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18.04.09 / Begeistert für die Königsberger Straßenbahnen / Ein Rechtsanwalt aus Kopenhagen hat ein Buch über die Geschichte der öffentlichen Verkehrsmittel in der Pregelmetropole vorgelegt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-09 vom 18. April 2009

Begeistert für die Königsberger Straßenbahnen
Ein Rechtsanwalt aus Kopenhagen hat ein Buch über die Geschichte der öffentlichen Verkehrsmittel in der Pregelmetropole vorgelegt

Es war Mitte der 70er Jahre, als der Däne Henrik Karl Nielsen als Grundschüler über eine Merkwürdigkeit in seinem Schulatlas stolperte. „Kaliningrad (Königsberg Pr.)“ stand dort geschrieben. Warum die russische Stadt allerdings zwei Namen hatte, wurde im Unterricht nicht näher erläutert. Erst in der Oberschule erfuhr der 1969 Geborene dann, daß Deutschland keineswegs immer an der Oder geendet hatte. Dank der Sprachbegeisterung seiner Eltern − die Mutter ist Deutschlehrerin − reiste Nielsen auch ins geteilte Berlin. Als das dänische Fernsehen 1987 „Jokehnen oder wie lange fährt man von Ostpreußen nach Deutschland“ zeigte und er auch noch das Buch „Straßenbahnen in West- und Ostpreußen“ geschenkt bekam, schlug sein passives Interesse in Tatendrang um: 1989 reiste er erstmals ins südliche Ostpreußen. 1995, 1999 und 2003 ging es dann in den Norden, in die ostpreußische Hauptstadt. Der in Kopenhagen tätige Rechtsanwalt entflammte vollends für die Geschichte des Stadtverkehrs, des Stadtbildes und der Straßenbahn der Pregelmetropole, las sich in das Thema ein, recherchierte vor Ort in Archiven und fotografierte. Herausgekommen ist das Buch „Kaliningrad (Königsberg Pr.) – Stadtverkehr, Stadtbild und Straßenbahn“, das vor allem Fotos aus dem Jahr 2006 beinhaltet, die der Autor auf seiner letzten Reise in die Stadt gemacht hat.

Auch wenn dem Autor einige Ungenauigkeiten vor allem sprachlicher Art unterlaufen sind, so ist das Buch doch eine erstaunliche Fleißarbeit, die mit sehr viel Begeisterung zum Thema verfaßt ist. Es ist erstaunlich, wie viele Details der Däne über die Geschichte von Pferdebahn, Straßenbahn und Obus­sen zu nennen weiß. Auch über die Entwicklung der öffentlichen Verkehrsmittel nach dem Zweiten Weltkrieg kann er viel berichten, obwohl sich selbst die Russen des Themas noch nicht umfassend angenommen haben. Allerdings stieß Nielsen immer wieder auf Ungereimtheiten. Große Zahlen, die im Internet genannt werden, entsprechen nicht der tatsächlichen, geringeren Größe des Fuhrparkes der Stadt.

Der Autor hat nicht nur die einzelnen Endhaltestellen besucht und fotografiert, er geht auch auf die Entwicklung der verschiedenen Linien, ob Straßenbahn oder Bus, ein. Auch daß die Straßenbahn voraussichtlich in Kaliningrad keine Zukunft hat, erwähnt der Autor voller Bedauern, hat er doch vorher aufgezeigt, welch große Tradition dieses Fortbewegungsmittel zu deutscher wie zu russischer Zeit aufweist. Auch auf die Hersteller der verschiedenen Waggons geht er ein. Sogar die noch vorhandenen Anlagen der ehemaligen Waggonfabrik L. Steinfurt AG hat er besucht.      Bel

Henrik Karl Nielsen: „Kaliningrad (Königsberg Pr.) – Stadtverkehr, Stadtbild und Straßenbahn“, Europublishers, Kopenhagen 2008, geb., zahlreiche Abbildungen, 120 Seiten, 39,80 Euro

Fotos: Dreimal Steindamm: Die einst belebte Straße (l.) war nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch eine Trümmerlandschaft, schließlich 2006 als typisch sozialistischer Boulevard.


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