger Artillerist
Generalmajor Karl von Decker war ein umtriebiger Publizist

Generalmajor Karl von Decker war alles andere als ein Kommißkopp. Er war geistig rege, vielseitig interessiert, eloquent, humorvoll, entscheidungsfreudig, unternehmenslustig und selbständig, und er hat sich um das wissenschaftliche Interesse sowie die Verbreitung nützlicher Fachkenntnisse in der Armee verdient gemacht.

Vor 225 Jahren, am 21. April 1784, erblickte der Sohn eines preußischen Artillerieoffiziers bei Berlin das Licht der Welt. Bereits 1797 wurde er Angehöriger der damals in Warschau stehenden Batterie seines Vaters. 1800 wurde er zum Offizier befördert. Am Vierten Koalitionskrieg gegen Frankreich nahm er als Leutnant bei der reitenden Artillerie teil. In der Schlacht von Preußisch Eylau zeichnete er sich dabei so sehr aus, daß ihm der Orden „Pour le Mérite“ verliehen wurde. Nachdem Preußen 1807 in Tilsit mit Napoleon Frieden geschlossen hatte, nutzte der temperamentvolle Artillerist die erstbeste Gelegenheit, um den Kampf gegen den Usurpator fortzusetzen. Er trat dem 1809 gebildeten antinapoleonischen Herzoglich Braunschweigischen Korps bei. Mit dieser Schwarzen Schar nahm er an deren Zug durch Norddeutschland teil und wich schließlich mit ihr vor den napoleonischen Truppen nach England aus, wo er als Rittmeister angestellt wurde.

Nach dem Ausbruch der Freiheitskriege 1813, als Preußen wieder auf der Seite der Gegner des Korsen stand, kehrte Decker in seine Heimat zurück und trug im Range eines Stabskapitäns in den Stäben diverser Brigaden das Seinige zum Sieg der Alliierten über das napoleonische Frankreich bei. An den Schlachten von Kulm und Dresden nahm er dabei ebenso teil wie an der Völkerschlacht von Leipzig. Als Napoleon 1815 von der Insel Elba zurückkehrte, kämpfte er auf Seiten der Alliierten in den Schlachten von Ligny und Belle Alliance. Seine dortigen Leistungen wurden mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet.

Nach den napoleonischen Kriegen leistete Decker weiterhin Stabsarbeit. 1817 wurde er zum Major befördert und geadelt. Im darauffolgenden Jahr wurde Decker mit einer Aufgabe betraut, in der die aus seinem Temperament und seiner Eloquenz resultierende Fähigkeit zu lebendigem Vortrag gut zum Tragen kam. Er wurde Artillerielehrer an der Kriegsschule sowie an der Artillerie- und Ingenieurschule.

Neben der Stabs- und Unterrichtsarbeit verfaßte Decker zahlreiche Lehr- und militärgeschichtliche Bücher wie „Die Artillerie für alle Waffen“, „Der kleine Krieg“ oder „Bonapartes Feldzug in Italien 1796 und 1797“. Seinem ersten, nach den napoleonischen Kriegen in Berlin erschienenen Werk „Das militärische Aufnehmen“ folgte die Betrauung mit der Leitung der Abteilung des topographischen Bureaus. Des weiteren beteiligte Decker sich an der Gründung und Herausgabe diverser militärischer Periodika. So begründete er 1816 mit Otto August Rühle von Lilienstern das „Militär-Wochenblatt“ und gab von 1824 bis 1844 mit Johann Ludwig Urbain Blesson die „Militär-Litteratur-Zeitung“ heraus. Daneben verfaßte Decker unter dem Pseudonym „Adalbert von Thale“ auch leichte Unterhaltungsliteratur für den zivilen Leser. So entflossen Lustspiele wie „Das Vorlegeschloß“ und „Guten Morgen Vielliebchen“ ebenso seiner Feder wie kleine Erzählungen.

Auf Veranlassung des damaligen Chefs der Artillerie, des Prinzen August von Preußen, wurde Decker 1829 in den praktischen Dienst zurückversetzt. Erst nur interimistischer Brigadier der 8., wurde er 1831 wirklicher Brigadier der 1. Artilleriebrigade. 1841 nahm er seinen Abschied. 1842 wurde er noch zum Generalmajor befördert. Am 29. Juni 1844 starb Karl von Decker.     Manuel Ruoff


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