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18.04.09 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-09 vom 18. April 2009

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

heute ein bißchen Oster-Nachlese, quer durch unsern Familiengarten. Da ist ein Foto, das viele Leserinnen und Leser an ihre Kindheit erinnern wird. Vor allem, wenn man als Stadtkind zu den auf dem Lande lebenden Verwandten kam – und welche ostpreußische Familie hatte die nicht bei dem Kinderreichtum unserer Vorfahren! Was gab es da alles zu bestaunen, denn jeder Hof bot ja damals noch einen reichen Tierbestand. Vor allem das Kroppzeug hatte es dem Stadtkind angetan: die flaumigen Gisselchen (Gänsekücken), die Truschchen (Kaninchen), die Hietscherchen (Fohlen) und die Keichel (Hühnerküken). Des lieben Gottes Tierreich hatte eben in Ostpreußen sein eigenes Vokabular. Herr Klaus-Jürgen Frank war auch ein Stadtkind, er kam mit seinen Eltern aus Berlin zu Besuch bei seinen ostpreußischen Verwandten in Jurgaitschen, dem Geburtsort seines Großvaters August Frank. Dieser war Schmied gewesen, ging aber schon früh „ins Reich“ und wurde Lokomotivführer. Es muß im Jahre 1934 gewesen sein, als diese Aufnahme entstand, die Klaus-Jürgen Frank jetzt im Nachlaß seiner Mutter entdeckte. Es zeigt den kleinen Klaus-Jürgen, besuchsfein gemacht im weißen Anzug inmitten anderer Kinder beim Füttern der Hühner. Das liebten alle Kinder, und sie bezogen ihre „Hinkel“ in ihre Kinderspiele und Lieder mit ein. Wer erinnert sich noch an das plattdeutsche Liedchen: „Puttheneke, Puttheneke, wat deist op onserm Hoff? Du plöckst ons alle Blomkes af, du moakst et veel to groff“? Oder an das Spiel „Tuck, tuck, tuck, ihr Hühnerchen, was habt Ihr denn getan?“ mit dem verschwundenen Hahn, der dann auf einmal wieder auftaucht – ach ja, wie reich war doch unser ostpreußischer Spielschatz. Das sind nun einmal meine Erinnerungen, Herr Frank hat andere und verbindet sie mit einer Frage: „Wer sind die fünf Kinder, die mit mir gemeinsam fotografiert wurden?“ Sie gehören wohl zur Verwandtschaft, könnten aber auch Nachbarskinder sein. Herr Frank wüßte gerne, wer von ihnen den Krieg überlebt hat. Vielleicht meldet sich ja auch jemand der Abgebildeten bei ihm, das wäre natürlich eine große Überraschung. Den Ortsnamen Jurgaitschen gab es mehrfach im nordöstlichen Ostpreußen, es handelt sich hier um das im Kreis Tilsit-Ragnit südlich der Memel gelegene Kirchdorf, das 1938 in Königskirch umbenannt wurde. Herr Frank würde sich sehr freuen, wenn er Zuschriften bekäme und seine Erinnerungen an den Besuch in der Väterheimat auffrischen könnte. (Klaus-Jürgen Frank, Alpenstraße 50 in 82194 Gröbenzell, Telefon 08142/540340, Fax 08142/51186, E-Mail: cjfrank@t-online.de)

