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18.04.09 / Noch einmal Schmetterlinge im Bauch / Wenn Senioren eine neue Partnerschaft suchen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-09 vom 18. April 2009

Noch einmal Schmetterlinge im Bauch
Wenn Senioren eine neue Partnerschaft suchen

Viele Menschen über 50 Jahre leben allein. Manche von ihnen sind verwitwet, manche leben in Trennung oder Scheidung, manche haben den passenden Partner einfach noch nicht gefunden. Jemanden kennenzulernen und eine Partnerschaft aufzubauen ist gerade für die „Generation 50 plus“ nicht einfach, vor allem nicht für Frauen. Wichtigster Hinderungsgrund ist, daß Männer im entsprechenden Alter oftmals nach jüngeren Frauen suchen. Das bestätigt auch Christa Appelt, Inhaberin einer Partneragentur. „Tatsächlich orientieren sich meine Herren altersmäßig zunächst gerne nach unten“, erzählt Appelt. Wenn die Chemie stimme, sei der Altersunterschied aber nicht mehr wichtig. Dennoch scheinen einige Damen klar im Vorteil zu sein. „Witwen sind beliebt, weil kein Ex-Mann auftauchen kann“, so Appelt. „Geschätzt wird auch eine Frau mit Stil, Wärme und glücklichem Naturell – Männer suchen das anschmiegsame Weib.“ Die 54jährige ist bereits 15 Jahre in der Partnervermittlung tätig, gründete Anfang der 90er Jahre ihr erstes eigenes Institut in Berlin, Filialen in München, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und Zürich folgten.

Tatsächlich waren Frauen über 50 nie so attraktiv und jung wie heute. Zugleich nehmen sie sich in diesem Alter die Freiheit, ihr Leben und Lieben nach eigenen Wünschen zu gestalten. „Frauen stehen jetzt nicht mehr unter dem Druck, eine Familie zu gründen“, erklärt die Beziehungsforscherin Wiebke Neberich. „Viele Zwänge, die eine frühe Beziehung bestimmt haben, gibt es nicht mehr“, so die Psychologin.

Die langjährige Erfahrung macht entschiedener, aber auch toleranter. Weibliche Singles 50 plus sind sehr großzügig, was Äußerlichkeiten angeht. Stattdessen geht es um eine Beziehung auf Augenhöhe und darum, sich Freiräume zu bewahren, so das Ergebnis einer Studie, die das Onlineportal Parship in Auftrag gab.

Viele Senioren entdecken gerade dabei auch eine neue Form von Partnerschaft: das Zusammenleben in getrennten Wohnungen. „Living apart toge-ther“ (getrenntes Zusammenleben) heißt die Alternative zum gemeinsamen Haushalt. Immer mehr Senioren gelingt es so, im Alter eine neue Partnerschaft zu gründen. Sie wollen sich nicht zu eng aneinander binden, suchen aber Vertrauen und Verläßlichkeit. „Eine gute Partnerschaft im Alter ist eine psychologische Leistung“, sagt Professor Andreas Kruse, Gerontologe an der Universität Heidelberg.

Senioren heute haben also gute Chancen, auch mit 60, 70 oder gar 80 Jahren noch einmal eine erfüllte Partnerschaft zu finden. Die Gesellschaft schaut nicht mehr pikiert zur Seite, wenn sich jung verliebte Senioren händchenhaltend in der Öffentlichkeit zeigen. „Oft aber reagieren Familienangehörige, insbesondere die eigenen Kinder, irritiert, wenn ältere Familienmitglieder eine neue Liebe erleben“, weiß Appelt. Doch ebenso wie neue Beziehungen eingegangen und auch Ehen im fortgeschrittenen Alter geschlossen werden, trennen sich auch immer mehr Senioren nach langjähriger Partnerschaft. Laut Insa Fooken, Professorin für Entwicklungspsychologie an der Universität Siegen, machen späte Scheidungen mittlerweile rund ein Fünftel der gesamten Scheidungen aus. Wie die künftige Generation 50plus leben und mit dem Thema Liebe umgehen wird, können auch Experten nur schwer vorhersagen. Allein schon durch die wachsende Zahl von Single-Haushalten wird sich die nächste Altengeneration verändern. Immer weniger Frauen und Männer haben dann überhaupt noch Erfahrung im dauerhaften Zusammenleben – auch wenn sie immer wieder neue Partnerschaften geführt haben. Das getrennte Zusammenleben könnte daher in der nächsten Generation von Senioren noch zunehmen, denn mit dem Alter sinken die Chancen, Erfahrungsdefizite auszugleichen und doch noch die große Liebe für ein gemeinsames Leben zu finden. Corinna Weinert

Foto: Gemeinsame Interessen verbinden: Die Generation 50plus ist aktiver denn je.


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