Es ist mir immer eine Freude, wenn ich über Frauen berichten kann, die so unendlich viel für unsere Heimat tun. Deshalb habe ich auch gerne die mir übermittelten, ehrenden Worte für die Leiterin der Ostpreußischen Frauengruppe Göttingen, Frau Ingeborg Heckendorf, übernommen, die Frau Astrid von Günther mir übermittelte. Anlaß war das 40jährige Bestehen dieser Frauengruppe der LO, das am 10. März mit einem Festakt im Göttinger Rathskeller begangen wurde, bei dem die ganze Bandbreite der von Frau Heckendorf initiierten humanitären Hilfe für die Bevölkerung im südlichen Ostpreußen aufgefächert wurde. Daß sie die verdiente Anerkennung fand, bezeugen die Grußworte des Sprechers der LO, Herrn Wilhelm v. Gottberg, der Bundesministerin Frau Dr. Ursula von der Leyen und Herrn Thomas Oppermann, MdB, die des Lobes voll für die von Frau Heckendorf geleitete und geleistete Arbeit sind. Letzterer wies auf die von ihr organisierten über 40 Transporte mit Hilfsgütern hin und bestätigte ihr, daß sie mehr als Not gelindert und der dortigen Bevölkerung geholfen habe, sich den besseren Lebensbedingungen unseres geeinten Europas anzunähern. Damit habe Frau Heckendorf einen unschätzbaren Beitrag zum gegenseitigen Verständnis der Menschen geleistet. Die Bundesvorsitzende der ostpreußischen Frauenkreise, Frau Uta Lüttich, würdigte mit warmen Worten die unermüdliche Tätigkeit von Frau Heckendorf und listete die Ehrungen auf, die diese für ihren Einsatz erhielt: das Goldene Ehrenzeichen der LO, die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, Ehrung in Allenstein vom Vorsitzenden der Deutschen Minderheit, Empfang und Überreichung einer Ehrentafel durch den Bürgermeister in Treuburg. Frau Lüttich wünschte der auf dem Festakt Geehrten, daß sie noch viele Jahre die Kraft haben möge, die vielfältigen Aufgaben für die Landsleute in der Heimat zu erfüllen und die ihr seit 40 Jahren am Herzen liegende Frauengruppe zu leiten.

Und das wird Frau Heckendorf auch tun, denn sie gibt – wie sie selber bestätigte – weder die Leitung der Frauengruppe noch ihre Fahrten mit Hilfsgütern auf. Seit 1991 führen sie nach Ostpreußen, das Stammland ihres Mannes – sie selber wurde in Wilhelmshaven geboren –, allerdings nicht in dessen engere Heimat in der südlichen Teil. Am 12. Mai wird sie zu der 42. Fahrt, die von Göttingen über Posen, Thorn, Osterode und Allenstein bis nach Treuburg führt, aufbrechen. Von Treuburg geht es für einen Tag nach Suwalki, wo Frau Heckendorf zwei Familien betreut. Wie immer wird sie Genußmittel wie Kaffee mitnehmen sowie Kleider, Wäsche, Schuhe und andere Hilfsgüter. Diese verteilt sie persönlich auf ihrer Fahrt über die Dörfer, denn so bekommt sie Einblick, wo die Not am größten ist. Die Menschen sind sehr dankbar für die Hilfe, denn der Verdienst ist oft sehr gering, die Arbeitslosigkeit groß. Viele ältere Frauen müssen von einer Rente von zirka 500 bis 600 Zloty (115 bis 140 Euro) leben. Leider kann Frau Heckendorf nur noch einmal im Jahr diese Hilfsreise durchführen, da sie fast alle Unkosten alleine trägt. Unterstützung bekommt sie vor allem durch Sachspenden. Ihr auf der Jubiläumsfeier vorgetragener Tätigkeitsbericht dürfte auch in dieser Hinsicht ein positives Echo finden, es wäre der Unermüdlichen zu wünschen, die über die Beschwerden, die das Älterwerden nun einmal mit sich bringt, hinwegsieht. Sie gebraucht zwar nach Hüft- und Knieoperationen Gehhilfen, aber die Augen sind gut! Das bestätigt sie uns selber, denn es hatten sich in dem Vorbericht über die Jubiläumsfeier einige Unstimmigkeiten eingeschlichen. Da diese Anfang März erfolgte Veröffentlichung ein Vorabgruß an die Göttinger Gruppe und ihre Leiterin sein sollte, konnte man die Betreffende auch nicht direkt befragen. Liebe Frau Heckendorf, ich möchte diese, nun im Rahmen unserer Ostpreußischen Familie geschriebenen Zeilen mit dem von Ihnen gewählten Leitspruch für ihre Hilfsfahrten beenden, weil er auch für unsere Familienarbeit maßgeschneidert ist:

Gemeinschaft zu praktizieren ist nicht leicht, aber erfreulich ist jede Unternehmung mit Menschen, die bereit sind, sich einzufügen zum Gelingen der gemeinsamen Sache.

Man könnte auch sagen „sich einzubringen“, und das gilt besonders für diejenigen, die aus zeitlichen oder anderen Gründen sich nur sporadisch an einer guten Sache beteiligen können. Und zu dieser gehören auch die Heimatstuben, von denen wir in letzter Zeit öfters berichtet haben, so in Folge 9 in Bezug auf das von Herrn Werner Schlenter aus Essen bei der Auflösung eines Haushaltes entdeckte Ölbild, das wohl ohne unseren Landsmann auf dem Sperrmüll gelandet wäre. Leider hat er und haben auch wir bisher nicht herausfinden können, wo der Maler des Bildes, das mit „Frd. Glas“ gezeichnet ist, gelebt hat, das Motiv weist auf Masuren hin. Herr Schlenter will es jedenfalls einer Heimatstube übergeben, und in diesem Zusammenhang meinte er, daß es sinnvoll wäre, einmal eine Liste aller Heimatstuben anzufertigen. Denn gerade bei der Auflösung von Vertriebenenhaushalten landen viele Erinnerungsstücke durch Unwissenheit der damit Beauftragten auf dem Müll – für manche Heimatstube wären sie eine Bereicherung. Herr Schlenter bekam auf diese Anregung hin Zuschriften darunter von einer Leserin, die beim Aufräumen des Haushalts ihrer Mutter, einer Königsbergerin, viele Gebrauchsgegenstände fand, die zweifellos noch von dort stammen. Vermutlich waren schon einige andere Erinnerungsstücke weggeworfen worden, die Tochter rettete noch, was zu retten war, und wollte die Sachen nun einer Heimatstube übergeben. Sie wandte sich deshalb an Herrn Schlenter, der ihr gute Ratschläge geben konnte. Er meinte nun, dieser Anlaß sei ein Grund mehr, noch einmal auf das Thema einzugehen. Es sind nicht nur die Nachlaßnehmer, die oft aus Unkenntnis des ideellen Wertes mancher Dinge nicht den richtigen Weg finden, sondern auch die Besitzer der durch Krieg und Flucht geretteten Stücke, die aus Alters- oder Krankheitsgründen ihren Haushalt auflösen müssen und nicht wissen, wem sie die von ihnen geliebten Dinge anvertrauen sollen. Oft wird nach einer Heimatstube in der Nähe gefragt, um einen langen Transportweg zu vermeiden, andere wünschen, daß ihr Nachlaß dem Heimatkreis, dem die Erinnerungsstücke zuzuordnen sind, übergeben wird. Es wäre schon sinnvoll, daß – wie Herr Schlenter angeregt hat – wir eine Liste der Heimatstuben anfertigen, die weitere Relikte aus der Heimat aufnehmen wollen und können. Ich schlage vor, daß sich diese Heimatstuben bei uns melden mit der Angabe, an welchen Sachen sie besonders interessiert sind – wie Bücher, Bilder, Briefe, Textilien, Keramiken, Gebrauchsgegenstände – und was für sie nicht in Frage käme, weil ähnliche Dinge bereits vorhanden sind oder die nötige Lager- und Ausstellungfläche fehlt. Eine genaue Ortsbeschreibung sowie Anschrift und Telefonnummer der Betreuer der Heimatstube müssen angegeben werden. Falls Prospekte, Flyer oder Kurz-Infos vorhanden sind, bitte diese beilegen. Wenn sich dann Abgabewillige bei mir melden, kann ich sie auf die Heimatstube hinweisen, die für ihren Nachlaß die geeignete wäre. Wollen mal sehen, ob das klappt. Wie bei Herrn Schlenter, der für eigene Gegenstände, die noch bei ihm zu Hause schmoren, Adressen in Bochum (Kreis Neidenburg) und Gelsenkirchen (Kreis Allenstein) ausfindig machen konnte.

Eure Ruth Geede

Foto: Klaus-Jürgen Frank im weißen Anzug mit anderen Kindern in Jurgaitschen: Wer etwas über das weitere Schicksal der anderen Kinder weiß, wende sich an Klaus-Jürgen Frank, Alpenstraße 50 in 82194 Gröbenzell, Telefon (08142) 540340, Fax (08142) 51186, E-Mail: cjfrank@t-online.de


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